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Berlin: Rauchzeichen zur Imagepflege

British-American Tobacco eröffnet seine Hauptstadtrepräsentanz Unter den Linden

Marlene raucht nicht. Das Double sieht auch nicht wirklich aus wie Marlene Dietrich, aber das macht nichts. „Soll nur ein Farbtupfer sein“, sagt Stefan von der Heiden, Chef der neuen Hauptstadtrepräsentanz von British-American Tobacco (BAT) Deutschland. Der Fotograf möchte, dass von der Heiden dem Double eine Zigarette anzündet, der Tabak-Lobbyist lehnt ab. Das verstoße gegen die strengen firmeneigenen Richtlinien. „Wir fordern niemanden auf zu rauchen.“

Für die Tabakindustrie zu arbeiten, verlangt Akkuratesse in der Auswahl von Wort, Bild und Gestik. Zur Eröffnungsparty der Repräsentanz im Bürohaus Unter den Linden 42 laufen keine Hostessen herum, um nach der Lieblingsmarke zu fragen. Gereicht werden Leckereien in Löffelportionen und alkoholische Getränke. Die Zigaretten – Tobacco-Marken wie Pall Mall, Lucky Strike oder Gauloises – muss sich der interessierte Raucher von einem entfernten Stehtisch abgreifen.

BAT, weltweit die Nummer zwei, produziert 678 Milliarden Zigaretten im Jahr, hält Rauchen aber für schädlich. Weil das auf Anhieb niemand versteht, will das Unternehmen stärker an die Öffentlichkeit gehen. Dann ist da noch das Ziel, deutscher Marktführer zu werden (bisher ist das Philip Morris). Das Büro in Berlin soll diesen Anspruch untermauern. Hauptsitz ist Hamburg.

Die Gästeschar besteht in der Mehrheit aus Männern, darunter tolerante Nichtraucher wie Hermann Otto Solms, der FDP-Politiker. Ex-Senator Peter Strieder ist da und raucht. Später kommt auch Ex-SPD-General Klaus-Uwe Benneter und steuert gezielt den Humidor mit den „Dunhill“-Zigarren aus der Dominikanischen Republik an. Erst vor kurzem beteuerte Benneter, er sei clean und rauche seit 15 Jahren nur noch passiv. Der CSU-Abgeordnete Hartmut Koschyk ist meistens da, wenn es bei Tobacco was zu feiern gibt – in seinem bayerischen Wahlkreis liegt die einzige deutsche Zigarettenfabrik von British-American Tobacco. Solms, Benneter und Koschyk gehören zur parteiübergreifenden Anti-Rauchverbots-Fraktion.

Von der Heiden probiert jetzt auch mal eine Dunhill. Sonst raucht er eher Luckys oder Gitanes. Zigaretten kannte er bis vor einem Jahr nur als Konsument. Eine Schachtel braucht er am Tag. Er hat 15 Jahre im Politikbetrieb hinter sich, zuletzt bei der Beratungsfirma Pleon. Dort sagte ihm ein Kollege zum Abschied, in seinen Augen stehe die Tabakindustrie auf gleicher Stufe wie die Robbenschlächter. Das schlechte Image sieht von der Heiden als sportliche Herausforderung.

Sein Chef, Mark Cobben, ein Niederländer, würde auch Waschpulver verkaufen. Nur sei das viel langweiliger als Zigaretten. Cobben hat das Rauchen vor vier Jahren aufgegeben. „Ich dachte, es ist besser für meine Gesundheit, wenn ich aufhöre.“ Diese private Entscheidung sei im Unternehmen „kein Thema“ gewesen. „Bei uns rauchen viele nicht. Wir sagen ja auch, dass Rauchen ein Gesundheitsrisiko ist.“

Cobben garniert jeden seiner kurzen Sätze mit einem entwaffnend unschuldigen Lächeln. Er findet, für Schulen und Krankenhäuser sollte ein generelles Rauchverbot gelten. Und an Jugendliche unter 18 Jahren dürften Tabakprodukte gar nicht mehr verkauft werden. Mit solchen Forderungen will sich Tobacco als der sozial engagierte Tabakkonzern profilieren. Bei den Gaststätten wünscht sich Cobben statt eines Rauchverbots „differenzierte Lösungen“, auch gerne was Technisches wie Ventilatoren und Filteranlagen. „Wenn die Nichtraucher nicht mehr durch Rauch belastet werden, meckern sie auch nicht mehr herum.“ Dann könnten die Raucher endlich wieder ungestört ihrer Sucht nachgehen.

Die wirklichen Feinde von British- American Tobacco sitzen ohnehin nicht in Deutschland, sondern bei der EU in Brüssel. Dort arbeiten sie an einem totalen Verbot von Tabakwerbung. Das würde die Marktstrukturen zementieren, glaubt Cobben. „Die Großen bleiben groß, die Kleinen klein.“ Dann könnte sein Ziel, in Deutschland die Nummer eins zu werden, in Rauch aufgehen.

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