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Hat Sookee etwa etwas Transfrauenfeindliches gesungen?

© imago

Queer weiß das (28): Habt ihr in der Szene gerade Streit?

Die Kolumne im Queerspiegel: Heteros fragen, Homos antworten. Heute geht es um einen Streit unter Lesben und Transmenschen rund um eine Debatte im Schwuz.

Neulich las ich bei Facebook von heftigen Streitigkeiten zwischen Lesben und Transmenschen in der Berliner LGBT-Szene. Es ging auch um die Rapperin Sookee. Was ist denn da schon wieder los? Amory, Charlottenburg

Ja, in der Tat gibt es gerade aufgeregte Debatten – und sogar gegenseitige Anfeindungen. Im Kern geht es darum, wer wen in der schönen Regenbogengemeinschaft der LGBT (Lesben, Schwule, Bi und Trans) unterbuttert und ausgrenzt. Und darum, ob der aggressive Streit untereinander uns schwächt im Kampf gegen die zunehmenden Feindseligkeiten aus der Mehrheitsgesellschaft.

Der Reihe nach: Die queeren Magazine „Siegessäule“ und „Lmag“ hatten vor einer Woche unter dem Motto „Dyke Out“ zu einer Podiumsdiskussion und zur Party in den Neuköllner Club Schwuz eingeladen. „Böse Lesbe – gute Lesbe“ lautete das Thema. Lesben, die äußerlich nicht den Mainstream-Normen von Weiblichkeit entsprechen, würden in den Medien unsichtbar gemacht oder als „Kampflesbe“ geschmäht und in den eigenen Reihen als „Auslaufmodell“ diffamiert, lautete die These. Das Podium sollte der Frage nachgehen, wie sich die verschiedenen Lesben solidarisieren können, um wieder mehr Einfluss zu gewinnen.

Schnell verbreitete sich die Nachricht von Sookees Absage

Durch die lange Schlange am Eingang vorm Schwuz verbreitete sich dann schnell die Nachricht, dass die queerfeministische Rapperin Sookee ihre Teilnahme an dem Podium abgesagt hatte. Der Grund: Sie sah sich im Vorfeld auf Facebook hasserfüllter Kritik ausgesetzt: Sie stehe „Transweiblichkeiten aktiv feindselig und abwertend“ gegenüber, hieß es. Dies lasse sich aus ihrem Lied „If I had a dick“ („Wenn ich einen Schwanz hätte“) ablesen. In dem Song kritisiert Sookee mackerhaftes Verhalten, was sie symbolisch am Penis festmacht. Manche meinten aber, damit stigmatisiere sie Transfrauen (also Menschen, die mit Penis geboren wurden, sich aber nicht als Mann, sondern als Frau identifizieren). Auf Facebook wogte über die Auslegung des Liedes eine Debatte in so verletzendem Ton, dass das Schwuz die vielen Beleidigungen löschen musste.

Manche waren dankbar, dass die Veranstaltung überhaupt initiiert worden war

Manche störte es auch, dass unter den Gästen auf dem Podium im Schwuz keine Translesbe, keine Bi-Frau, keine Schwarze und keine Nicht-Akademikerin saß, wohl aber die bei manchen als flüchtlingsfeindlich geltende Kreuzberger Bezirksbürgermeisterin Monika Herrmann. Andere waren dankbar, dass die Veranstaltung überhaupt initiiert worden war.

Wer lässt wen in der Szene nicht zu Wort kommen, wer schreit wen nieder? Das Schwule Museum will die Debatte öffentlich fortsetzen. Hoffentlich kommt Sookee auch. (Anm. d. Red.: Das Schwule Museum hat die eigentlich für Sonntag angekündigte Veranstaltung am späten Sonnabendabend abgesagt, so dass dieser Termin aus der ursprünglichen Fassung des Artikels gelöscht wurde.)

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Dieser Text erschien zunächst in der gedruckten Sonnabendsbeilage Mehr Berlin.

Lesen Sie hier auch einen Gastkommentar von Ilona Bubeck zu dem Thema der aktuellen Kolumne.

Haben Sie auch eine Frage an die Tagesspiegel-Homos? Dann schreiben Sie an: queer@tagesspiegel.de!

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