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Berlin: Rani bleibt Invalide

Tierschützer: Elefantenkuh darf nicht zurück in die Manege

Wann der Zirkus-Elefant Rani die Tierklinik Düppel wieder verlassen kann, ist derzeit unklar. Im Juni hatte sich der Plattfuß unter bislang ungeklärten Umständen ein Bein gebrochen. Der Fall sorgte berlinweit für Aufmerksamkeit, und auch der damalige Wirtschaftssenator Gregor Gysi (PDS) spendete für die Versorgung und Pflege des Tieres Geld. Dass es der 22-Jährigen Elefantenkuh bei einer Rückkehr in die Manege besser ergehen wird als in der Klinik, bezweifelt zumindest der Tierschutzverein für Berlin (TVB).

Die Tierschützer haben bei der Staatsanwaltschaft Schwerin Anzeige gegen den Zirkus-Direktor Karl-Heinz Köllner erstattet, weil er angeblich gegen Paragraph 2 des Tierschutzgesetzes verstoße. „Wir können Fotos vorlegen, die beweisen, dass die beiden Elefanten des Zirkus Harlekin angekettet auf der Wiese und bei schlechtem Wetter im Transporter gehalten wurden“, sagt Isabella Busch vom Arbeitskreis Zirkus des TVB. Dass Rani angekettet und daher besonders aggressiv gewesen sei, erkläre möglicherweise auch den Unfall. Auch halte man Rani für „auffallend kleinwüchsig und mit 1, 5 Tonnen Körpergewicht extrem untergewichtig“, so der Tierschutzverband.

Nach Angaben von Experten des Vereins Elefanten-Schutz Europa ist für über 20-jährige Elefantenkühe, die in Zoos heranwuchsen, eine durchschnittliche Körpergröße von 2,50 Meter und ein durchschnittliches Körpergewicht von drei Tonnen zu erwarten. Der TVB fordert nun, Rani und den zweiten Elefanten des Zirkus Harlekin, Kenia, anderweitig unterzubringen. Als Alternative brachte die Organisation den österreichischen Safaripark Gänserndorf ins Gespräch, der offenkundig bereit ist, der Familie Köllner ihre Tiere abzukaufen. Als sicher gilt, dass Ranis verletztes Hinterbein dauerhaft um fünf Zentimeter kürzer bleiben wird als ihr gesundes Bein. Um den Längenunterschied auszugleichen, wird sie künftig einen orthopädischen Stützschuh tragen müssen. „Das lässt vermuten, dass Rani wieder voll in den Zirkusbetrieb integriert und somit den die körperlichen Voraussetzungen von Elefanten ohnehin überfordernden Dressurakten ausgesetzt werden soll“, befürchtet Isabella Busch.

Die Familie Köllner war für eine Stellungnahme zu den Vorwürfen nicht zu erreichen. Karl-Heinz Köllner verbrachte nach der Einlieferung Ranis in die Tierklinik Düppel zunächst Tag und Nacht am Krankenlager seines Elefanten.

Seine Schwiegertochter, Jana Köllner, hatte damals beteuert, der Zirkus behandle seine Elefanten wie Familienmitglieder. Allerdings war auch davon die Rede, dass das Familienunternehmen durch die Behandlungskosten Ranis in finanzielle Schwierigkeiten geraten sei. Im August meldete das Branchen-Blatt „Circus-Zeitung“, der Zirkus Harlekin habe Anfang Juli nur durch ein Darlehen der Stadt Lübeck auf Grundlage des Sozialhilfegesetzes weiterreisen können. Der TVB macht unter anderem chronischen Geldmangel des Zirkus’ für Ranis Zustand verantwortlich. Frank Thadeusz

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