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Komiker und Schauspieler Oliver Kalkofe (r) mit seinem Co-Moderator Peter Rütten auf einem Plakat in Berlin.

© Jana Demnitz

Oliver Kalkofe gegen Homophobie: "Gegen Dummheit helfen leider keine Pillen"

Plakate für eine TV-Sendung zeigen Komiker Oliver Kalkofe küssend mit seinem Co-Moderator. Zahlreiche homophobe Kommentare sind die Folge. Ein Gespräch über Hass, Humor und Empathie.

Herr Kalkofe, hört bei einem zärtlichen Kuss zwischen zwei Männern der Spaß bei Ihren Fans auf?

Die Fans haben glücklicherweise zu 99,9 Prozent absolut positiv auf das Plakat reagiert, aber #SchleFaZ-Fans („Die schlechtesten Filme aller Zeiten“, eine satirische TV-Reihe auf Tele 5. Anm. d. R.) sind eh die Besten! Entrüstung und Beschwerden kam vor allem von Menschen, die weder uns noch die Sendung kennen. Anscheinend scheint aber die komplett harmlose Aktion, dass zwei komplett bekleidete Männer mittleren Alters sich einen Kuss auf die Lippen geben, ohne sexuelle Handlungen sonstiger Art, bei vielen verklemmten und verbohrten Menschen extreme Fantasien auszulösen. Damit hat ehrlich gesagt niemand von uns gerechnet.

Sie haben auf Ihrem Twitter-Account einen Leserbrief veröffentlicht, in dem von „ecklige Plakataktion“ und „eine abstoßende, ecklig-widerwärtige Szene“ die Rede ist.

Vor allem viele ältere Menschen sowie radikale Glaubens-Anhänger sahen in dieser harmlosen Sympathiebekundung und dem Spruch "ANDERS IST BESSER" anscheinend einen Aufruf zur Homosexualität – was so absurd wie irrelevant ist. Es geht hier einfach um die Aussage: Sei individuell, folge nicht der Masse, tu, was dein Herz dir sagt. Trau dich anders zu sein als die anderen – das ist besser, als die eigenen Gefühle zu unterdrücken. Allerdings zeigt uns, dass eben genau dieser Aufruf viel wichtiger und nötiger ist, als wir selbst gedacht haben. Hass, Dummheit, Wut und Engstirnigkeit sind leider noch lange nicht überwunden. Jede negative Reaktion bestätigt uns nur mehr in der Richtigkeit, für Toleranz, Liebe und Lebensfreude zu kämpfen.

Auf die Hasskommentare haben Sie auf Twitter geantwortet: "Muss man sich eigentlich für all die herzlos dummen Vollidioten auf der Welt schämen – oder soll man sie einfach nur still verachten?" Hashtag #HowCanWeHelp?“ – Haben Sie eine Idee, wie diesen Menschen geholfen werden kann? 

Gegen Dummheit helfen leider keine Pillen, gegen blinden Hass und Engstirnigkeit am Ende nur Intelligenz, Herzenswärme und daraus resultierende Empathie. Wie froh wäre ich, wenn ich wüsste, wie man den Vernagelten das Brett vor’m Kopf entreißen könnte! Traurigerweise hilft nur, immer weiter zu versuchen, Vernunft und Verständnis in den Menschen zu erwecken – ein sehr mühseliges Unterfangen. Aber man darf trotzdem nicht aufgeben! 

Sie haben sich in der Vergangenheit bereits kritisch zu dem homofeindlichen Autor Akif Pirinçci oder der diskriminierenden "Demo für alle" geäußert. Viele kennen Sie eben nur als Komiker, der sich über Schrott im TV und im Fernsehen lustig macht. 

Ich habe schon immer versucht, Lachen mit Gedankenanstößen zu verknüpfen und neben dem Spaß auch meine Meinung zu sagen und die Menschen zum Nachdenken anzuregen. Ich freue mich über jeden, der einfach nur lacht, aber noch mehr über jeden, der auch über das Gehörte nachdenkt. Manchmal reicht der Humor allerdings nicht aus, manchmal ist aber auch gerade er das richtige Werkzeug, um etwas zu vermitteln. Ich habe nie mit meinen Ansichten hinterm Berg gehalten und seit Anfang meiner Karriere auf unterschiedliche Arten gegen die vielen Ausprägungen der Dummheit gekämpft – und das werde ich auch weiter tun!  

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