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Berlin: Rätsel um Schlossbrand gelöst: Feuer fraß sich durch marode Kabel

Viele historische Gebäude sind unzureichend geschützt

Tagelang wühlten sich die Brandexperten des Landeskriminalamtes durch den Bauschutt im zerstörten Südflügel des Jagdschlosses Glienicke. Sie trugen Zwischendecken ab und begutachteten trotz der Einsturzgefahr die gesamte elektrischen Anlagen. Jetzt steht die Ursache des verheerenden Brandes vor zehn Tagen fest: ein elektrischer Defekt. Seit Monaten war Feuchtigkeit durch das Dach eingedrungen, die die Stromanlage korrodieren ließ, so die Ermittler. Eine Brandstiftung schlossen sie aus.

Schon am Montag hatte Landesbranddirektor Albrecht Broemme vor dem Innenausschuss des Abgeordnetenhauses einen Schwelbrand als Ursache vermutet. Denn das Feuer brach keineswegs plötzlich los. Wäre das Jagdschloss mit Brandmeldern ausgestattet gewesen, hätte sich der millionenteure Schaden vermeiden lassen, gibt sich Broemme überzeugt. Denn so ein schwelendes Feuer könne Stunden oder sogar Tage unbemerkt vor sich hin schmoren, bevor es zum großen Brand kommt. Brandmelder hätten viel früher Alarm geschlagen, sagt Broemme. Nach Angaben des Feuerwehr-Chefs wären dafür Investitionen von einigen 10 000 Euro nötig gewesen, Peanuts im Vergleich zu dem Millionenschaden, den der Großbrand angerichtet hat.

Dass auch die Feuerwehr Fehler gemacht haben könnte, wies Broemme zurück. Stundenlang hatten rund 150 Feuerwehrleute gegen die Flammen gekämpft, konnten aber nicht verhindern, dass der Dachstuhl des Südflügels einstürzte. Daran seien vor allem unvorhersehbare Schwierigkeiten schuld, zum Beispiel eine defekte Wassersaugstelle. Bei dem Einsatz seien „keine maßgeblichen Pannen“ passiert, sagte Broemme. Er reagierte damit auf die massive Kritik, die kurz nach dem Brand laut geworden war. Die Feuerwehr habe zu lange zum Jagdschloss Glienicke gebraucht und dann zu spät mit den Löscharbeiten begonnen, hieß es.

Vorbeugen hilft bekanntlich besser – dass man mit Prävention den Verlust unersetzbarer Kulturgüter verhindern kann, wissen auch die Denkmalschützer. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz, der zahlreiche historische Schlösser und Bauten gehören, beschäftigt sogar einen eigenen Brandschutzbeauftragten. Schutzmöglichkeiten gibt es genug. So sind zum Beispiel das Schloss Charlottenburg, die Museumsinsel, das Brückemuseum oder das Jüdische Museum mit Brandmeldern und einer direkten Meldeleitung zur Feuerwehr gesichert. „Doch dies ist leider nicht bei allen Berliner Kulturgütern der Fall“, sagte Innensenator Ehrhart Körting (SPD) vor dem Innenausschuss.

Das Jagdschloss Glienicke ist in Berlin nicht das einzige Problem in Sachen Brandschutz. So ist beispielsweise auch das Jagdschloss Grunewald, ein Renaissance-Bau aus dem Jahr 1542, nicht direkt mit der Feuerwehr verbunden. Heute beherbergt dieses Schloss mehrere Ausstellungen und eine Jagdschule. Gerade bei den Denkmalen, die dem Land Berlin gehören, sieht Feuerwehrchef Broemme noch viel Nachholbedarf. „Sie sind oft unzureichend gegen Brände gesichert.“ Das liege zum Teil an Kompetenzschwierigkeiten, denn erst seit kurzem seien die Hochbauämter der Bezirke für diese Gebäude zuständig. „Ich habe den Eindruck, dass bei manchen Ämtern noch nicht einmal die entsprechenden Akten eingetroffen sind“, sagte Broemme.

Aber nicht immer scheitert ein Einbau am Kompetenzgerangel. So gibt es bei besonders wertvollen Gebäuden mit empfindlicher Innenausstattung auch denkmalpflegerische Bedenken gegen solche Brandschutzanlagen. In diesen Fällen raten Experten vom Einbau einer Sprinkleranlage ab, weil die Gefahr von starken Wasserschäden zu groß wäre, sagte Broemme. Eine Alternative dazu bieten so genannte Sprühnebelanlagen, bei denen das Löschwasser in so feinen Tröpfchen versprüht wird, dass die Wasserschäden wesentlich geringer ausfallen als bei den herkömmlichen Sprinkleranlagen. Bisher sei in Berlin allerdings nur der Reichstag mit einer solche Anlage ausgestattet.

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