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In evangelikalen Kreisen gibt es Initiativen, Homosexuelle zu "heilen". Bremen will das verbieten lassen.

© imago/ZUMA Press

Initiative im Bundesrat: Bremen will "Homo-Heiler" verbieten lassen

Die rot-grüne Koalition in Bremen plant im Bundesrat einen Antrag zum Verbot von "Homo-Heilern". Der Weltärztebund hat "Konversionsherapien" längst als schädlich eingestuft.

Das kleinste Bundesland möchte die Arbeit sogenannter Homo-Heiler bundesweit untersagen. Das Bremer Parlament forderte am Mittwoch die rot-grüne Landesregierung auf, im Bundesrat eine Initiative „für ein Verbot von Konversionstherapien zu starten“. In dem Antrag der rot-grünen Koalition und der Linken, der ohne Debatte einstimmig verabschiedet wurde, heißt es wörtlich: „Selbsternannte ‚Homoheiler' bieten fragwürdige Konversionstherapien an, sie arbeiten meist im Umfeld streng religiöser Gruppierungen.“ Besonders in evangelikalen Kreisen werde der Versuch unternommen, Homosexuelle durch eine „Umpolungs-Therapie“ zu „heilen“. Dabei würden zum Beispiel homoerotische Bilder gezeigt und gleichzeitig Elektroschocks verabreicht.

In ihrem Antrag beruft sich die Koalition unter anderem auf den Weltärztebund, der bereits 2013 erklärt hatte, dass solche „Therapien“ nicht nur unwirksam seien, sondern auch gesundheitsschädlich sein könnten. Ob ein Bremer Verbotsantrag tatsächlich eine Mehrheit im Bundesrat und anschließend auch im Bundestag fände, ist ungewiss. Bereits 2013 hatte die grüne Bundestagsfraktion vergeblich beantragt, „Therapien mit dem Ziel der Änderung der sexuellen Orientierung bei Minderjährigen“ als Ordnungswidrigkeit einzustufen; bei Verstößen sollten Geldbußen in Höhe von mindestens 500 Euro verhängt werden.

Noch im vergangenen Jahr hatte das Bundesgesundheitsministerium einem Verbot erneut eine Absage erteilt. Vor kurzem hatte sich allerdings der inzwischen amtierende Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) offen für ein Verbot gezeigt, ohne jedoch konkret eine Initiative dazu zu starten.

EU-Parlament würden Verbot von "Homo-Heilern" begrüßen

Das EU-Parlament begrüßte im März 2018 ausdrücklich „Initiativen zum Verbot von Reparativtherapien“, wie diese Umpolungsversuche auch genannt werden. Mehrere US-Bundesstaaten haben solche „Therapien“ für Minderjährige bereits verboten. Als erstes europäisches Land hat Malta 2016 ein Verbot auch für Erwachsenen-Therapieversuche beschlossen. Neben hohen Geldstrafen droht dort seitdem in schweren Fällen eine maximal fünfjährige Haftstrafe.

In Deutschland stand jahrelang eine Initiative namens „Wüstenstrom“ in der Kritik. Der Verein mit Sitz im baden-württembergischen Tamm wurde zu den strenggläubigen Evangelikalen gezählt. Er bot „Beratung“ für Menschen, die ihre Sexualität als konflikthaft erlebten. Nach Darstellung des Vereins erfolgte die Beratung „ergebnisoffen“. Doch statt die Klienten beim Akzeptieren ihrer sexuellen Orientierung zu unterstützen, vertrat „Wüstenstrom“ die Ansicht, dass gelebte Homosexualität eine Sünde sei und verändert werden könne.

Auch der Papst will junge Homosexuelle zum Psychiater schicken

Auch Papst Franziskus hatte sich jüngst zum Thema Homosexualität geäußert und damit Kritik auf sich gezogen. Er riet Eltern von homosexuellen Kindern dazu, psychiatrische Hilfe für den Nachwuchs zu suchen. Als Homosexuellenverbände gegen den Papst protestierten, relativierte er seine Äußerungen: Eine Sprecherin des Vatikans erklärte, das Wort „Psychiatrie“ sei nicht präzise gewesen. Papst Franziskus habe nicht sagen wollen, dass Homosexualität eine Krankheit sei, sondern dass man vielleicht schauen müsse, „wie sich die Dinge auf psychologischer Ebene darstellen“.

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