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Berlin: Rechnungshof: Museumsinsel zu teuer

Prüfer lehnen geplante unterirdische Promenade ab. Auch der Bau einer Eingangshalle stößt auf Kritik

Es sollte ein Anziehungspunkt für Touristen aus aller Welt werden – das sanierte und modernisierte Gebäudeensemble auf der Museumsinsel im alten Stadtzentrum, auf die dann auch Nofretete zurückkehren wird. Herzstück soll eine neue Eingangshalle werden, entworfen von dem renommierten britischen Architekten David Chipperfield. Zudem soll eine „Archäologische Promenade“ die Häuser unterirdisch verbinden. Doch jetzt stellt der Bundesrechnungshof dieses Projekt infrage. Er schlägt vor, auf die Neubauten zu verzichten und nur die historischen Bauwerke wieder herzustellen. So könnten 130 Millionen Euro gespart werden.

Die veranschlagten Baukosten sind bereits um rund 50 Prozent auf aktuell fast 1,5 Milliarden Euro gestiegen. Das Sanierungsprogramm ist um fast zehn Jahre bis 2019 gestreckt worden. Und eine endgültige Kostensicherheit gebe es bis heute nicht, monieren die Rechnungsprüfer.

Bei der Stiftung Preußischer Kulturbesitz und bei der Kulturverwaltung hatte es den Verantwortlichen gestern wohl die Sprache verschlagen. Beide lehnten eine Stellungnahme ab. Erst müsse man sich mit der Kritik des Bundesrechnungshofes detailliert beschäftigen.

Die Prüfer sehen in den Plänen „hohe technische und finanzielle Risiken“. Um die unterirdische Passage zwischen den Häusern bauen zu können, müsste der Kellerfußboden des Pergamonmuseums abgesenkt werden. Allein hierfür sowie für den Bau der „Archäologischen Passage“ sind Kosten von 71 Millionen Euro angegeben. Allerdings sei die Bausubstanz noch nicht hinreichend untersucht worden, um zutreffende Kostenangaben zu erhalten, bemängeln die Rechnungsprüfer. Daher enthielten die Kostenansätze „Risikozuschläge“. Das als Anbau vorgesehene zentrale Eingangsgebäude soll 59 Millionen Euro kosten. Es soll auch einen Museumsshop, ein Café, ein Auditorium und einen Raum für Wechselausstellungen erhalten. Mit Ausnahme des Auditoriums seien diese Funktionen schon jetzt in den historischen Bauwerken vorhanden und blieben, wie auch die Zugänge, erhalten, monieren die Prüfer hier. Mit der zentralen Eingangshalle wollen die Planer die heutige Enge verlassen. In den Häusern gibt es zu wenige Schließfächer, kaum Treffpunkte für Gruppen, und die Wege zu den Toiletten sind lang.

Die Entscheidung zum weiteren Vorgehen trifft die Bundesregierung. Sie prüft bereits drei Varianten – mit und ohne Absenken des Kellerfußbodens. Der Senat hatte seine Zahlungen für Baumaßnahmen der Stiftung 2003 eingestellt. Seither trägt der Bund die Ausgaben von rund 100 Millionen Euro im Jahr allein. Damit müssen auch die Sanierungen der Staatsbibliothek und des Museumskomplexes Dahlem finanziert werden.

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