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Berlin: Pyramide wird zum Scherbenhaufen

Schloßplatz-Zeltstadt mit Riesen-Gästebuch vor der Pleite: Geldgeber zogen sich zurückVON CHRISTIAN VAN LESSEN BERLIN.Böses Erwachen auf dem Schloßplatz: Die Träume von "Kunst, Kultur und Unterhaltung" in der kleinen Zelt- und Containerstadt auf dem Schloßplatz in Mitte sind geplatzt.

Schloßplatz-Zeltstadt mit Riesen-Gästebuch vor der Pleite: Geldgeber zogen sich zurückVON CHRISTIAN VAN LESSEN BERLIN.Böses Erwachen auf dem Schloßplatz: Die Träume von "Kunst, Kultur und Unterhaltung" in der kleinen Zelt- und Containerstadt auf dem Schloßplatz in Mitte sind geplatzt."Goldene Pyramide verriegelt, Millionen Schulden, blitzartiger Rückzug der Schuldner ins Ausland", meldeten gestern ehemalige Mitarbeiter des Projekts.Das "größte Gästebuch der Welt" in der Pyramide ist geschlossen, aus dem geplanten und wiederholt verschobenen Musical "Berlin: Himmel und Hölle" wird an dieser Stelle nichts mehr. Wer die Pyramide gestern besuchen wollte, erfuhr am Eingang: "Aus technischen Gründen geschlossen".Die Gründe sind eher finanzieller Art.Der frühere künstlerische Leiter der "Schloßpalast GbR", Emil Neupauer, und der Erfinder und Verpächter des Gästebuchs, Tom Buchwald, ließen derweil eine Erklärung verbreiten, in der vom Scheitern des Projekts die Rede ist.Die verantwortlichen Schweizer Geschäftsleute hätten einen "Scherbenhaufen zurückgelassen".Anstelle der garantierten Millionen-Investitionen stünden auf dem Schloßplatz nur einige Dutzend um mehr als zwei Millionen Mark geschädigte Gläubigerfirmen und geprellte Mitarbeiter. Die Hoffnungen von mehr als 60 Lieferanten, Handwerkern und Angestellten seien getäuscht worden, die Ankündigungen der Schloßpalast GbR, für das Projekt vier bis sechs Millionen Mark bereitgestellt zu haben und gar Gesamtinvestititonen von 12 Millionen Mark zu erwarten, hätten sich als "simple Hochstapelei" erwiesen, hieß es.In Wahrheit sollen die Geschäftsleute lediglich 360 000 Mark investiert haben und sich seit Monaten weigern, den aufgehäuften Schuldenberg abzutragen.Nun sei den Berliner Mitarbeitern per Fax aus Zürich mitgeteilt worden, daß die Gesellschaft die Tätigkeit eingestellt und alle Verträge mit sofortiger Wirkung gekündigt habe. Einer der Gesellschafter ist der Berliner Paul Werner Wagner, dessen Veranstaltungsagentur Palamedes sich seit einigen Wochen im Gesamtvollstreckungsverfahren befindet.Wagner bestätigte gestern das Scheitern des als "Schloß-Palast Berlin" angekündigten Vorhabens."Es sieht so aus, als ob Lieferanten geprellt worden sind".Der Schaden liege aber auch bei den Schweizer Hauptgesellschaftern, die sich vom Projektmanagement betrogen fühlten.Die Finanzierung habe jedenfalls nicht hingehauen, für das geplante Theaterzelt hätten die Mittel gefehlt, und die westdeutsche Stahlbaufirma, die für rund eine halbe Million Mark das Zelt aufgebaut und dafür noch kein Geld gesehen bekam, habe als Hauptgläubiger auf eine "saubere Lösung" gedrängt.Das Unternehmen sei bereit, die Pyramide stehenzulassen, wenn ein neues, zustimmungsfähiges Konzept vorliege.Wagner teilte weiter mit, er stehe mit Interessenten in Verhandlungen, um wenigsten die weitere Nutzung der Pyramide zu gewährleisten.Das Tiefbauamt Mitte, das die Sondernutzungsgenehmigung erteilt hatte, verwies gestern auf die Stahlbaufirma als "Konkursverwaltung". Damit nimmt die im April gestartete Schloßplatz-Investition, von Anfang an mit viel öffentlicher Skepsis begleitet, ein vorzeitiges Ende.Ursprünglich war vorgesehen, die Pyramide, ein Theater-Zelt für 700 Personen und Stände mit "Erlebnis-Gastronomie" bis Ende September nächsten Jahres am Ort zu lassen.In der 18 Meter hohen Pyramide, vom Wiener Künstler Ernst Fuchs gestaltet und vom Berliner Architekten Helmut Maier entwickelt, trugen sich nach Angaben Wagners rund 30 000 Gäste ein.Der Eintrittspreis von fünf Mark habe aber offenbar viele Berliner abgeschreckt, hieß es.Es gab auch mehrere Veranstaltungen.Der Erlös sollte dem Wiederaufbau des nahen Schinkelplatzes zugutekommen.Das triste Umfeld der bescheiden wirkenden Stände wirkten auch nicht verlockend.Selbst die Initiatoren hatten schon vorm Start ihres Projekts Bedenken: Sie sprachen bereits von "Risikokapital".

CHRISTIAN VAN LESSEN

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