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Berlin: Rambo-Methoden wie im schlechten Film

Diebstahl, Streit: Was geht im "Planet Hollywood" vor?VON MONIKA ZIMMERMANN BERLIN.

Diebstahl, Streit: Was geht im "Planet Hollywood" vor?VON MONIKA ZIMMERMANN BERLIN.Einen "Hauch von Hollywood" nach Berlin zu bringen, das ist das erklärte Ziel der Restaurantkette "Planet Hollywood", für die sich Filmstars wie Arnold Schwarzenegger ("Der Terminator"), Sylvester Stallone ("Rambo"), Demi Moore und Bruce Willis werbemäßig einspannen lassen.Seit September letzten Jahres betreibt "Planet Hollywood" auch ein Lokal in der deutschen Hauptstadt: im Quartier 205 zwischen Friedrich- und Mohrenstraße, wo gestern die große Party aus Anlaß von Schwarzeneggers 50.stieg - freilich in Abwesenheit des Geburtstagskindes.Wie im Film ging es hier auch am Nachmittag des 25.Juni dieses Jahres zu: Während Rainer Strohm, Mitarbeiter der Baumanagementfirma VCM, die die Bauleitung für das Berliner "Planet Hollywood" innehatte, unten im Restaurant saß und mit Vertretern des "Planet Hollywood" über die baulichen Mängel verhandelte, wurden oben in seinem Büro Stahlschränke aufgebrochen und 97 Aktenordner entwendet.In den Ordnern befanden sich sämtliche Bauunterlagen für die beiden neuen Restaurants des "Planet Hollywood" in Berlin und Oberhausen.Gefunden wurden sie kurz danach von der Polizei, und zwar gleich nebenan in den Büros von "Planet Hollywood".Einen solchen Bruch hätte jeder Filmheld gewiß geschickter gemacht.In einer Erklärung, die "Planet Hollywood" gestern dem Tagesspiegel auf Anfrage zukommen ließ, wird denn auch gar nicht bestritten, daß man seine Berliner Vertreter angewiesen habe, Unterlagen "zu Zwecken der Beweissicherung" und der Verhinderung von "Beweisvereitelung" sicherzustellen.Erstens sei man "hinsichtlich dieser Akten auch Berechtigter" gewesen, zweitens sei dies eine "reine Selbsthilfemaßnahme" gewesen, weil man befürchtet habe, VCM wolle seinerseits die "gesamte Dokumentation der Bauvorhaben entfernen" und "damit vermutlich für Planet Hollywood unzugänglich machen".Entsprechende Hinweise will man am 25.Juni erhalten und sofort gehandelt haben. Grund für diesen fragwürdigen Umgang zwischen Vertragspartnern ist, wie häufig, der Streit ums Geld."Planet Hollywood" streite mit der Bauleitung um einen offenen Betrag von rund 800 000 Schweizer Franken.Dies jedenfalls behauptet Huibert A.Vos, dessen Firma VCM den Auftrag für die Bauleitungen der "Planet Hollywood"-Restaurants sowohl im Pariser Disneyland als auch in Oberhausen und in Berlin erhalten hatte.Da die Firma des in Frankreich lebenden Niederländers Vos im schweizerischen Zug ansässig ist, wird sich im September ein Schweizer Gericht mit dem Honorarstreit zwischen "Planet Hollywood" und VCM zivilrechtlich beschäftigen müssen.Beweismittel ist dabei das Diebesgut, der Inhalt der 97 Aktenordner, die nun - "kulanzhalber" vollständig, wie "Planet Hollywood" sagt, "unvollständig", wie Huibert A.Vos sagt -, an VCM zurückgegeben wurden. Die Berliner Ermittlungsbehörden haben mit dem Fall schon jetzt strafrechtlich zu tun.Justizsprecher Reiff bestätigte gegenüber dem Tagesspiegel, daß Ermittlungen gegen "Verantwortliche des Planet Hollywood" wegen des Verdachts auf einen "besonders schweren Fall von Diebstahl" geführt würden.Beinträchtigt würden diese Ermittlungen dadurch, daß es sich bei den Bestohlenen und vermeintlichen Dieben um Geschäftspartner handele, die in einer zivilrechtlichen Auseinandersetzung stünden. Vos ist auch sonst auf seinen Auftraggeber nicht gut zu sprechen.Er habe die Leute des "Planet Hollywood", die Restaurants in aller Welt entweder in eigener Regie betreiben - wie in Berlin - oder in Franchiseverfahren vergeben, als notorische "Spätzahler" erlebt.Rechnungen seien nicht gleich, sondern nur nach vielem Hin und Her bezahlt worden.Vos schreibt dies der Organisation des Unternehmens zu, wo manches zwischen London und der Zentrale im amerikanischen Orlando versickert.Andererseits will er darin eine Absicht entdecken.So versuche "Planet Hollywood", die Preise zu drücken.Im Fall des Berliner (und des Oberhausener) Restaurants sei, so Vos, erschwerend hinzugekommen, daß Bauaufträge nicht von VCM an die Gewerke, sondern von "Planet Hollywood" direkt an ein britisches Generalunternehmen ("Tilbury City") vergeben worden seien, obwohl VCM die Bauleitung hatte.Dieses Generalunternehmen habe so gut wie keine Erfahrung mit dem Bauen in Deutschland gehabt.Ergebnis: Es waren viele Nachbesserungen nötig. Das Restaurant konnte zwar im September 1996 planmäßig eröffnet werden, wurde aber damals baurechtlich nicht endgültig abgenommen, weil die Rauchentlüftung und anderes nicht vorschriftsmäßig funktionierte.So mußte auch die Bauleitung über den September hinaus tätig sein, nur Geld habe sie dafür nicht mehr bekommen.Ob zu recht oder zu unrecht werden die Schweizer Richter entscheiden.Die Berliner Ermittler müssen nun untersuchen, ob hier Beweismaterial, nach Rambo-Manier zur Seite geschafft werden sollte. Die Idee der "Planet Hollywood"-Restaurants stammt von Robert Earl, dem Erfinder der "Hard-Rock-Cafés".Deren Prinzip wurde praktisch von der Musik- auf die Filmbranche übertragen.Das Unternehmen, das in knapp sechs Jahren über vierzig Restaurants in aller Welt eingerichtet hat und inzwischen börsennotiert ist, lebt von der engen - oder doch vermeintlichen engen - Verbindung mit einigen Hollywood-Stars.Es lebt aber auch davon, daß die Restaurants im Zweifel zum Nulltarif errichtet werden können, weil Investoren bestimmter Bauprojekte ein Interesse daran haben, "Planet Hollywood" als Nutzer einer Immobile vorweisen zu können.So sollen auch die Bauherren des "Quartiers 205", Tishman Speyer, den Nutzer "Planet Hollywood" mit ungefähr genauso viel Geld angelockt haben wie die Einrichtung dieses 2500 Quadratmeter großen Restaurant- und Kinokomplexes gekostet hat.Und daß das Berliner "Planet Hollywood" über sieben Millionen Mark teuer war, dies wurde schon am Rande der Eröffnung stolz lanciert.

MONIKA ZIMMERMANN

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