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Berlin: Rauchverbot: Wirte haben kein Interesse

Nur geringe Resonanz nach Aufruf des Gaststättenverbandes. Umsatz an Automaten hat sich halbiert

„Freiwillig – 100 % rauchfrei!“ – Dieser Slogan des Gaststättenverbandes sollte ein letzter glühender Aufruf an Berlins Gastronomen sein, das Qualmen ab 1. März zu untersagen. Anfang Februar wurde der Appell veröffentlicht, doch die Resonanz war kläglich: Nur rund ein Dutzend Wirte erklärten ihre Bereitschaft, teilte der Verband auf Anfrage mit. Besonders Restaurantinhaber sympathisierten zwar mit einem Rauchverbot, heißt es in der Branche, aber die Furcht vor Umsatzeinbrüchen sei zu groß, solange im Konkurrenzlokal noch geraucht werden darf. Gesundheitssenatorin Katrin Lompscher (Linkspartei) sieht sich durch den Fehlschlag bestätigt: „Freiwilligkeitslösungen bringen nichts.“ Sie bekräftigte ihre Absicht, ein gesetzliches Rauchverbot in allen gastronomischen Betrieben durchzusetzen – „und zwar möglichst im Einklang mit den anderen Bundesländern“.

Wie berichtet, verständigten sich die meisten Länder am Freitag auf ein grundsätzliches Rauchverbot in allen Gaststätten vom Restaurant bis zur Bar. Qualmen soll nur noch in extra ausgewiesenen und streng abgetrennten Raucherzimmern möglich sein, in denen allerdings nicht serviert werden darf. Diese Lösung deckte sich mit den Vorstellungen des Berliner Senates. Allerdings müssen die Ministerpräsidenten sie am 22. März noch billigen – und bis dahin will Katrin Lompscher „alles daran setzen“, die ausscherenden Länder Nordrhein-Westfalen und Niedersachsen doch noch auf den angestrebten bundeseinheitlichen Kompromiss einzuschwören. Bisher wollen beide es den Wirten überlassen, ob sie ihren Betrieb als Raucher- oder Nichtraucherlokal führen.

Rückenwind verschaffte den Berliner Befürwortern eines konsequenten Rauchverbotes am Montag die jüngste repräsentative Umfrage der Bundesdrogenbeauftragten zum freiwilligen Rauchverzicht in Gaststätten. Das Ergebnis war ebenso dürftig wie der Rücklauf des Berliner Verbandsaufrufes. Danach bieten nur 9,8 Prozent der Restaurants in Berlin, Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern rund 30 bis 40 Prozent ihrer Plätze ausschließlich Nichtrauchern an. Ein generelles Rauchverbot gilt in noch weitaus weniger Betrieben.

Zumindest immer mehr Restaurantinhaber wie Joachim Soltmann vom „Café Lebensart“ in Mitte haben das Hickhack ums Qualmen aber inzwischen satt. Sie hoffen nun auf ein klares gesetzliches Nein zur Zigarette – sogar ohne separates Raucherzimmer, das aus Raum- und Finanzgründen nicht jeder schaffen kann. „Dann wären die Konkurrenzbedingungen gleich, und es gäbe keine halbherzigen Lösungen wie Raucher- und Nichtraucherzonen mehr, bei denen ich es als Wirt keinem wirklich recht machen kann“, sagt Soltmann.

Entschiedene Gegner eines Verbotes sind hingegen die Betreiber der rund 9000 Berliner Zigarettenautomaten. Das hängt mit der Umstellung ihrer Geräte seit Anfang 2007 auf eine neue Zahlweise zusammen. Wie berichtet, kann man seither nur noch mit einer EC-Karte Kippen ziehen, die einen Chip mit Altersangabe enthält. Das verwehrt Jugendlichen unter 16 Jahren den Zugriff. Doch die neue Lösung ist vielen Rauchern zu kompliziert. An Automaten im Freien hat sich der Umsatz deshalb halbiert, berichten Verbände und Firmen. Vor dem Niedergang retten die Branche offenbar noch ihre Automaten in Lokalen. Hier beschränkt sich das Minus auf rund 20 Prozent, weil auch der Wirt für den hilflosen Gast ziehen kann. Damit wird nach einem Rauchverbot aber Schluss sein. Wilfried Fritz von „Hall Tabakwaren“ in Großbeeren: „Das wäre für uns schlimm.“

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