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Stefan (Lukas Turtur) und Andreas (Philipp Hochmair) in "Kater".

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Teddy-Gewinner "Kater": Bester queerer Film der Berlinale 2016 kommt in Kinos

Im Drama "Kater" gerät die Beziehung von zwei Männern in eine Krise. Mit dem intimen Film hat der österreichische Regisseur Händl Klaus auf der Berlinale 2016 den Teddy gewonnen.

Stefan sitzt am Frühstückstisch. Er ist nackt. Sanft hält er Kater Moses im Arm, streicht über den braunen Flaum. Das Fell reibt an seiner Haut. Idylle und Harmonie herrschen im Haus in den Weinbergen bei Wien. Doch plötzlich stößt Stefan den Kater von sich. Das Tier schreit, beißt sich an der Hand fest. Ein letztes Aufbäumen, bevor er reglos auf dem Küchentisch liegt.

Die Psychologie nennt Stefans Verhalten mangelnde Impulskontrolle, ein Anspannungszustand wird aufgelöst durch impulsives Handeln. Ein blinder Fleck, ein schwarzes Loch ohne Moral. Und auch das: Jederzeit kann sich ein solcher Gewaltausbruch wiederholen.

Das Unvorhersehbare bedroht die leidenschaftliche Beziehung zwischen dem Hornisten Stefan (Lukas Turtur) und dem Disponenten Andreas (Philipp Hochmair), der im Orchester den Spielbetrieb organisiert. Die Musik, die Gartenpflege, das Essen und die Liebe verbinden sie – auch die Liebe zu Kater Moses. Nach dessen Tod sind die Intimität und die Musik, die das sexuelle Spiel der beiden Männer antreiben, aus ihrem Leben verschwunden. Andreas verschließt sich, und Stefan treiben die Schuldgefühle bis in einen weiteren Ausbruch: die Selbstverletzung.

Eine Auflösung gibt es nicht

In seinem Debütfilm „März“ erzählte der österreichische Dramatiker Händl Klaus von drei Männern, die gemeinsam Selbstmord begehen. In „Kater“, auf der Berlinale mit dem Teddy für den besten queeren Film ausgezeichnet, prüft er an einem Extrembeispiel, wie viel Distanz eine Beziehung aushalten kann, ohne dass die Partner einander verloren gehen. Auch die Kamera, erst in Großaufnahmen schwelgend, entfernt sich: Auf die Protagonisten blickt sie durch einen Türspalt, weit weg. Einmal sagt Andreas: „Ich kann nicht mit dir schlafen. Vielleicht gar nicht mehr. Ich liebe dich aber.“ Eine Auflösung gibt es nicht, nicht für die Figuren und nicht für die Zuschauer.

In Berlin im Babylon Mitte, Il Kino, Sputnik, Zukunft

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Stefanie Sippel

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