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Mahide Lein, Kulturvermittlerin und Aktivistin.

© Hans Korfmann/privat

Mahide Lein im Queerspiegel-Newsletter: „Wir sollten über Sex im Alter reden“

Die Kulturvermittlerin Mahide Lein erhält den Rainbow Award beim Lesbisch-schwulen Stadtfest. Ein Gespräch über Veränderungen in der lesbisch-feministischen Szene - und Tabus, die Lein brechen möchte.

Beim 26. Lesbisch-schwulen Stadtfest (21./ 22.7.) bekommt die Kulturvermittlerin und Aktivistin Mahide Lein den Rainbow Award, mit dem der Regenbogenfonds der schwulen Wirte seit 1996 Personen und Gruppen auszeichnet, die sich um lesbisch- schwule Belange verdient gemacht haben.

Was bedeutet Ihnen der Preis?

Ich freue mich besonders darüber, dass ich auch für meine Arbeit in der internationalen Kulturvermittlung ausgezeichnet werde. Denn das mache ich seit Mitte der 90er schwerpunktmäßig. Zwar gibt es Überschneidungen mit meinem Engagement für lesbisch-feministische Belange. Aber oft ist es ein ziemlicher Spagat zwischen der Szene, aus der ich komme und der multikulturellen Arbeit. Ich versuche zum Beispiel, Leute aus der Szene zu Veranstaltungen zu bringen, die ich mit Künstler*innen aus aller Welt organisiere. Aber es gibt da Vorbehalte.

Welche Kämpfe sind Ihnen heute wichtig?

Weiter gegen Tabus anzugehen. In der Kulturvermittlung versuche ich, Menschen zusammenzubringen und sie mit Humor weichzuklopfen. Ich will Homophobie und Rassismen abbauen. Es gibt auch viele Tabus in der Lesbenszene, etwa gegenüber Sexarbeiter*innen. Auch Sexualität bei älteren Menschen ist ein Tabu. Ich bin jetzt 69 Jahre alt und merke, dass ich weniger Sex habe. Ich finde, auch ältere Lesben und Schwule sollten sexuell sein. Darüber müssen wir reden.

Sie sind schon lange in der lesbisch-feministischen Szene aktiv. Was ist heute anders als in den 70ern, 80ern oder 90ern?

Seit 1973 war ich in Frankfurt am Main aktiv, 1977 bin ich dann nach Berlin gekommen. Die Szene war riesig, es gab 44 Frauentreffpunkte. Galerien, Cafés, Nachtclubs – frau konnte sich die ganze Zeit nur unter Frauen bewegen. Mit dem Mauerfall hat sich einiges geändert, die West-Szene ist mit der weniger offenen Ost-Szene zusammengeprallt, die Mietpreise sind stark gestiegen, die meisten Frauenläden haben Insolvenz angemeldet.

Welche Projekte treiben Sie zurzeit an?

Besonders am Herzen liegt mir die Dokumentations- und Archivarbeit rund um „Läsbisch-TV“. Von 1991 bis 1993 haben etwa 130 lesbische Frauen unentgeltlich 27 knapp einstündige Sendungen produziert, die sich mit der lesbischen Szene in Berlin und international beschäftigten. Die Masterbänder werden digitalisiert. Es wird einen „Best-Of“-Katalog mit englischen Untertiteln geben, der bei queeren Filmfestivals gezeigt werden soll.

Das Interview ist eine Leseprobe aus unserem neuen monatlichen Queerspiegel-Newsletter, den Sie hier abonnieren können.

Mahide Lein diskutiert am 21.7. auf dem Lesbisch-schwulen Stadtfest rund um die Motz- und Fuggerstraße in Schöneberg auf der „Queeren Medien“-Bühne mit Gudrun Fertig und Jan Noll (ab 17 Uhr).

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