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Berlin: Razzia gegen vietnamesische Schleuser

Täter verlangten 14 000 Euro pro Einreise

Von Matthias Matern

Berlin/Potsdam - Bei einem Großeinsatz in Berlin und Brandenburg hat die Bundespolizei den mutmaßlichen Drahtzieher einer vietnamesischen Schleuserbande festgenommen. Die Organisation, der nach Polizeiangaben 19 Mitglieder angehören, soll rund hundert Vietnamesen nach Deutschland und weiter nach Schweden und Großbritannien geschleust haben. Beamte der Bundespolizei, des Bundeskriminalamtes und der Berliner Polizei durchsuchten am Dienstag 15 Objekte, darunter zwei Wohnungen in Potsdam und Rathenow (Havelland) sowie ein Zimmer in einem Ausländerwohnheim in Bad Belzig (Potsdam-Mittelmark).

Der 45-Jährige mutmaßliche Anführer der Bande, für den ein Haftbefehl vorgelegen habe, sei in seiner Berliner Wohnung im Bezirk Friedrichshain-Kreuzberg festgenommen worden, teilte die Polizei mit. „Berlin ist bundesweit das Drehkreuz für Schleuserkriminalität im Zusammenhang mit Vietnam“, sagte Bundespolizei-Sprecher, Meik Gauer. Laut Polizei handelt es sich bei den Taten, die der Bande vorgeworfen werden, um sogenannte Garantieschleusungen. Dabei werde der Versuch der illegalen Einreise so oft wiederholt, bis das Zielland erreicht sei. Nach Erkenntnissen der Polizei gab die Bande an, dass ihre Landsleute als Arbeiter oder Touristen einreisen und erschlich sich so Visa. Fingierte Reiseplanungen, Hotelbuchungen und Eintrittkarten seien vorgelegt worden. Die Kosten für eine Garantieschleusung belaufen sich auf bis zu 14 000 Euro, sagte Gauer. Nicht selten würden Familien dafür in der Heimat Haus und Hof verkaufen. Könnten die Flüchtlinge die Summen nicht komplett bezahlen, müssten sie oft den Restbetrag abarbeiten, etwa als illegale Zigarettenverkäufer.

Insgesamt trafen die Beamten bei ihrem Großeinsatz 49 Vietnamesen an, die nicht umgehend eine Aufenthaltserlaubnis vorweisen konnten. „Bei den meisten hat die Überprüfung gezeigt, dass sie sich legal in Deutschland aufhalten“, sagte Gauer. Auch die anderen mutmaßlichen Mitglieder der Bande sind der Polizei nach eigenen Angaben namentlich mit Wohnort bekannt. Einer davon soll in der gestern durchsuchten Wohnung in Potsdam leben. Haftbefehle hätten noch nicht vorgelegen. „Die Ermittlungen dauern an“, so Gauer.Matthias Matern

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