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Leon (Aaron Altaras) und Mario (Max Hubacher)

© Pro-Fun

Film "Mario" über schwule Fußballer: „Wir spielen Fußball, wir wollen Profis werden, das geht nicht“

Marcel Gislers realistisches Drama „Mario“ handelt von einem schwulen Fußballer, der sich in einen Mitspieler verliebt - und zeigt die Homophobie der Branche.

Leon flankt, Mario schießt, Tor! Manchmal geht es auch andersrum. Die beiden Stürmer harmonieren perfekt, gelten als neues Traumpaar im Nachwuchsteam der Young Boys Bern. Sie verstehen sich auch abseits des Platzes gut, wohnen zusammen in einem kleinen Appartement, das ihnen der Club stellt. Dort entdecken sie bald, dass da mehr zwischen ihnen ist: Mario und Leon sind verliebt. Niemand soll davon erfahren, doch irgendwann geht es los mit dem Getuschel in der Mannschaft. Das Leben der jungen Spieler gerät aus den Fugen.

Im Männerfußball ist Homosexualität weiterhin ein absolutes Tabu. Als habe es nie eine schwul-lesbische Emanzipationsbewegung gegeben, als lebten wir nicht im Jahr 2018, darf Liebe zwischen Männern im Profifußball einfach immer noch nicht sein. Viele sehen diesen Sport offenbar als eine der letzten Bastionen einer ungebrochen stereotypen Männlichkeit. So gibt es in Europa keinen einzigen aktiven Profi der offen schwul ist. Der frühere deutsche Nationalspieler Thomas Hitzlsperger hat sich nach seinem Karriereende geoutet – ein Ausnahmefall.

Alles abstreiten, lautet die Devise

Deshalb ist es auch sehr glaubwürdig, dass die Situation für die beiden Nachwuchskicker in Marcel Gislers Spielfilm „Mario“ so brisant wird. Vor allem der von Max Hubacher gespielte Titelheld hat die Homophobie der Branche verinnerlich und sagt Leon, der aus Hannover in die Schweiz gekommen ist: „Wir spielen Fußball, wir wollen Profis werden, das geht nicht“. Genau so sehen es auch ihre beiden Berater, die Taktik ausgeben, alles abzustreiten.

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Außerdem sollen sich die beiden in der Öffentlichkeit mit Frauen zeigen, um die Gerüchte zu zerstreuen. Leon (Aaron Altaras) will da nicht mitmachen, denn er sieht nichts Falsches an seiner Liebe. Natürlich ist auch sein Ziel, Profi zu werden, doch zur völligen Selbstverleugnung ist er nicht bereit. Mario hingegen scheint jeden Preis für eine Profikarriere bezahlen zu wollen. Dabei spielt auch familiärer Druck eine Rolle, denn sein Vater, der ihn anfangs trainierte und der weiterhin bei jedem Spiel am Rand steht, hat einst den großen Durchbruch verpasst. Der soll nun Mario gelingen.

Unglaublicher Anpassungsdruck

Der 1960 geborene Schweizer Regisseur Marcel Gisler, der mit Thomas Hess auch das Drehbuch schrieb, inszeniert das von den Dialogen bis hin zu den Spiel- und Sexszenen unaufgeregt und realistisch. Was sein Werk angenehm unterscheidet von komödiantischen Queer-Kicker-Filmen wie Sherry Hormanns „Männer wie wir“ oder der eher auf die Hooliganszene fokussieren „Tatort“-Folge „Mord in der ersten Liga“.

Gisler vermittelt mit „Mario“ einen Eindruck davon, welch einem unglaublichen Anpassungsdruck Fußballer ausgesetzt sind und wie groß die damit einhergehende Entfremdung vom eigenen Ich ist. Am Ende hat der Torjubel seine unbeschwerte Freude verloren. Trotz, Trauer und Härte stehen in Marios Gesicht. Bitter.

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