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Berlin: Randale vor Ruinen

Die Hinterlassenschaften der Russen sind an der Treskowallee noch allgegenwärtig. Hinter einer hohen Betonmauer verrottet seit fast acht Jahren das ehemalige Kasernengelände.

Die Hinterlassenschaften der Russen sind an der Treskowallee noch allgegenwärtig. Hinter einer hohen Betonmauer verrottet seit fast acht Jahren das ehemalige Kasernengelände. "Ein Schandfleck", sagen die Anwohner unisono. Sie verlangen, dass das Köpenicker Bezirksamt endlich die alten Gebäude abreißt und die 27 Hektar große Fläche renaturiert. "So sah ein Bezirksamtsbeschluss es ursprünglich vor, aber im vergangenen Sommer ist er überraschend aufgehoben worden", sagt Ute Ehrich von der Bürgerinitiative "Karshorst sagt Nein".

Momentan wird das teilweise kontaminierte Areal offenbar von rechtsgerichteten Jugendlichen als "militärisches Übungsgelände" genutzt. Anwohner berichten von Schießereien, von Randale und Zündeleien. "Ein Mitglied unserer Bürgerinitiative wurde dort am Fotografieren gehindert und regelrecht über das Gelände gehetzt", erzählt Ute Ehrich. Es sei unglaublich, was sich zwischen Ruinen, offenen Kanalschächten und illegal entsorgtem Müll abspiele.

Mittlerweile hat zwar der Bezirk als Grundstückseigentümer das Haupttor zugeschweißt, doch es sind neue Schlupflöcher entstanden. Wie es weitergeht, scheinen weder Bezirk noch Senat zu wissen. Einen Wachschutz kann sich Köpenick jedenfalls nicht mehr leisten. "Zu teuer", heißt es im Grundstücksamt. Man kontrolliere das Gelände einmal wöchtenlich, bringe bei Bedarf neue Schlösser an und beiseitige frische Einstiege. "Ansonsten können wir nur abwarten, was für eine Entscheidung die Politik letztlich trifft", sagt ein Mitarbeiter des Grundstücksamtes. Im Köpenicker Rathaus hält man sich zu diesem Thema bedeckt. Seit Monaten wird nun schon gepüft, ob eventuell der Spreepark an die Treskowallee verlagert werden kann. "Die Angelegenheit wird momentan noch untersucht", heißt es nur kurz aus dem Bezirksamt. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist klar gegen die Umzugsabsichten und damit gegen die vom Bezirk geforderte Änderung des Flächennutzungsplans. "Auf dem Gelände sollen Grünflächen entstehen, so dass es wieder in die Wuhlheide integriert werden kann", erklärt Pressesprecherin Petra Reetz. Auf ein Schreiben der Bürgerinitiative an den Senat, dem Bezirkamt die Zuständigkeit für das Gelände zu entziehen, hat die Verwaltung bislang keine Antwort parat.

Die Mitglieder der Bürgerinitiative, deren Hauptziel es ist, den Umzug des Vergnügungsparks an die Treskowallee zu verhindern, können die "Untätigkeit der Politiker nicht verstehen". Schließlich sollte die Fläche ursprünglich bis 2005 renaturiert werden. EU-Fördermittel in Höhe von 2,86 Millionen Euro sind beantragt. Doch der Bezirk will zuerst die Zukunft des Spreeparkes geklärt wissen und hat das Vorhaben zunächst ausgesetzt.

Steffi Bey

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