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Der Havellandradweg führt westlich von Berlin quer durch Wälder und Felder.

© Knut Stritzke

Urlaub in Brandenburg und Sachsen-Anhalt: Tipps für Sommerferien auf dem Land

Mit dem Fahrrad quer durchs Havelland oder doch lieber mit dem Pferdewohnwagen in der Altmark umherziehen? Vier Kurzreisen für kurzentschlossene Familien.

Die Sommerferien haben begonnen, doch nicht jede Familie, die jetzt bald verreisen möchte, hat schon vor Monaten eine Unterkunft gebucht. Manchmal ist es viel schöner, kurzfristig und spontan zu entscheiden, wo es hingehen soll. Ein Vorteil daran: So kann man, sofern man im Land bleibt, gut die Wetterlage im Blick behalten.

Allerdings haben es Spontanurlauber in Deutschland häufig schwer. Hotels oder Ferienwohnungen an Nord- und Ostsee sind oft schon Monate vorher ausgebucht. Was immer geht, sind Radtouren, Wanderungen oder Ausflüge zu den Seen im Umland. Wir haben vier besondere Tipps für Kurzreisen ausgesucht, die Familien ohne große Kosten und Vorbereitung zur Sommerzeit unternehmen können.

Radeln durchs Havelland

Radeln fernab der lauten Straßen. Quer durch Felder und Wälder, vorbei an Seen und ab und zu eine kleine Ortschaft am Wegesrand, wo man eine kleine Zwischenmahlzeit bekommt. Oder noch besser: ein Picknick im Grünen. Der 115 Kilometer lange Havellandradweg startet in Spandau und führt von dort nach Westen – raus aus Berlin.

Er führt unter anderem durch den Regionalpark Krämer Forst bis in den Naturpark Westhavelland und endet am Flusslauf der Unteren Havel. Je nach gewünschter Entfernung kann man mit der Bahn die Strecken beliebig abkürzen, zum Beispiel, indem man bis Nauen fährt und von dort weiter nach Ribbeck radelt. Einfach den Wegweisern mit dem Logo des roten Adlers auf dem Rad folgen, zur Not fragt man jemanden vor Ort. Eine Karte findet man unter www.havelland-tourismus.de/prospekte.

Entlang der Strecke gibt es immer wieder schöne Haltepunkte, wie das ehemalige „Rittergut derer von Ribbeck“, das nach wie vor ganz im Zeichen der Birne steht und wo es in dem gemütlichen Restaurant an der Alten Schule leckeren Birnenkuchen gibt. Von hier geht es weiter nach Paulinenaue und dann über Pessin, wo ein kleiner See zum Pause machen einlädt. Picknick.

Danach ist die Brotbox leer und die Hose feucht vom Gras – macht nix, dafür hat man kleine grüne Frösche beobachtet und die heißen Füße im See gekühlt. Erfrischt geht es weiter in Richtung Kriele. Weite – weite Welt! Hier kann man auf den Hochstand am Wegesrand klettern und in die Ferne blicken. Dann heißt es wieder ab aufs Fahrrad und weiter nach Kotzen und Stechow. Auf dieser Strecke geht es idyllische Feldwege entlang, keine Bundesstraße weit und breit, keine Autos, nur Vogelgezwitscher.

Der Duft von Robinien schmeichelt der Nase. Dann führt der Weg durch duftende Kiefernwälder bis Rathenow. Hier ist definitiv ein Eis fällig und Konzentration angesagt, um den richtigen Weg zu finden. Denn hier wechselt man auf den Havelradweg, der durch ein blaues Schild gekennzeichnet ist, um auf ihm das letzte Stück weiter nach Milow zu fahren, wo das Nachtquartier wartet.

In der alten Villa der Meierei Bolle ist eine wunderschöne Jugendherberge entstanden. Manchmal wird gegrillt. Ein helles aufgeräumtes Zimmer mit Doppelstockbetten und eigenem Bad erwartet einen hier. Für den nächsten Tag wird ein Ausflug entlang der Havel geplant, ein Stückchen weiter entlang des Havelradweges Richtung Marquede und Kützkow: Vögel beobachten im schilfumsäumten Ufer. Das kann man hier eigentlich überall. Federleicht tanzen kleine Schwalben in der Luft über dem Wasser. Wer will, verlängert seine Reise auf unbestimmte Zeit.

(Touren unter www.havelland-tourismus.de, man kann sich auch den GPX Track der jeweiligen Route aufs Handy laden unter www.havelland-tourismus.de/radfahren, Jugendherberge Milow/Carl Bolle QMJ, Friedensstraße 21,13715 Milower Land OT Milow, Tel. 03386-280361, www.jh-milow.de, jh-milow@jugendherberge.de)

Mit dem Pferdewagen durch die Altmark

Plötzlich Pferdebesitzer. Mit einem riesigen starken Kaltblutpferd können Familien für rund eine Woche im Planwagen durch die Altmark im Norden Sachsen-Anhalts pilgern. Die Region, auch bekannt als „Middle of Nüscht“, liegt etwa zwei Autostunden von Berlin entfernt und beschenkt ihre Besucher mit Weite, stiller Landschaft und winzigen Dörfern.

Nenny Albold bietet seit einigen Jahren diese Reisen im Pferdewagen an, für zwei bis fünf Personen pro Wagen. Hunde dürfen auch mit. Mindestbesatzung pro Wagen sind zwei Erwachsene oder ein Erwachsener und ein Jugendlicher, weil einer der Kutscher ist. Die andere Person muss hin und wieder absteigen und helfen, zum Beispiel an unübersichtlichen Weggabelungen oder wenn dem Pferd die Bremsen lästig werden.

Los geht es an der Basisstation, dem Campingplatz von Apenburg am Ortseingang neben dem Freibad. Hier verbringt man die erste Nacht, um sich mit allem vertraut zu machen, und am Ende wieder die Abschlussnacht. Los geht es morgens, entlang einer individuell festgelegten, ausgearbeiteten Route. Man bekommt eine Karte mit genauer Wegbeschreibung, die dem Reisen mit Pferd angepasst ist und Tipps zu Sehenswürdigkeiten auf der Strecke enthält.

Eine Tagesetappe ist 15 Kilometer lang – dafür braucht man gemütliche drei bis fünf Stunden. Die jeweiligen Übernachtungsstationen finden sich entlang der Route. Mal schläft man auf einem wunderschönen alten Bauernhof bei einer alten Dame in Klein Gischau, mal auf einem großzügigen Reiterhof in Hohentramm. Jede Station ist anders, aber immer findet man dort eine Weide für sein Pferd und einen Stellplatz für den Wagen sowie ein Badezimmer und freundliche Gastgeber. Ansonsten ist man Selbstversorger. Der Planwagen hat eine Sitzecke, in der die Reisenden gemütlich essen oder spielen können und die sich zum Bett umbauen lässt. In der kleinen Campingküche ist gut kochen, den Kühlschrank findet man außen im „Kofferraum“, im Bauch des Wagens befindet sich das Putzzeug für das neue Familienmitglied (das Pferd) sowie Kraftfutter und Wasser.

In der Altmark im Norden Sachsen-Anhalts können Familien mit Pferd und Planwagen durch die Landschaft pilgern.
In der Altmark im Norden Sachsen-Anhalts können Familien mit Pferd und Planwagen durch die Landschaft pilgern.

© Knut Stritzke

Und wie ist das, wenn man sich mit Kutschen und Pferden noch gar nicht auskennt? Gar nicht schlimm! Die sanften Riesen sind sehr geduldig. Genau wie Nenny Albold, die die Reisen organisiert. Sie zeigt genau, wie das Anschirren funktioniert, und gibt die erste Fahrstunde, bis man schließlich mit sechs Stundenkilometern die Wege entlang klappert. Für alle Fälle ist sie unter einer Notfallnummer immer erreichbar.

Die Pferde können mit jeglicher Verkehrssituation umgehen. Die Wagen sind einfach und liebevoll gestaltet, wild romantisch. Verpflegung muss mitgenommen werden, weil es in der Gegend kaum Supermärkte oder andere Einkaufmöglichkeiten gibt, zumindest nicht entlang der Pferderoute. Also kocht man gemütlich im Wagen oder picknickt. Einfach schön.

Eine kleine Entdeckung ist die „Mitte der Welt“ am Dorfteich von Poppau – ein gravierter Stein, der sich gut beklettern lässt. Zum Geschichten erfinden lädt auch das Verlobungseck ein, eine romantische Weggabelung mit Bank an der Landstraße hinter Stapen. Oder man stoppt eben mal an einem alten Kloster, einer schönen Kirche oder genießt ganz einfach: Weite, Landschaft, Friede.

(Etwa 165 km westlich von Berlin, Preis pro Woche für vier Personen ab 1310 Euro, Kontakt: Nenny Albold, Pferdewohnwagen Altmark, Hinterstraße 6, 38486 Apenburg, www.pferdewohnwagen.de, Tel. 0175- 4725789, Infos über die Region findet man im Reiseführer östliche Altmark: „In the Middle of Nüscht“ von Sibylle Sperling (Ominio-Verlag).)

Paddeln, rudern und entspannen in Lychen

Das Blau des Himmels spiegelt sich im See, das Wasser kühl an der Hand, dazu das leise Schaukeln des Ruderboots.

Nur 100 Kilometer nördlich von Berlin befindet sich die Flößerstadt Lychen. Der Ort ist auf einer Insel inmitten von sieben Seen gelegen. Bootstouren jeglicher Art bieten sich an. Wer die Gegend einmal kennen gelernt hat, will immer wieder hin. Wer gerne schlicht und einfach campt, am liebsten direkt am See mit Kinderspielplatz, ist sehr gut auf dem Wurlsee-Campingplatz aufgehoben, der sich – immer den Schildern nach – am Ortsausgang von Lychen befindet.

Eine Wiese geht direkt hinunter bis an den See, wo die Kinder im seichten Wasser planschen können oder man mit dem Kanu in See stechen kann. Auch Angler finden sich gerne am Steg. Hundehalter sind ebenfalls willkommen, wenn auch nicht direkt an der Hauptbadestelle. Aber nur 100 Meter weiter befindet sich eine kleine Extra-Badestelle, wo sie gemeinsam mit ihrem Vierbeiner ins Wasser springen können.

Bootstouren, Eiscafés, Restaurants und auch ein kleines Kino: Lychen hat einiges zu bieten. Natürlich kann man auch Fahrräder ausleihen und zum Beispiel ins idyllische Himmelpfort radeln, um nachzusehen, wie der Weihnachtsmann im Sommer wohnt, sich in der Klosterruine, die mitten im Ort zwischen Stolpsee und Haussee liegt, umzusehen oder sich im Klostergarten durch die selbstgebrannten Kräuterschnäpse zu probieren. Schön ist es auch, mit der Draisine die ansonsten stillgelegten Gleise entlang zu fahren oder im Wald Blaubeeren zu sammeln.

(Anreise: Mit dem Auto über die B96 oder mit der Bahn RE5 bis Fürstenberg und dann mit Bus oder Fahrrad weiter. Infos über die Gegend, Unterkünfte oder Draisinenfahrten: www.lychen.info, www.draisine.com, www.wurlseecamping-lychen.de)

In Lychen ist gut paddeln auf rund sieben Seen.
In Lychen ist gut paddeln auf rund sieben Seen.

© Kitty Kleist-Heinrich

Wölfe, Rehe, Luchse und die Kochquelle in Kunsterspring

Ein Blick aus ruhigen klaren Augen – ebenbürtig, furchtlos – der Wolf. Fast ist es, als gäbe es keinen Zaun. Hat man zu viel Rotkäppchen gelesen, spürt man in sich die Frage: „Bin ich Beute?“

„Bist du nicht!“, versichern zahlreiche Tafeln, die im Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin über das Leben der Wölfe informieren, vom Tatzenabdruck bis zum Verhalten im Rudel. Wem das nicht reicht, der kann sich zu speziellen Wolfsführungen, Fütterungen und Wolfsnächten anmelden.

Sicherer fühlt man sich allemal bei den Rehen, dort dürfen Besucher sogar direkt ins Gehege. Für wenige Cent kann man Futter am Automaten ziehen. Dann steht man da, seine Hand hoffnungsvoll vorgestreckt – vielleicht kommt ja eines der Rehe? Zögernd überwindet es seine Scheu und frisst einem aus der Hand. Das Tier, von dem man sonst nur einen Schatten vorbeihuschen sieht, ist plötzlich ganz nah.

Als Stadtmensch vergisst man leicht, wie viele Wildtiere bei uns heimisch sind. Vom Biber über Wildkatzen, Füchse und Luchse bis zu Eulen: Hier kann man sie in ihrem ureigenen Lebensraum treffen, der oft nur durch einen Hauch von Gehege von einem getrennt ist.

Zahlreiche Führungen („Tiere der Nacht – Wolfsnacht“ oder „Fischotter & Co“) laden dazu ein, die Tiere noch intensiver zu erleben und mehr über sie zu erfahren. Alle Termine und Preise dazu finden sich auf der Homepage. Der Park ist so weitläufig, dass man sich oft fast allein mit den Tieren fühlt. Es gibt einen Spielplatz für die Kinder, und wer Hunger bekommt, kann im Restaurant oder Imbiss nebenan essen.

Zahlreiche Waldtiere kann man im Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin begegnen.
Zahlreiche Waldtiere kann man im Tierpark Kunsterspring bei Neuruppin begegnen.

© Knut Stritzke

Wen noch zusätzliche Wanderlust packt, der findet schräg gegenüber vom Tierpark – etwas versteckt – den Eingang ins NSG-Kunsterspring. Eine große Karte und Beschilderungen weisen den vier Kilometer langen Rundwanderweg aus. Es geht durch eine ursprüngliche Landschaft, vorbei an Teichen und entlang der Kunster durch den Wald bis zur Kochquelle, die hier aus der Erde sprudelt. Wenn man die Hand hineinsteckt, fühlt man den enormen Druck. Eiskaltes Wasser in Trinkqualität. Becher mitnehmen! Vielleicht auch Picknicksachen.

(Tagesausflug, rund 70 km nordwestlich von Berlin über A24 und A10, Tierpark Kunsterspring, Kunsterspring 4, 16818 Neuruppin, OT Gühlen Glienicke, Tel. 33929-70271, www.tierpark-kunsterspring.de, Eintritt: Kinder 2 Euro, Erw. 5 Euro, Familien 13 Euro, Hund 1 Euro. Sommer (Apr.- Sept.) tägl. 9-19 Uhr, Winter (Okt.- März) tägl. 9-17 Uhr)

Katja Schulz

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