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Berlin: Reaktor soll neuer Anlage weichen Helmholtz-Zentrum träumt von Hightech

Der Forschungsreaktor des Helmholtz- Zentrums Berlin (HZB) in Wannsee soll stillgelegt werden und einer neuen Hightechanlage für Materialwissenschaftler weichen. Allerdings frühestens zum Ende des nächsten Jahrzehnts.

Der Forschungsreaktor des Helmholtz- Zentrums Berlin (HZB) in Wannsee soll stillgelegt werden und einer neuen Hightechanlage für Materialwissenschaftler weichen. Allerdings frühestens zum Ende des nächsten Jahrzehnts. Dieses Ziel formulierte Anke Kaysser-Pyzalla, wissenschaftliche Geschäftsführerin des HZB, am Mittwoch im Wissenschaftsausschuss des Abgeordnetenhauses.

Dort bezweifelte niemand die Bedeutung der Neutronenquelle BER II – so die offizielle Bezeichnung des Reaktors – für die Forschungslandschaft. Zahlreiche Wissenschaftler aus aller Welt, die hier Experimente in der Biologie, der Physik, der Archäologie und den Materialwissenschaften machen, schätzen die Qualität der Anlage, deren Neutronenstrom als besonders „rauscharm“ gilt, was die Ergebnisse der Analysen verbessert. Dennoch wird in der Politik und Öffentlichkeit über die Risiken des atomaren Forschungsreaktors gestritten, der demnächst – wie berichtet – wieder in Betrieb geht, nachdem er in den vergangenen eineinhalb Jahren umgebaut wurde.

Daher lautete die Frage: Was würde es bedeuten, wenn BER II endgültig stillgelegt würde? „Ich müsste versuchen, an anderen Neutronenquellen in Garching oder Grenoble Messzeit zu bekommen“, sagte Walter Reimers, Metallforscher an der TU Berlin. „Andere Forscher werden ebenfalls versuchen zu wechseln.“ Allerdings gehen bei allen Neutronenquellen in Europa und den USA schon heute mehr als doppelt so viele Anträge ein, als Kapazitäten vorhanden sind. Daher sieht der TU-Professor seine Forschung gefährdet.

Um Neutronen zu erhalten, gibt es noch eine zweite Methode, die ohne Reaktoren auskommt: sogenannte Spallationsquellen. Dabei werden schwere Atomkerne, etwa Quecksilber, mit Protonen beschossen, worauf Neutronen aus dem Kern entweichen. Doch die Methode steht erst am Anfang. Frühestens 2025 werde die geplante europäische Spallationsquelle im schwedischen Lund ausreichend Kapazitäten haben, um dem Bedarf gerecht zu werden, sagte Kaysser-Pyzalla. „So lange brauchen wir den BER II auf jeden Fall.“

Und danach? Am liebsten würde die HZB-Chefin in Wannsee eine eigene, kleinere Spallationsquelle sehen. Der Bedarf sei da, glaubt sie. Doch es gibt starke Konkurrenz, etwa durch das Forschungszentrum Jülich. Es ist daher fraglich, ob das mehrere 100 Millionen Euro teure Projekt nach Berlin kommt. Ralf Nestler

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