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Trügerische Idylle. Das Strandbad Plötzensee wird nun doch nicht als Veranstaltungsort für das BeLaSound-Festival dienen. Veranstalter und Strandbad-Betreiber haben sich heillos zerstritten.

© dpa

Rassismusvorwürfe in Berlin-Wedding: Streit im Strandbad Plötzensee

Das Musikfestival "BeLaSound" wird nicht im Strandbad Plötzensee stattfinden. Veranstalter Jan Stens sagt, fremdenfeindliche Beleidigungen und Übergriffe des Personals seien der Grund. Der Betreiber des Bads, Erik Müller, weist jegliche Vorwürfe von sich.

Der Streit um die Geschehnisse im Strandbad Plötzensee in Wedding geht weiter. Vom 14. bis zum 16. Juni sollte hier ein lateinamerikanisches Kultur- und Musikfestival stattfinden - das „BeLaSound“. Doch Festivalveranstalter Jan Stens und Strandbadbetreiber Erik Müller scheinen heillos zerstritten. Stens hatte am Donnerstag bekannt gegeben, dass er und sein multikulturelles Team von Mitarbeitern des Bades rassistisch beleidigt wurden. Es sei gar zu einem tätlichen Übergriff auf ihn gekommen, bei dem er im Büro verprügelt worden sei. „Der Täter war zwar kein Angestellter des Strandbads, sondern der Betreiber eines Crêpe-Standes, aber er wurde von Herrn Müller und seinen Kollegen in Schutz genommen.“ Er selbst hätte als Opfer einen Tag nach dem Vorfall Hausverbot bekommen, der Übeltäter hätte sich weiterhin frei auf dem Gelände bewegen dürfen, so Stens.

Erik Müller distanziert sich mit einem offiziellen Statement auf der Facebook-Seite des Strandbads Plötzensee von den Rassismusvorwürfen. Dort heißt es: „Einer der zwei Pächter des Freibades Plötzensee ist jüdischen Glaubens mit einem so genannten ‚Migrationshintergrund’, genau wie fünf der sieben Angestellten dieses Betriebes. Im Freibad Plötzensee gibt es überhaupt keinen Platz für Rassismus!“ Müller behauptet, dass der wahre Grund für die Absage des BeLaSound-Festivals nicht an angeblichen rassistischen Beleidigungen durch seine Belegschaft lege, sondern auf eine fehlende Genehmigung für die Festivität zurückzuführen sei. Tatsächlich bestätigt Stens, dass das Bauamt Mitte sich gegen eine Musikveranstaltung im Strandbad Plötzensee entschieden hat. Er ist jedoch der Meinung, dass in Müllers Pachtvertrag mit den Berliner Bäderbetrieben festgelegt sei, dass solche Events dort nicht stattfinden dürften. Demnach hätte Müller überhaupt gar keinen Vertrag mit dem BeLaSound-Team schließen dürfen.

Matthias Oloew, Pressesprecher der Bäderbetriebe, beruft sich auf das Vertragsgeheimnis zwischen den Parteien: „Zu den Vertragsinhalten werden wir öffentlich keine Aussage treffen. Ich kann jedoch sagen, dass Veranstaltungen dieser Art in jedem Fall einer Einzelgenehmigung durch die entsprechenden Ämter bedürfen.“ Das gelte für alle verpachteten Bäder der Betriebe.

Oloew bestätigte zudem, dass es in der Vergangenheit bereits öfter Probleme zwischen dem Strandbad Plötzensee und dem Bezirksamt Mitte gegeben hätte. So zum Beispiel beim Frauenlauf des Sportartikelherstellers Nike vor einer Woche. Damals hatten sich die Bäderbetriebe eingeschaltet, damit das publicityträchtige Event überhaupt stattfinden konnte. Auch Olaf Zern, Veranstalter des Frauenlaufs, spricht von Problemen mit der Bauaufsicht vom Bezirk Mitte: „Die Behörde wollte den Lauf nicht genehmigen, damit hatte Herr Müller als Betreiber des Strandbads aber nichts zu tun.“ Zern zeigte sich überrascht über die Eskalation zwischen Müller und Stens. Er hatte beide bei Vorbereitungen für das Nike-Rennen kennen gelernt. „Die Zusammenarbeit mit beiden Parteien war zwar nicht ganz einfach, aber von den nachfolgenden Vorfällen war überhaupt nichts zu spüren.“

Jan Stens sagt, er wolle sich nicht auf eine öffentliche Polemik mit Müller einlassen und zukünftig alles über Rechtsanwälte klären. Das BeLaSound-Festival findet nun im Yaam-Club in Friedrichshain statt. „Die Leute vom Yaam und vom Umweltamt Kreuzberg-Friedrichshain haben unheimlich nett, schnell und hilfsbereit reagiert. Wir werden uns unser Kulturfestival von solchen Sachen nicht vermiesen lassen“, sagt Stens abschließend.

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