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Vorsicht. Ein Aushang warnt Eltern und ihre Kinder.

© Doris Spiekermann-Klaas

Rasierklingen auf dem Spielplatz: Sandkästen sind Gefahrenzonen

Schon wieder wurden am Arnswalder Platz Rasierklingen gefunden. Wie könnten Spielplätze vor solchen Taten geschützt werden?

Gleich mehrere Spiel- und Sportplätze gibt es am Arnswalder Platz in Prenzlauer Berg. Eine weitläufige Parkanlage im ruhigen Bötzowviertel, ideal für Familien mit Kindern. An den Eingängen zu den Spielplätzen aber hängen derzeit Schilder, die zur Vorsicht aufrufen.

Am Dienstag wurden hier zum wiederholten Mal Rasierklingen gefunden. Seit Ende November letzten Jahres wurden hier Klingen, einmal auch Reißzwecken, gefunden. Die Polizei ermittelt wegen versuchter schwerer Körperverletzung, zum potenziellen Täter möchte man noch keine Aussagen treffen.

Nach der Häufung der Vorfälle vermuten jedoch Anwohner und regemäßige Nutzer der Spielplätze, dass es jemand sein müsse, der Kindern gegenüber feindlich eingestellt ist. Jemand, der die gefährlichen Gegenstände gezielt deponiert.

Die Zahl der Familien nahm in den letzten Jahren zu

Am Donnerstag trieb die Frage, wer hinter den Taten stecken könnte, viele Menschen am Platz um. Abscheulich sei das. Unvorstellbar. Erschreckend. So lauten die Reaktionen. Der Himmel ist wolkenverhangen, die Spielplätze sind leer, es sind nur wenige Kinder zu sehen.

Normalerweise sei es hier voller, sagt eine Mutter, die mit ihrer dreijährigen Tochter zum Schaukeln auf den Spielplatz gekommen ist. „Vor allem im Sommer tummeln sich viele Eltern und Kinder auf dem Platz, manchmal bilden sich Schlangen vor den Rutschen.“

Die Zahl der Familien im Kiez sei in den vergangenen Jahren rasant gestiegen, sagt sie. Manchen alteingesessenen Bewohnern sei das mittlerweile vielleicht zu viel, schätzt die Frau. Sie wünscht sich, dass die Spielplätze nachts besser beleuchtet werden, um Unruhestifter abzuschrecken.

Manche Nachbarn fühlen sich gestört

Auch in einer nahegelegenen Kita macht man sich Gedanken über die Vorfälle, mehrfach sprachen Eltern Erzieher darauf an. Generell sei die Stimmung im Viertel gut, aber es gebe immer wieder Probleme mit Nachbarn, die sich von den Kindern gestört fühlen. „Vor allem in der Eingewöhnungsphase schreien manche einfach viel“, sagt eine Mitarbeiterin. Ob jemand Klingen auf den Spielplätzen verteilt, um Kinder gezielt zu verletzen? Auch hier ist man ratlos.

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„Es gibt gewisse Ressentiments gegen die Prenzlauer-Berg-Mütter“, sagt Carsten Meyer, Gründer der Gärtnerinitiative Arnswalder Platz, die sich ehrenamtlich um die Grünflächen kümmert. Die Eltern, so der häufige Vorwurf, seien egozentrisch und brauchten Platz.

Sicher seien manche Nachbarn frustriert, fühlten sich zur Seite gedrängt. Doch wer könne solche Taten verüben? Meistens geschehe dies nachts, ständige Kontrollen seien unmöglich.

Das Bezirksamt versucht, die Anwohner zu beruhigen

Zuständig für die Reinigung der Flächen ist das Straßengrünflächenamt des Bezirks Pankow. Im Falle eines Klingenfundes werden die Spielplätze in der Regel einige Tage gesperrt, um beispielsweise den Sand zu untersuchen. Nachdem am Dienstag keine weiteren Klingen entdeckt wurden, ist der Platz wieder geöffnet.

„Präventiv kann man nicht viel machen", sagt Nicole Holtz, Sprecherin des Bezirksstadtrads Vollrad Kuhn (Grüne), zuständig für Stadtentwicklung und Bürgerdienste.

Sie mahnt zur Ruhe: Gegenstände wie Klingen oder Reißzwecken werden selten gefunden. Im gesamten Bezirk seien es weniger als zehn Fälle im Jahr gewesen, schätzt sie.

Die Spielplätze sollen offen bleiben

So schlimm die Funde seien, hochgerechnet auf die vielen Spielplätze sei das Risiko einer Verletzung gering. Über den Täter spekulieren will sie nicht.

Doch wenn es jemand sei, der ein Problem mit Kindern habe, dann würde man ihm mit der Schließung der Spielplätze nur in die Hände spielen. „Das wäre fatal.“

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