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Einsatzkräfte der Polizei und Kriminaltechniker stehen in der Nähe des Tatorts.

© dpa/Paul Zinken

Prozessauftakt Tiergarten-Mord: Angeklagter Tschetschene bestreitet Mord an Susanne Fontaine

Vor Gericht schweigt der Angeklagte. Doch in einer früheren Stellungnahme soll der Tschetschene die Tat bestritten und sich als Dieb dargestellt haben.

Der mutmaßliche Mörder der Kunsthistorikerin Susanne Fontaine hat zum Auftakt des Prozesses im Fall Susanne Fontaine vor dem Berliner Landgericht eisern geschwiegen. Eine Anwältin des Mannes erklärte zu Prozessbeginn am Mittwoch, ihr Mandant werde sich "heute nicht" äußern. Aus einer verlesenen früheren Stellungnahme des aus Tschetschenien stammenden Angeklagten geht aber hervor, dass er die Mordvorwürfe bestritten hat. Er habe die Leiche gefunden, nach Wertsachen durchsucht und ein Handy sowie etwas Kleingeld an sich genommen, heißt es in der bei einem Haftprüfungstermin protokollierten Aussage.

Der Medienandrang war groß, als die Verhandlung vor einem Jugendgericht begann. Der Ehemann der Getöteten als einer der Nebenkläger saß dem mutmaßlichen Mörder gegenüber. Der Witwer hatte den Saal schweigend betreten. Seine Tochter, die ebenfalls Nebenklägerin ist, war nicht persönlich erschienen. Für den Angeklagten, der äußerlich regungslos die Vorwürfe hörte, ist es nicht der erste Prozess in Deutschland. Er ist wegen Raubes vorbestraft und sollte nach Verbüßung einer verhängten Haftstrafe eigentlich abgeschoben werden.

Es war 22.15 Uhr am 5. September 2017, als sich die 60-jährige Susanne Fontaine, Kastellanin im Schloss Glienicke und im Jagdschloss auf der Pfaueninsel, nach einem Treffen mit Freundinnen im Berliner Schleusenkrug auf den Heimweg machte. Ilyas A. soll die arglose Frau plötzlich attackiert, erwürgt, tief in ein Gebüsch gezerrt und ausgeraubt haben. Er sei mit „mindestens zwei Euro“ und dem Handy der Getöteten geflohen, heißt es in der Anklage. Dem Russen ohne festen Wohnsitz in Deutschland wird heimtückischer Mord aus Habgier und Verdeckungsabsicht vorgeworfen.

Über das geraubte Handy kamen ihm Ermittler auf die Spur

In seiner Stellungnahme am 7. März hatte A. über einen seiner Anwälte erklärt, er sei zur Tatzeit nicht im Tiergarten, sondern in einem Internetcafé gewesen. „Ziemlich betrunken“ habe er sich um fünf Uhr morgens auf den Weg Richtung Moabit gemacht und dabei den Tiergarten durchquert. Als er sich erleichtern wollte, habe er im Gebüsch einen Körper entdeckt. „Ich wollte unbemerkt Wertsachen wegnehmen.“ Möglicherweise habe er den Leichnam berührt. Dann habe ihn die Situation überfordert. In Angst und Panik habe er den Tiergarten und später auch Berlin verlassen.

Die Ermittler waren über das geraubte Handy auf den Angeklagten gekommen. Eine Woche nach dem Verbrechen wurde er in Polen gefasst. Damals behauptete er, das Handy habe er auf einem Markt gekauft. Auch an der Leiche sichergestellte DNA-Spuren sollen den 18-Jährigen belasten. Elf Prozesstage sind bislang terminiert. 

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