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Ist seine Zeit vorbei? Rainer Schwarz, Flughafen-Geschäftsführer sieht einer ungemütlichen Aufsichtsratssitzung entgegen.

© dpa

Rainer Schwarz und der BER: Die Nachfolger sind schon im Rennen

Ein Rausschmiss löst keine Probleme – aber er wird immer wahrscheinlicher: Die Tage von Rainer Schwarz als Flughafengeschäftsführer könnten gezählt sein, Nachfolger werden schon gehandelt. Ein Rausschmiss aber würde auch Klaus Wowereit treffen.

Ein Rausschmiss löst keine Probleme – aber er wird immer wahrscheinlicher: Die Tage von Rainer Schwarz als Flughafengeschäftsführer dürften gezählt sein. Unter den Gesellschaftern, vor allem beim Bund, nimmt die Bereitschaft zu, dafür auch viel Geld in die Hand zu nehmen. Berlin und Brandenburg halten – zumindest nach außen – derzeit weiter an Schwarz fest. Er war 2006 vom Regierenden Bürgermeister Klaus Wowereit (SPD) nach Berlin geholt und damals hoch gelobt worden. Ein Rauswurf würde auch Wowereit treffen, weil er eingestehen müsste, ausgerechnet beim wichtigsten Infrastrukturprojekt der Region auf den falschen Mann gesetzt zu haben. Zumindest die Aufsichtsratssitzung am gestrigen Donnerstag hat Schwarz überstanden.

Nachfolger werden schon gehandelt, obwohl der Job in der Branche als riskant eingestuft wird. Mehrere Geschäftsführer sind in den vergangenen Jahren gescheitert, ihre Verträge nicht verlängert worden. Vor allem der starke Einfluss der Politiker halte Kandidaten ab, nach Berlin zu gehen, sagte ein leitender Mitarbeiter der Lufthansa. Andererseits sei der Geschäftsführerposten aber auch verlockend, weil man noch viel bewegen könne – auch wenn der Flughafen irgendwann in Betrieb sein werde. Geeignete Kandidaten gebe es genug.

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Im Gespräch ist unter anderem Thomas Weyer vom Flughafen München. Er war bereits bis 2008 Mitgeschäftsführer der hiesigen Flughafengeschäftsführung, wechselte dann aber nach Bayern. Weyer war damals für den Flughafenausbau zuständig und kennt sich mit dem Projekt aus. Weyer wohnt immer noch in Kleinmachnow. Mit ihm sei nicht gesprochen worden, sagte er auf Anfrage. Im Übrigen fühle er sich in München sehr wohl. Dem Vernehmen nach soll es zudem weitere neue Gesichter in der Geschäftsführung geben.

Klar ist: Die Kosten steigen

Neben Horst Amann, der seit 1. August für den technischen Bereich und für den Ausbau des Flughafens zuständig ist, soll es auch ein für die Finanzen zuständiges Mitglied geben. Derzeit ist Schwarz dafür zuständig. Eventuell könnte es sogar noch einen vierten Geschäftsführer geben, dessen Bereich aber noch nicht klar umrissen ist. Auf einen Personalchef hatten die Gesellschafter 2008 verzichtet; dabei soll es bleiben.

Klar ist, dass die Kosten steigen, wenn die Geschäftsführung erweitert wird. Schwarz erhielt im vergangenen Jahr als Grund- und erfolgsabhängige Vergütung zusammen 355 000 Euro, hinzu kamen 178 000 Euro für die Altersvorsorge und 22 000 Euro als sonstige Bezüge. Sein damaliger Kollege Manfred Körtgen, der das Unternehmen nach dem jüngsten Desaster verlassen musste, bekam 281 000 Euro und weitere 18 000 Euro sonstige Bezüge. Würde Schwarz vorzeitig gehen müssen, bekäme er zumindest einen Teil der Bezüge weiter, die ihm vertraglich noch bis 2016 zustehen. Fürs Nichtstun. Wie viel Geld Körtgen erhielt, hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit nicht mitgeteilt.

Den Rücktritt hat unter anderem die Fraktionsvorsitzende der Grünen, Ramona Pop, gefordert. Die Frage, ob die Partei auch bereit sei, Schwarz mit einer hohen Abfindung ziehen zu lassen, beantworteten die Grünen am Donnerstag nicht. Solange man den Vertrag von Schwarz nicht kenne, könne man zu einer Abfindung nichts sagen, erklärte Sprecher Matthias Schröter. Bei der Industrie- und Handelskammer (IHK) hieß es, eine Abfindung dürfe der Korrektur einer falschen Entscheidung nicht entgegenstehen. Zuvor hatte IHK-Chef Eric Schweitzer erklärt, das Vertrauen der Wirtschaft in Schwarz sei „tief erschüttert und kaum mehr vorhanden“.

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In Gesellschafterkreisen wirft man Schwarz vor, nicht nur in der Planungsphase für den Ausbau des Flughafens versagt zu haben, sondern auch im jetzt erforderlichen Krisenmanagement. Vor allem habe er bisher kein schlüssiges Konzept vorgelegt, wie die derzeit mit 1,17 Milliarden Euro veranschlagten Mehrkosten finanziert werden sollen. Dazu könnten auch höhere Gebühren zählen, heißt es intern. Fantasie sei gefragt.

In Berlin und Brandenburg sieht man in der Rücktrittsforderung aus dem Bund eher ein politisches Signal. Der schwarz-gelben Bundesregierung gehe es vor allem darum, die SPD in Person von Wowereit und Platzeck zu treffen. „Und da spielt Geld für einen geschassten Geschäftsführer auf einmal keine Rolle“, sagte ein Insider. Klaus Kurpjuweit

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