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Schläge zum Geburtstag: Ein in Deutschland nicht unübliches Ritual.

© dpa

Prügel statt Glückwunsch: Ein weiteres Kapitel im Buch der Verrohung

Schläge zum Geburtstag - Was ist das für eine Sitte? Woher kommt sie? Nachdem ein Neuköllner Junge von Mitschülern an seinem Geburtstag dermaßen traktiert wurde, dass er ambulant behandelt werden musste, kocht das Thema hoch.

Glaubt man dem Internet, wird das Problem seit etwa zehn Jahren als solches wahrgenommen: Geburtstagsschläge. „Eine Sitte aus der Türkei!“, heißt es gelegentlich mit entschuldigendem Unterton, archaische Rituale, was soll man da machen? Unsinn, entgegnet das türkische Generalkonsulat. Unzweifelhaft: Es handelt sich um eine heute in Deutschland nicht unübliche Sitte. Eine Gruppe von Schülern schnappt sich einen, der Geburtstag hat, und schlägt ihn, jeder einmal pro Jahr, sechs Schläger am 16. machen also 96 Schläge. Viele Opfer sehen danach grün und blau aus.

Opfer – das ist das Schlüsselwort. Opfer sind in der aktuellen Jugendsprache die untere Kaste. Sie wehren sich nicht oder wehren sich doch und unterliegen. Und wer erst einmal am Boden liegt, gibt den anderen damit das Recht, noch einmal nachzutreten. Jedenfalls in der brutalen Logik der Täter.

In den Schulen kocht das Thema immer mal wieder hoch, seit 2002 in Stadthagen gegen eine Schülergruppe ermittelt wurde. Nun, kein Wunder, auch mal in Neukölln. Ein weiteres Kapitel im Buch der allgemeinen Verrohung.

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