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Viel Platz zum Bauen: das Tempelhofer Feld.

© Imago

Randbebauung: SPD erwägt Wohnungen auf Tempelhofer Feld

Werden die Ränder des alten Berliner Flughafens doch noch bebaut? SPD-Expertin Spranger spricht sich dafür aus – und bekommt Zuspruch aus Senat und Wirtschaft.

Kleingärten? Das Tempelhofer Feld? Angesichts der allgegenwärtigen Wohnungsnot sind Politik und Wohnungswirtschaft intensiv auf der Suche nach Bauland. Der Senat hatte zuletzt beschlossen, nach Auslaufen der Schutzfrist für Kleingartenanlagen auf öffentlichem Grund und Boden im Jahr 2030 rund 7000 Wohnungen auf 26 Kleingartenkolonien zu errichten.

Doch nun stellt sich Iris Spranger, wohnungspolitische Sprecherin der SPD-Fraktion, diesen Plänen entgegen – und befürwortet den Neubau von Wohnungen auf dem Tempelhofer Feld. Im Gespräch mit dem Tagesspiegel erklärte sie: „Ehe wir Kleingärten für Wohnungen opfern und bebauen, sollten wir lieber das Tempelhofer Feld am Rand bebauen.“ Sie halte Kleingartenanlagen „für absolut schützenswert“, erklärte Spranger und prognostizierte: „Wir müssen wieder in die Diskussion über die Randbebauung des Tempelhofer Feldes einsteigen. Diese wird wieder in den Fokus rücken, wahrscheinlich aber erst nach 2021.“

Berlin kann es sich gar nicht leisten eine solche Brache mitten in der Stadt als Abenteuerspielplatz für Erwachsene verkommen zu lassen.

schreibt NutzerIn Errare

In der Wirtschaft wurde der Vorstoß der Sozialdemokratin positiv aufgenommen. „Die wachsende Stadt braucht bezahlbaren Neubau. Der geht nur mit bezahlbarem Bauland. Das ist absolute Mangelware in Berlin“, sagte Maren Kern, Chefin des Verbandes Berlin-Brandenburgischer Wohnungsunternehmen (BBU). „Deshalb ist es sehr gut, dass jetzt die Diskussion um die Bebauung der Ränder des Tempelhofer Feldes wieder in Gang kommt. Je schneller und konkreter, desto besser für die Berliner Mieter.“

IHK drängt zum Handeln

Auch Jan Eder, Geschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK), forderte eine schnelle Bebauung des Areals. „Entweder wir haben eine Wohnungsnot oder wir haben sie nicht, im Klartext: Das Thema sollte nicht erst 2021 in den Fokus rücken, sondern jetzt“, sagte er dem Tagesspiegel. „Der Bedarf an neuen Wohnungen und Gewerbeflächen ist schließlich akut. Den Luxus, nicht einmal darüber nachzudenken, wie sich eine Fläche von der Größe Monacos für den dringend benötigten Wohnungsbau nutzen lässt, können wir uns schlichtweg nicht leisten.“

Den Bau von Wohnungen auf dem ehemaligen Flughafengelände zur Sprache gebracht hatte Grünen-Bezirksstadtrat Florian Schmidt aus Friedrichshain-Kreuzberg. Anlässlich der Vorstellung des Wohnmarktreports am Mittwoch schlug Schmidt die Aktivierung von „Flächen-Ressourcen am Tempelhofer Feld“ vor. Er sagte, das Ergebnis des Volksentscheids von 2014, als eine Mehrheit der Teilnehmer gegen die Bebauung des ehemaligen Flughafengeländes gestimmt hatte, sehr zu bedauern. Außerdem schlug Schmidt vor, jede zweite Wohnung solle am Gemeinwohl orientiert bewirtschaftet werden. Genau wie Spranger schlug auch Schmidt vor, den Bau von Wohnungen auf dem Tempelhofer Feld durch Wohnungsunternehmen des Landes realisieren zu lassen.

Unterstützung erhält Schmidt von seiner Parteifreundin, der Wirtschaftssenatorin Ramona Pop: „Der Vorschlag von Florian Schmidt ist ein interessanter Vorstoß“, sagte Pop dem Tagesspiegel. Die Grünen hätten sich „bereits vor einigen Jahren“ offen für eine maßvolle, bezahlbare Randbebauung auf der Tempelhofer Seite gezeigt. „Dazu könnte ein ökologisches Modellquartier zählen“, sagte Pop.

CDU fordert zweites Votum

Während sich SPD und Grüne mit einer Randbebauung des Tempelhofer Feldes anfreunden könnten, lehnt die Linke diese Idee völlig ab. „Das ist vergossene Milch“, sagte Linksfraktionschef Udo Wolf dem Tagesspiegel. Zu Beginn der Diskussion vor dem Volksentscheid habe sich die Linke offen gezeigt, über eine moderate Randbebauung nachzudenken und einen Kompromiss mit der Initiative zu suchen. Das habe der rot-schwarze Senat damals abgelehnt. Nach dem erfolgreichen Volksentscheid gegen eine Bebauung gebe es „das Volksgesetz“, sagte Wolf. „Eine Volksgesetzgebung zu kippen, kommt mit uns nicht infrage.“

Für die CDU äußerte sich Baupolitiker Christian Gräff. „Wir sind grundsätzlich dafür, das Tempelhofer Feld zu bebauen, und können uns das sehr gut vorstellen, allerdings müssten die Berliner erneut zu dem Thema befragt werden.“ Tatsächlich hatte sich die CDU-Fraktion in ihrem 2018 beschlossenem Masterplan Wohnen für die Bebauung ausgesprochen und das Tempelhofer Feld als „eines der wichtigsten innerstädtischen Potenzialgebiete zur Entlastung des Wohnungsmarkts“ bezeichnet.

Darin heißt es: „Wir halten es grundsätzlich für angezeigt, fünf Jahre nach dem Volksentscheid über die Zukunft des Tempelhofer Feldes neu darüber zu entscheiden, ob hier unter strengen Voraussetzungen dringend erforderlicher Wohnungsbau ermöglicht werden soll.“

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