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Die dritte Geschlechtsoption heißt "divers".

© Jan Woitas/dpa

Dritte Geschlechtsoption: "Divers" ist in einem Drittel aller Stellenanzeigen berücksichtigt

Firmen haben sich noch nicht ganz auf die dritte Geschlechtsoption eingestellt: "D" für "Divers" taucht erst in ein Drittel der Stellenanzeigen auf.

Seit Anfang des Jahres ist die dritte Geschlechtsoption offiziell gesetzlich verankert. Doch bei vielen Firmen ist das offenbar noch nicht richtig angekommen. Zu Beginn des Januars berücksichtigten erst 36 Prozent der Stellenausschreibungen die Geschlechtsoption "divers" neben "männlich" und "weiblich".

Das geht aus einer Analyse des Start-Ups "Taledo" hervor. Das Start-Up, das 2015 gegründet wurde und auf die Personalgewinnung für Tech-Firmen spezialisiert ist, beruft sich auf eine eigene Auswertung von bundesweit über 540.000 Stellenanzeigen.

Wer "divers" nicht berücksichtigt, muss mit einer Klage rechnen

Das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) schreibt eine merkmalsneutrale Stellenausschreibung vor - Firmen, die "divers" nicht berücksichtigen, müssen also seit Anfang Januar mit einer Klage rechnen (lesen Sie hier, welche Folgen die dritte Geschlechtsoption für die Berufswelt insgesamt hat).

Das Bundesverfassungsgericht hatte 2017 in einem Urteil festgestellt, dass "männlich" und "weiblich" als Geschlecht nicht ausreichen und den Gesetzgeber aufgefordert, das Personenstandsrecht bis Ende 2018 entsprechend zu ändern. Das Gesetz war Mitte Dezember im Bundestag beschlossen worden. Die dritte Geschlechtsoption steht ausschließlich Intersexuellen offen, also Menschen, deren Geschlechtsmerkmale nicht eindeutig zuzuordnen sind.

In Berlin wird "divers" seltener benutzt

Schon in den vorangegangenen Monaten konnte man im Vorgriff auf das neue Personenstandsrecht erste Stellenanzeigen sehen, die neben "m" und "w" auch "d" wie divers aufführen. Laut der vorliegenden Analyse beinhalteten Anfang Januar nun knapp 200.000 der 540.000 analysierten Stellengesuchen die Geschlechtskategorie "divers". In den allermeisten Fällen wurde dafür tatsächlich ein "d" benutzt, in seltenen Fällen ein "x", ein "i" (für "intersexuell") oder ein "gn" (für "gender neutral").

Auffällig ist, dass die Personaler ausgerechnet in den großen und vermeintlich diverseren Städten - auch in Berlin - die dritte Geschlechtsoption häufiger ausschließen. Frankfurter Firmen führen "divers" nur zu 30 Prozent auf, Stellengesuche aus Düsseldorf, München und Stuttgart zu 31 Prozent, aus Berlin zu 32 Prozent. An der Spitze stehen Gesuche in Bochum (45 Prozent), Leipzig (44 Prozent) und Bremen (43 Prozent).

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