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Ein paar "Ja" zu wenig. Sefan Evers (l.), hier bei einer Aktion im Vorfeld der CDU-Mitgliederbefragung, kämpft weiter für die Ehe für alle.

© Doris Spiekermann-Klaas

CDU-Politiker Stefan Evers: "Bin auf jeden Fall in der richtigen Partei"

Stefans Evers (35) kämpft in der Berliner CDU für die Ehe für alle - doch eine Mehrheit in seiner Partei hat sich dagegen ausgesprochen. Wir sprachen mit ihm über persönliche und politische Konsequenzen.

"Wir haben den Kulturkampf um die Ehe gewonnen", sagte CDU-Politiker Stefan Evers im Interview mit dem Queerspiegel vor der Mitgliederbefragung in seiner Partei. Nach der Ablehnung der Ehe für alle durch die Mitglieder der Berliner CDU sprach Björn Seeling wir nochmals mit dem stellvetretenden Fraktionschef im Abgeordnetenhaus.

Herr Evers, sind Sie noch in der richtigen Partei?

Auf jeden Fall. Ich bin in der Partei, die als einzige den Mut hatte, ihre Mitglieder zum Thema Ehe für alle zu befragen.

Allerdings mit einem negativen Ergebnis.

Natürlich bin ich enttäuscht. Aber die Debatte hat der Berliner CDU ebenso wie dem Thema gutgetan. Sie war geprägt von einer hohen Wertschätzung für Homosexuelle. Das Verständnis für ihre Lebenssituation, ihre Diskriminierungserfahrungen und ihre politischen Anliegen ist bei vielen Verantwortungsträgern heute stärker ausgeprägt als zuvor. Aber ich akzeptiere auch, dass die Vorbehalte gegen die Ehe für alle überwiegen – noch.

Sie spielen darauf an, dass die jüngeren Mitglieder mehrheitlich dafür waren?

Ja, das Ergebnis hat gezeigt, dass die Vorbehalte keine Zukunft in der CDU haben. Dieser Trend wird sich weiter verstärken, mit jedem neuen Mitglied. Der Wandel braucht aber noch ein wenig Zeit, wie auch die Diskussion über unser Eheverständnis. Damit kann ich leben.

Ihr Parteichef hat sich als Befürworter der Ehe für alle geoutet – nach der Wahl. Hätte er nicht früher etwas sagen sollen?

Frank Henkel wollte eine ehrliche Bestandsaufnahme und diese nicht mit einem Statement als Landesvorsitzender beeinflussen. Das finde ich in Ordnung. Wenn ausgerechnet Michael Müller seinen Vize im Senat nun dafür kritisiert, zeigt das nur seinen Kleingeist. Er wäre heute sicher nicht Regierender, wenn der SPD-Landesvorstand bei der Kandidatenkür die Richtung vorgegeben hätte.

Die Grünen schimpfen über den Sieg der Reaktion in der CDU. Sehen Sie schwarz für die schwarz-grüne Option nach der Wahl im kommenden Jahr?

Wenn Schwarz-Grün in Berlin an einer Frage scheitern sollte, die kein landespolitisches Thema ist, dann würde mich das schon sehr wundern.

Wie geht’s nun weiter?

Die Mitgliederbefragung hat gezeigt: Es ging ausschließlich um den Ehebegriff. Die rechtliche Gleichstellung von Lebenspartnerschaft und Ehe bleibt aber ein politisches Ziel der Berliner CDU. Ich bin zuversichtlich, dass wir dies nach der Sommerpause anpacken. Dazu beraten wir in der Fraktion gerade über einen Antragsentwurf der SPD, der übrigens mit keinem Wort die Öffnung der Ehe fordert.

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