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Die Tat geschah in der Nähe des U-Bahnhofs Gneisenaustraße.

© dpa/Christophe Gateau

Prozess vor Berliner Landgericht: Auslöser für Schüsse vor Späti in Kreuzberg soll verletzter Stolz gewesen sein

Nach beinahe tödlichen Schüssen auf einen Mann vor einem Spätkauf in Kreuzberg hat am Landgericht der Prozess gegen einen 24-Jährigen begonnen.

Ein Mann soll einen anderen nicht richtig gegrüßt haben. Für die vermeintliche Schmach wurde aus Sicht der Staatsanwaltschaft blutige Rache genommen. Den Tätern sei es gleichgültig gewesen, auf welchen Angehörigen der anderen Familie sie trafen.

Vier Schüsse fielen nur Stunden nach dem Streit der verschwägerten Familien, ein damals 29-Jähriger überlebte nur knapp. Szenen wie in einem Mafia-Streifen. Einer der Akteure soll Guiseppe T. gewesen sein. Dem 24-Jährigen wird seit Donnerstag der Prozess gemacht.

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Die Anklage lautet unter anderem auf versuchten Mord. Heimtückisch und aus niedrigen Beweggründen sollen sich T. und zwei Komplizen am Abend des 27. November 2020 zu einem Spätkauf in Kreuzberg begeben haben. Zwei der Männer seien aus dem grauen Wagen ausgestiegen – vermummt, mit Pistolen bewaffnet. Gezielt hätten sie auf einen Mann geschossen, der arglos mit mehreren Frauen vor dem Späti an der Mittenwalder Straße stand.

Eines der Projektile blieb am Rücken an einem Wirbel hängen

Guiseppe T. soll einen Schuss abgegeben haben, ein bislang unbekannter Mittäter habe drei Kugeln abgefeuert. Eines der Projektile blieb am Rücken an einem Wirbel hängen. Das habe dem Mann aus der Großfamilie Al A. das Leben gerettet. Weitere Schüsse trafen den Oberschenkel und den Rücken. In der Annahme, sie hätten den damals 29-Jährigen tödlich getroffen, seien die Schützen geflohen.

Fahrer des Fluchtwagens sei Bader El-M. gewesen. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass er derjenige war, der sich Stunden zuvor nicht respektvoll genug gegrüßt gefühlt habe. Ein Angehöriger der Familie Al A., die über eine Tante mit der Großfamilie El M. verschwägert sei, habe dem „lebensälteren“ Bader El M. „nicht zuerst den der Tageszeit entsprechenden Gruß entboten“, heißt es in der Anklage. Er habe sich „zu äußerstem Zorn gereizt“ gefühlt.

DNA-Spuren führten zum mutmaßlichen Täter

Bader El M. wurde rund zwei Monate nach der Tat verhaftet. Das Landgericht verurteilte den 22-jährigen Deutschen aus einer libanesischstämmigen Familie in einem früheren Prozess zu achteinhalb Jahren Haft. Das Urteil ist allerdings noch nicht rechtskräftig. Guiseppe T. befindet sich seit Ende Oktober in Untersuchungshaft.

DNA-Spuren sollen ausschlaggebend gewesen sein für T.s Festnahme. Und auch Kommissar Zufall: Es soll lange nach den Schüssen in einem Auto eine der beiden Tatwaffen gefunden worden sein – mit einer sichergestellten Spur, die ihn belaste.

Zudem muss sich T. – ein Mann mit italienischer Staatsbürgerschaft – wegen eines Raubüberfalls auf Geldboten in einem Neuköllner Einkaufszentrum verantworten.

Auch im Fall des Raubüberfalls war es eine DNA-Spur, die zu T. geführt haben soll: Die Täter flüchteten über einen Zaun, einer blieb hängen, ein Fetzen seiner Trainingshose blieb zurück. T. schwieg nun. Sein Anwalt erklärte: „Vorläufig keine Angaben.“ Der Prozess geht am 18. August weiter.

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