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Berlin: Rätselraten in der CDU um Stölzls Pläne

Will er in den Bundestag? Wird Zeller neuer Landeschef?

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Der CDU-Landeschef Christoph Stölzl lässt seine Partei vorerst im Ungewissen, ob er Vorsitzender bleiben will. Die Nachricht des Tagesspiegels, er wolle auf dem Wahl-Parteitag am 24. Mai nicht wieder kandidieren, hat er jedenfalls nicht dementiert. „Nach langer Nachdenk-, Ferien- und Reisezeit“ wolle er den Bericht nicht kommentieren, teilte er gestern mit. Die Berliner CDU-Mitglieder warten gespannt darauf, was Stölzl dem Landesvorstand am Montagabend zu sagen hat. „Wir sind bisher davon ausgegangen, dass er sich auf dem Parteitag am 24. Mai erneut für den Landesvorsitz bewirbt“, sagt CDU-Sprecher Matthias Wambach.

Stölzl, der erst seit einem Jahr im Amt ist, trifft sich heute Vormittag mit dem Bezirksbürgermeister von Mitte, Joachim Zeller, zu einem Gespräch unter vier Augen. Zeller war bis vor einem Jahr Generalsekretär des Landesverbandes und für drei Monate kommissarischer Landeschef, als Eberhard Diepgen im Februar 2002 zurücktrat. „Stölzl hat mich gebeten, ihm die Stimmung in der Union aus meiner Erfahrung zu schildern. Dann kann er alles in Ruhe bedenken und sich entscheiden, ob er Landesvorsitzender bleibt oder nicht“, sagte Zeller gestern den Tagesspiegel. Auf die Frage, ob er selbst an die Parteispitze strebe, antwortete der CDU-Kommunalpolitiker ausweichend. „Wir haben einen Landesvorsitzenden. Stölzl ist am Zug.“

Über die innerparteiliche Stimmungslage kann übrigens nicht nur Zeller Auskunft geben. Ex-Finanzsenator Peter Kurth, seit kurzem stellvertretender Vorsitzender des größten CDU-Kreisverbandes Charlottenburg Wilmersdorf, sagt dazu: „Die Mehrheit der Mitglieder möchte die politische Arbeit mit Christoph Stölzl fortsetzen; aber dazu bedarf es einer stärkeren Unterstützung des Landesvorsitzenden und personellen Verbesserungen im Landesvorstand.“ Und Karl-Georg Wellmann, Chef des größten Berliner CDU-Ortsverbands Dahlem, verrät ein offenes Geheimnis: „Wir alle wissen, so richtig Spaß macht Stölzl der Parteijob nicht.“

Andere CDU-Funktionäre, die nicht namentlich zitiert werden wollen, berichten über die allgemeine Unzufriedenheit mit dem Landesvorsitzenden. Im gesellschaftlichen Umfeld sei Stölzl gern präsent, aber zur Kür gehöre eben auch die Pflicht. Zum Beispiel habe er versäumt, die kontroverse Diskussion über Grundsatzpapiere, die in der CDU kreisen, im Vorfeld des Parteitages zu koordinieren und selbst Position zu beziehen. Ein anderer Vorwurf lautet: Stölzl fehle das Kämpferische. So sei er auf dem Kreisparteitag der heillos zerstrittenen CDU Steglitz-Zehlendorf nach einer halben Stunde verschwunden und habe den Landesschatzmeister Marc Aurel von Dewitz im Stich gelassen. Der Bankier, der den CDU-Landesverband mit Erfolg saniert, fiel bei der Wahl der Landesparteitagsdelegierten mit Pauken und Trompeten durch.

Einem anderen Parteifreund kam gestern in Erinnerung, dass Stölzl es vor einem Jahr nicht geschafft hatte, ein Führungsteam zu formen und bei der Vorstandswahl durchzudrücken. Jetzt werde voraussichtlich wieder ein Vorstand gewählt, in dem sich die Freunde und Gegner Stölzls bzw. des CDU-Fraktionschefs Frank Steffel gegenseitig blockierten. Gerätselt wird in der CDU über Stölzls Zukunftspläne, sollte er den Landesvorsitz tatsächlich aufgeben. Der 59-jährige ehemalige Museumsdirektor wolle in den nächsten Bundestag einziehen, heißt es. Die Landespolitik sei ihm offenbar zu eng.

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