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Berlin: Prozess um Missbrauch Minderjähriger

Die Mädchen waren 13, 14 und 15 Jahre alt. Sie feierten und tranken mit den jungen Männern, sie wehrten sich später nicht, wenn es intim wurde.

Die Mädchen waren 13, 14 und 15 Jahre alt. Sie feierten und tranken mit den jungen Männern, sie wehrten sich später nicht, wenn es intim wurde. Zwei Männer müssen sich jetzt vor dem Landgericht verantworten, weil sie sich mit vier Freunden methodisch an die Mädchen herangemacht haben sollen. Es geht um insgesamt etwa 280 Fälle des sexuellen Missbrauchs. Zudem sollen der 27-jährige Marko S. und der ein Jahr ältere Stephan H. einen 16-Jährigen vergewaltigt haben.

Es geschah zwischen September 2000 und August 2004. Der weitaus größte Teil der Übergriffe in Weißensee wird Marko S. angelastet. Immer wieder sei es zum einvernehmlichen Sex gekommen, wobei er die fehlende Fähigkeit seiner Opfer zur sexuellen Selbstbestimmung ausgenutzt habe. Eines der Mädchen sei noch nicht 14 Jahre alt und damit ein Kind gewesen, die anderen noch nicht 16. Zum Teil soll es auch zu Handgreiflichkeiten gekommen sein. Eine Schülerin habe er aus Eifersucht attackiert.

Marko S. wirkt nicht wie ein Mädchenschwarm. Er ist ein blasser Typ mit schmalen Schultern. Er ist vorbestraft, wegen kleinerer Delikte wie Beleidigung und Schwarzfahren. So ähnlich sieht das Vorstrafenregister des Mitangeklagten aus. Seit Herbst letzten Jahres sitzen die Männer, die einst Arbeitskollegen waren, in U-Haft. Es drohen Haftstrafen bis zu zehn Jahren. Während der Hauptangeklagte mit einem stillen Lächeln die Aussage zunächst verweigerte, äußerte sich Stephan H. zu einem Fall. „Da war eine Party, ich hab’ getrunken, mich hingelegt, dann kam sie, und es passierte“, sagte der Angeklagte. Er will nicht gewusst haben, dass das Mädchen noch keine 16 Jahre alt war. „Es war nicht geplant“, sagte er, „es geschah eben aus einer Sektlaune heraus.“

Das mit 13 Jahren jüngste Opfer hatte die Ermittlungen mit einer Aussage bei der Polizei ins Rollen gebracht. Andere Mädchen sollen in ersten Vernehmungen nicht gerade mitteilungsfreudig gewesen sein, vielleicht weil sie freiwillig zu den Männern mitgegangen waren. Aus Sicht der Anklage wurden sie aber gnadenlos ausgenutzt. Der Prozess wird am 3. Juli fortgesetzt.

Kerstin Gehrke

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