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Berlin: Rank ins Ranking

Weniger Professoren, weniger Studenten, weniger Fächervielfalt: Berlins Universitäten mussten abspecken – und wollen doch Spitze bleiben

Die Sparmaßnahmen an Berlins Unis treffen in erster Linie die Studenten. Es wurden zahlreiche Professuren gestrichen, und die Hochschulen nahmen weniger Studierende auf als bisher. Sie verhängten zum Herbst 2004 einen flächendeckenden Numerus clausus. Seitdem ist es schwieriger geworden, in Berlin zu studieren. Inzwischen nehmen 18 Prozent weniger Schulabgänger in Berlin ein Studium auf als noch vor der Einführung des Numerus clausus.

Berlins Universitäten verlieren außerdem an wissenschaftlicher Vielfalt. Sie trennen sich wegen der finanziellen Einschnitte von einer Reihe von Fächern, die FU etwa von ihrer Soziologie, den Musikwissenschaften oder der Indogermanistik. Die Technische Universität muss fast ihre gesamten, einst mit renommierten Professoren besetzten Geisteswissenschaften abwickeln und die Lehrerausbildung beinahe vollständig aufgeben. Die Betreuung der Studierenden hat sich verschlechtert, die verbleibenden Wissenschaftler sind in der Lehre stärker belastet. Manche Professoren müssen nun auch Fachgebiete mit vertreten, für die sie ursprünglich gar nicht eingestellt worden waren. In Berufungsverhandlungen erkundigten sich inzwischen alle Bewerber nach solchen zusätzlichen Belastungen, sagt Christoph Markschies, Präsident der Humboldt-Universität: „Unsere Konkurrenzfähigkeit ist beschädigt.“ Die Lehrverpflichtung ist im Zuge der Sparmaßnahmen ohnehin weiter heraufgesetzt worden: von acht auf neun Stunden.

Auch in der Verwaltung müssen die Unis nun Personal abbauen. An der FU geht es um zehn Prozent – „das ist viel, da wir das schon in den Jahren vorher x-mal gemacht haben“, sagt FU-Präsident Dieter Lenzen. Vor allem verhindere das Sparen, dass ein neuer Typus von Verwaltungsmitarbeitern eingestellt werden könne, wie eine moderne Uni ihn inzwischen zusätzlich benötige: Menschen, die sich mit Headhunting oder Fundraising auskennen, wie Lenzen und Markschies sagen.

Trotz aller Sorgen: Die drei Berliner Universitäten werden auch in Zukunft eine Größe und Ausstattung haben, die es ihnen erlaubt, wie bisher auf den ersten Plätzen in den Rankings der Republik mitzuspielen. Zudem sind die Unis finanziell abgesichert: Die Sparmaßnahmen gehen einher mit Hochschulverträgen, in denen der Senat seine Zuschüsse ohne Haushaltsvorbehalt bis 2009 festgelegt hat. Bis dahin werden die großen Universitäten versuchen, durch enge Zusammenarbeit Ressourcen zu sparen. Finanzsenator Thilo Sarrazin hat gegen den heftigen Widerstand der Unis auch auf ein gemeinsames Gebäudemanagement gedrängt, das seiner Ansicht nach bis zu 20 Prozent Kosten sparen könnte. Inzwischen ist in den Verhandlungen zumindest ein Kompromiss in Sicht.

Erfolge von Berlins Universitäten in der Vorrunde des bundesweiten Elitewettbewerbs lassen für die Zukunft hoffen. Setzen die Hochschulen sich auch in der Endrunde durch, sind Millionen-Zuschüsse sicher. Und das Land Berlin hat versprochen, seinen Anteil von je 25 Prozent beizusteuern. Berlins Unis könnten dann in bestimmten Disziplinen oder aber als ganze Einrichtung ihren Spitzenplatz in der deutschen Forschung ausbauen.

Zugleich kommt in der Lehre eine große Herausforderung auf Berlin zu: Die Studentenzahlen werden bundesweit deutlich steigen, die Hauptstadt wird ihren Beitrag zur Ausbildung der vielen Abiturienten leisten müssen. Wissenschaftssenator Thomas Flierl will die Zahl der Studienplätze wieder auf 100 000 anheben. Dem hat der Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit bereits eine Absage erteilt. Immerhin sagt er: „Ich bekenne mich dazu, dass Berlin den Bestand der vorhandenen Studienplätze sicherstellt.“

Dürfen die Universitäten also auf Konsolidierung hoffen, auch nach 2009, wenn die Hochschulverträge auslaufen? „Dazu lässt sich noch nichts sagen“, heißt es aus der Finanzverwaltung: „Berlins Mittel werden knapp bleiben.“

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