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Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier vor dem Denkmal für die im Nationalsozialismus verfolgten Homosexuellen im Berliner Tiergarten.

© Ralf Hirschberger/dpa

Rede zum Unrecht an Homosexuellen: Steinmeiers Bitte um Vergebung ist historisch

Ein historischer Akt: Dass Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier für das Unrecht an Homosexuellen um Vergebung bittet, ist ein wichtiges Zeichen - auch wenn es viel zu spät kommt. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Tilmann Warnecke

Was für ein historisches Bild: Der Bundespräsident verneigt sich vor den homosexuellen Opfern des Nationalsozialismus. So geschehen am Sonntag vor dem Mahnmal, das in Berlin an sie erinnert.

Es war tatsächlich in der Geschichte der Bundesrepublik das allererste Mal, dass das Staatsoberhaupt der Leiden der Homosexuellen so explizit gedachte. Steinmeier sprach Worte, auf die viele zu lange warten mussten, wie er selbst zugab. Er bat um Vergebung – nicht nur für das, was Homosexuellen vor 1945 angetan wurde, sondern, fast noch wichtiger, auch danach.

Beschämend: Die Rehabilitierung der Opfer des §175 dauerte bis 2017

Die Bundesrepublik hat viel Schuld auf sich geladen. Die tausenden Homosexuellen, die die Nazis verfolgten und ermordeten, wurden verschwiegen. Schlimmer noch: Der Verfolgungsparagraf 175 wurde - anders als in der DDR - in der verschärften Form der Nazis lange beibehalten, ausdrücklich gebilligt durch das Bundesverfassungsgericht. Zehntausende Männer kamen in den Nachkriegsjahrzehnten ins Gefängnis, wurden geächtet.

Dass deren Rehabilitierung bis 2017 dauerte, war beschämend. Umso größer das Zeichen Steinmeiers – gerade in Zeiten, in denen die Selbstverständlichkeit von Minderheitenrechten von Populisten wieder infrage gestellt wird.

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