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Prozess: Geschlagen, geschüttelt, getötet

Dennis war erst sieben Monate alt, als er starb. Sein Vater schüttelte ihn zu Tode, die Mutter will davon nichts mitbekommen haben - obwohl ihr Mann schon früher zu Gewalt neigte. Am Freitag begann der Prozess gegen beide.

Die Mutter war im Bad mit ihren Haaren beschäftigt, als ihr Baby im Schlafzimmer wieder einmal schrill schrie. Sie sagte später der Polizei, dass sie den Vater des kleinen Dennis toben hörte. „Stress mich nicht“, soll er sein Baby angebrüllt haben. Die 22-jährige Mutter dachte: „Nicht schon wieder.“ Sie blieb untätig. Im Nebenzimmer wurde der sechseinhalb Monate alte Junge zu Tode geschüttelt. Gestern begann der Prozess gegen die Eltern.

Als ihr Baby zwei Wochen alt war, soll Daniela F. den ersten brutalen Übergriff beobachtet haben. Manfred R. habe seinem Sohn mehrfach in den Bauch geschlagen. „Mit erheblicher Kraft.“ Wiederholt soll der 23-jährige Vater sein Baby geschüttelt haben. „Dabei wippte der Kopf hin und her“, sagte die Mutter später aus. Dennis habe dann immer „hysterisch geschrien“ und „gehechelt“. Die rohe Gewalt am Morgen des 23. Januar führte zu schwersten Hirnverletzungen. Die Mutter alarmierte zwar die Feuerwehr. Doch für das Baby kam jede Hilfe zu spät.

Die beiden Spandauer lernten sich bereits in der Schule kennen. Daniela F. war 16 Jahre alt, als sie schwanger wurde; die Tochter gaben sie zur Adoption frei. Als Dennis fünf Wochen alt war, besuchte eine Sozialarbeiterin die Familie. Das Kind habe einen gepflegten Eindruck gemacht, hieß es später. Auch aus Sicht einer Hebamme, die Dennis sechsmal sah, sei alles in Ordnung gewesen. „Wenn ich etwas gesagt habe, wurde er nur noch genervter“, sagte Daniela F. gegenüber einer Kriminalpolizistin. Die Anklage geht von gemeinschaftlicher Misshandlung und Körperverletzung mit Todesfolge aus. Durch ihre Untätigkeit sei die Mutter zur Täterin geworden. 

Kerstin Gehrke

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