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Berlin: Rätselhafte Erkrankung: 13 Heimbewohner in Klinik

Vergiftung oder Virus? Bewohner von Lankwitzer Pflegeheim leiden unter Durchfall und Erbrechen / Keine Hinweise auf verdorbenes Essen

Für die Feuerwehr war es ein nächtlicher Großeinsatz: Gegen 22 Uhr am Donnerstagabend wurde sie zum AWOPflegeheim „Käthe Kollwitz“ an der Kaulbachstraße gerufen. 13 meist bettlägerige und pflegebedürftige Rentner im Alter zwischen 70 und 90 Jahren klagten über Durchfall und Erbrechen. Sie wurden in verschiedene Krankenhäuser gebracht. Polizisten und Mitarbeiter des Gesundheitsamtes sperrten die Küche und zogen Proben von den Lebensmitteln ein, um die Ursache der Massenerkrankung herauszufinden. Gestern Mittag wurde eine Lebensmittelvergiftung indes nahezu ausgeschlossen: „Es spricht viel für eine Virusinfektion“, sagte Hans-Dietrich Kreuzer von der Umweltkripo. Der Virus sei vermutlich durch die Luft übertragen worden. Insgesamt 35 Menschen seien erkrankt, sagte Kreuzer. 19 wurden in Krankenhäusern behandelt. Unter den Betroffenen sind aber nicht nur Bewohner, sondern auch Mitarbeiter des Heims.

Eine Lebensmittelvergiftung hatte Norbert Blauert vom Vorstand der Stiftung zur Förderung sozialer Dienste Berlin, die der AWO angehört, von vornherein ausgeschlossen. Die Erkrankten hätten unterschiedliche Mahlzeiten zu sich genommen. Außerdem seien Mitarbeiter erkrankt, die nicht an den Mahlzeiten im Heim teilgenommen hätten. Andere wiederum, die mit aßen, seien nicht erkrankt. Am Abendessen, das aus belegten Brötchen und Hering in Aspik bestanden habe, könne es also nicht gelegen haben; die ersten Krankheitssymptome seien unter anderem bei Mitarbeitern der Mittwochsfrühschicht aufgetreten. Diese hätten am Mittwochabend nicht mit zu Abend gegessen. Zwar hatten die meisten, die in der Nacht ins Krankenhaus kamen, den Fisch gegessen, sagte Blauert. Dennoch könne daraus keine Lebensmittelvergiftung abgeleitet werden. Zwei Heimbewohner hätten bereits am Mittwoch tagsüber über leichten Durchfall geklagt. Ihnen ging es am gestrigen Donnerstag wieder gut, sagte Blauert.

Die Verpflegung des Heims wird durch eine Firma geliefert, die auch weitere Heime in verschiedenen Bezirken versorgt. Dort wurden bisher keine Krankheitsfälle verzeichnet. Meldungen, wonach der Grund für die Massenerkrankung in der angeblich mangelhaften Hygiene in der Küche zu suchen sei, konnte Kreuzer von der Umweltkripo nicht bestätigen. Seine Mitarbeiter hätten ihm nichts derartiges berichtet, sagte er dem Tagesspiegel.

Nach Auskunft eines Arztes sind seit etwa zehn Tagen vermehrt Virusinfektionen zu verzeichnen. Diese können als Hals-, Nasen- und Racheninfektion auftreten, aber auch als Magen-Darm-Erkrankung. Besonders gefährdet seien Menschen, deren Immunsystem ohnehin geschwächt sei – beispielsweise pflegebedürftige alte Menschen. Schützen könne man sich durch Vitamin C, angemessene Kleidung und indem man möglichst die unmittelbare Nähe anderer Menschen meide: „Anstecken kann man sich schon am Bankschalter“, sagte der Mediziner. Erkrankte sollten viel trinken, Tee und Zwieback zu sich nehmen und bei Fieber einen Arzt aufsuchen. Nach einer Woche bis zehn Tagen klingen die Symptome ab. weso

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