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Kommen die Olympischen Spiele nach 1936 ein zweites Mal nach Berlin?

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Raed Saleh zur Olympiadebatte: Olympia in Deutschland geht nur mit Berlin

Die Stadt kann Olympia, und sie kann die Spiele anders gestalten. Eine Pseudo-Konkurrenz mit Hamburg hat Berlin gar nicht nötig, findet Raed Saleh, Vorsitzender der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus. Denn eine erfolgreiche deutsche Bewerbung gehe nur mit der Hauptstadt.

In der Debatte um eine Olympia-Bewerbung Deutschlands wird derzeit vieles vermischt. Deshalb zunächst zu den Fakten: Um Olympia muss sich nicht der Senat, sondern der Deutsche Olympische Sportbund (DOSB) bewerben. Eine Olympia-Bewerbung wäre eine nationale Aufgabe, die von ganz Deutschland gewollt sein muss. Die Bundesrepublik hätte aus meiner Sicht nur Chancen auf Olympia, wenn sie es schafft, Berlin als Austragungsort zu gewinnen. Derzeit lässt uns der Bund mit Hamburg in einer Pseudo-Konkurrenz zappeln – das hat Berlin als größte, meistbesuchte und attraktivste Stadt Deutschlands gar nicht nötig.

Was ich mir nicht vorstellen kann, sind Olympische Spiele im jetzigen Stil: Mit einer wochenlang abgesperrten Innenstadt, Milliarden-Investitionen für einmal genutzte Sportanlagen und Ticketpreisen, die sich kein Normalverdiener überhaupt leisten kann – die er aber als Steuerzahler selbst noch subventioniert. Und am Ende würde das Land Berlin auf den Kosten sitzen bleiben. Immerhin haben die Olympischen Sommerspiele in Peking 29 Milliarden Euro gekostet, die Winterspiele in Sotschi sogar 33 Milliarden Euro. Eine solche Größenordnung wird sich Berlin nicht leisten, auch nicht anteilig.

Nachhaltige Olympische Spiele

Trotzdem finde ich es richtig, dass der Senat mit der Beantwortung des DOSB-Fragebogens die Chancen für Berlin offenhält. Denn vielleicht geschieht noch ein Wunder: Nach der Kritik an den Spielen in Sotschi, nach den Abstimmungen gegen Olympia in München und Wien und den bitteren Protesten gegen die Fußball-WM in Brasilien muss die internationale Sport-Lobby umdenken und sich auf das besinnen, was den Sport ausmacht.

Raed Saleh ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.
Raed Saleh ist Vorsitzender der SPD-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus.

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Berlin wäre zweifellos in der Lage, tolle Olympische Spiele auszurichten – mit weniger Kommerz und mehr Bescheidenheit, mit dem Sport im Mittelpunkt. Die Spiele müssten ökologisch und sozial nachhaltig konzipiert werden – wenn eine Stadt das kann, dann Berlin. Viele Sportanlagen sind schon heute da, in Berlin müssten nicht Stadien in die Landschaft gestellt werden, die danach keiner mehr braucht. Ein olympisches Dorf könnte später als Wohnraum genutzt werden. Wenn wir bestimmte Kapazitäten nicht hätten, könnte man entsprechende Einrichtungen in Brandenburg und den nördlichen Bundesländern nutzen. Die Paralympischen Spiele könnten die Stadt auf dem Weg zu mehr Barrierefreiheit voranbringen und damit langfristige Vorteile schaffen. Berlin hat Erfahrung bei Großveranstaltungen und ist – das haben wir nicht zuletzt bei der Fußball-WM 2006 und bei den mittlerweile fünf Fanmeilen gezeigt – ein großartiger Gastgeber, der ein modernes und weltoffenes Deutschland repräsentieren kann wie keine andere Stadt.

"Kein Olympia ohne Votum der Bevölkerung"

Wir werden zu Olympia einen intensiven und ergebnisoffenen Diskussionsprozess führen, bei dem auch die Nachteile und Bedenken in der Stadt angesprochen werden. Berlins Politik muss gemeinsam mit der Stadtgesellschaft Anforderungen definieren, unter denen sie sich Olympia vorstellen kann. Wenn der Preis feststeht und die Belastungen bekannt sind, wird sich das Abgeordnetenhaus den Bürgern zuwenden. Am Ende kann es kein Olympia ohne ein Votum der Bevölkerung geben – darin bin ich mir auch mit dem Landessportbund Berlin einig.

Die weiteren Beiträge zur Olympiadebatte des Tagesspiegel lesen Sie unter www.tagesspiegel.de/olympiadebatte.

Raed Saleh

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