zum Hauptinhalt
Nach der Entführung eines Bankers im Oktober 2012 durchkämmten 400 Polizisten den Wald in Storkow

© Nestor Bachmann/dpa

Prozess gegen "Maskenmann": Hat die Polizei Fehler gemacht?

Bei der Suche nach dem „Maskenmann“ gab es offenbar Fehler. Doch gefährden sie jetzt den Prozess? Und könnte es sogar zu einem Freispruch kommen?

In Brandenburgs Polizei gibt es ernsthafte Sorgen, dass der Prozess gegen den mutmaßlichen sogenannten „Maskenmann“ wegen Ermittlungsfehlern am Ende mit einem Freispruch enden könnte. „Unser Bauchgefühl sagt uns, er ist es“, sagte ein Ermittler dem Tagesspiegel. Aber es sei nicht mit der nötigen Sorgfalt ermittelt worden. Das könne der Anklage in dem Prozess auf die Füße fallen und den Ruf der Polizei in Brandenburg weiter belasten.

Seit Montag muss sich Mario K. vor dem Landgericht Frankfurt (Oder) wegen versuchten Mordes, versuchten Totschlags, schwerer Körperverletzung und räuberischer Erpressung verantworten. Der 46-Jährige soll 2011 und 2012 zwei Berliner Millionärsfamilien in ihren Häusern in Bad Saarow und Storkow überfallen und dabei auch einen Manager entführt haben. Der Angeklagte wurde nach langer Fahndung in einem der größten Polizeieinsätze Brandenburgs gefasst.

Doch bei der mit 60 Beamten besetzten Soko Imker war es bei den Ermittlungen alles andere als rund gelaufen. Einem Beamten soll mit Konsequenzen gedroht und untersagt worden sein, in alle Richtungen zu ermitteln. Weil er Bedenken hatte und sich für den Zweifelsfall absichern wollte, hatte sich der Fahnder selbst angezeigt – wegen Strafvereitlung im Amt. Demnach seien Widersprüche in den Aussagen eines Opfers vom Chef der Soko bewusst ignoriert worden. „Andere Meinungen wurden in der Ermittlungsgruppe nicht akzeptiert“, stellte er fest. Auch andere Beamte beklagten, dass die Ermittlungen einseitig auf Mario K. fixiert und – entgegen der gesetzlichen Pflicht – entlastende Fakten und Widersprüche beiseitegeschoben worden sein sollen. Dazu gehört auch, dass ein entführter Unternehmer, nachdem ihm die Flucht vor dem Maskenmann gelungen war, nicht gerichtsmedizinisch auf Fesselspuren und Unterkühlung untersucht worden ist. Der Ermittler kritisierte auch, dass das Opfer nach der Flucht nicht vernommen werden konnte. Mehrere Beamte bestätigten, dass der Unternehmer darauf bestanden habe, nur mit Polizeipräsident Feuring persönlich zu sprechen. Zudem soll die Soko-Führung ein Gutachten zu den Aussagen des Opfers zurückgehalten haben, das Widersprüche offenlegt. Eine DNA-Untersuchung, um einen anderen Verdächtigen als den Maskenmann zu prüfen, soll von der Soko-Leitung untersagt worden sein.

Auch Andreas Schuster, Landeschef der Gewerkschaft der Polizei (GdP), der die Kollegen aus der Soko kennt, sagt: „Es wurde nicht umfassend und intensiv genug und mit der nötigen Sorgfalt in alle Richtungen ermittelt.“ Die Ermittler hätten unter hohem Druck gestanden, „schnell zu einem Ergebnis zu kommen, um die Bevölkerung zu beruhigen und um zu zeigen, dass die Polizei gute Arbeit bei schwerster Kriminalität leistet“.

Ein Sprecher des Polizeipräsidiums sagte, der Fall sei intensiv geprüft worden. „Zu Einzelheiten werden wir uns während des laufenden Prozesses nicht äußern.“ Tatsächlich wurden einige Beamte wegen ihrer Kritik versetzt. Auch der Ermittler, der die Selbstanzeige stellte. Er und der Soko-Chef sollen im September vor Gericht aussagen.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false