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Berlin: Prozess: Mieterin durch Kopfschuss getötet

Die Tat schien unerklärlich. Doris Kirche, eine Buchhalterin aus Wilmersdorf, galt als freundlich, war allseits beliebt.

Die Tat schien unerklärlich. Doris Kirche, eine Buchhalterin aus Wilmersdorf, galt als freundlich, war allseits beliebt. Es gab keine Schulden, keine Feindschaften. So blieb jahrelang unklar, warum die 54-Jährige am 22. Februar 1993 an ihrem Arbeitsplatz in einem Kreuzberger Autohaus erschossen wurde. Erst fünf Jahre später, nach einem Hinweis aus dem Umfeld der mutmaßlichen Killer, stießen die Fahnder auf mögliche Täter und das Motiv: weil sie ihre große und billige Wohnung nicht räumte, wurde Doris Kirche im Auftrag eines Immobilienmaklers erschossen.

Mit dem Griechen Georgios D. muss sich seit gestern einer der beiden mutmaßlichen Killer vor dem Berliner Landgericht verantworten, die Makler Eberhard H. laut Anklage angeheuert hatte. Von dem 29-Jährigen fehlte 1999, als der Makler und der Grieche Joannis S. auf der Anklagebank saßen, jede Spur. Beide hatten die Vorwürfe bestritten. Doch nach sechsmonatigem Indizienprozess waren die Richter von ihrer Schuld überzeugt. Der 57-jährige Makler und der 33-jährige Grieche S. wurden zu lebenslanger Haft verurteilt.

Doris Kirche bewohnte seit 1978 für nur 800 Mark eine über 170 Quadratmeter große Fünf-Zimmer-Wohnung in der Nassauischen Straße. 1989 hatte ein Zahnarzt die Wohnung gekauft. Erst nach Vertragsabschluss erkannte der neue Besitzer, dass er weder die Miete hochsetzen durfte, noch die Frau auf die Straße setzen konnte. Als all seine Versuche, die Mieterin zum Auszug zu bewegen und damit freie Bahn für weitere Immobiliengeschäfte zu haben, scheiterten, versprach Makler H., "das Problem zu lösen".

Für je 10 000 Mark Lohn soll er die Killer angeheuert haben. Als der Todesschütze im Büro am Tempelhofer Ufer mit einer Schrotflinte auf Doris Kirche zielte, saß sie am Schreibtisch. Es war ihr erster Arbeitstag nach einem Traumurlaub auf den Galapagos-Inseln. Sie starb noch am Tatort.

Georgios D. bestritt nun wie sein Landsmann und der Makler den Mordvorwurf. "Stimmt nicht, aber ich will nichts weiter sagen", erklärte der Kellner. Die Staatsanwaltschaft stützt sich in ihrer Anklage vor allem auf die Aussage eines Griechen.

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