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Berlin: Rat- und rastlos im neuen Spreebogenpark

Grünanlage wirkt auf viele Besucher zu ungemütlich

„Sehr zweckmäßig“, sagt der Berliner Bernhard Langer, der den Park mit Bekannten aus Hannover besucht. Es ist kein Kompliment. Ratlos blicken er und seine Gäste über die Wiesen und auf die rostfarbenen Stahlwände, die das Gelände wie zwei Mauern durchtrennen. „Das ist nicht gelungen“, sagt Langer. Er und seine Bekannten sind enttäuscht. Unter einem Park im Regierungsviertel haben sie sich eigentlich mehr vorgestellt.

Am Wochenende hätte der neue „Spreebogenpark“ zwischen Schweizer Botschaft und dem Hauptbahnhof einen ersten Besucherandrang erwarten können. Aber die Passantenströme ziehen an ihm vorbei. Die vielen Bänke bleiben am Sonntag unbesetzt. „Zu klinisch“, urteilt eine ältere Frau über den Park. Sie steht unter einem schmalen Betondach und fragt sich, was das dürftige Bauwerk eigentlich soll. „Kommen da wenigstens noch Stühle und Tische hin?“ Das merkwürdige Dach auf Stelzen wirkt auch auf andere Passanten rätselhaft. Es ist, erklärte die Senatsbehörde für Stadtentwicklung zur Parkeröffnung letzte Woche, ein Pavillon zum Schutz vor Sonne und Regen, soll auch kleineren öffentliche Open-Air-Veranstaltungen dienen.

Die ausladenden Wiesen des neuen Parks werden kaum betreten. Dabei ist das erlaubt. Aber sie laden nicht ein. „Hier fehlen Bäume“, sagen Claudia und Gerd Grzegorzewski, die mit dem Fahrrad vom Hansaviertel angerollt sind. Sie stehen auf der neuen Gustav-Heinemann-Brücke, schauen über die Wiesen auf das Kanzleramt. Es sei andererseits schön, dass man viel freien Platz gelassen habe, um die Silhouette zu genießen. An den Wänden des Uferweges vermissen sie rankendes Grün. „Sieht sehr nach Beton aus.“ Mit den Stahlwänden im Gelände wissen sie auch nichts anzufangen. „Ist das Kunst?“ Andere vermuten, das eingegrenzte Grasland sei vielleicht ein Fußballplatz. Die hohen Wände sind, wie die Senatsverwaltung erläuterte, ein „Landschaftsfenster“ durch das die Besucher an das Ufer gelangen können. Am Sonntag, bei schönstem Spaziergänger-Wetter, bleibt die Wiese zwischen den rostig wirkenden Wänden verwaist.

An dünnen Bäumen ist ein Toiletten-Hinweis zu lesen. Passanten, die dem Pfeil folgen, stehen an der Otto-von-Bismarck-Allee, Ecke Konrad-Adenauer-Straße vor einer Mobil-Toilette.

Der Spreebogenpark (in drei Jahren für 9,8 Millionen Euro gebaut) werde „mit seiner exponierten Lage mitten im Regierungsviertel schon innerhalb kürzester Zeit von Alt und Jung intensiv genutzt werden“, erwartet die Senatsbehörde. Die ersten Erfahrungen sprechen noch nicht dafür.

Christian van Lessen

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