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Berlin: Rechnungshof will die Biomüllabfuhr überprüfen

Berliner Behörde schließt sich der deutlichen Kritik der Hamburger Kollegen an.

Der Berliner Landesrechnungshof sieht die getrennte Sammlung von Biomüll durch die BSR skeptisch.Die Behörde schließt sich damit der Kritik der Hamburger Kollegen an den "braunen" Tonnen an."Unsere Beobachtungen decken sich mit den Hamburger Ergebnissen", sagte Peter Zimmermann vom Rechnungshof auf Anfrage.Der Rechnungshof der Hansestadt hat die Biotonnen in seinem neuesten Prüfbericht heftig kritisiert.Resümee: Die Getrenntsammlung sei wirtschaftlich und ökologisch unnütz. Bemängelt wird, daß die Hamburger Bioabfuhr doppelt so teuer sei wie die von Hausmülltonnen.Ein Nutzen, der diese Mehrkosten rechtfertigen würde, sei bislang nicht geklärt.Zudem sei der Absatz des aus dem Biomüll produzierten Komposts ungesichert.Der Verkauf sei 1995 mit 65 Mark pro Tonne subventioniert worden, bemängeln die Finanzaufseher der Hansestadt.Die Sammlung solle deshalb nicht ausgeweitet, sondern gegebenfalls sogar eingestellt werden.Für Berlins Rechnungshof-Sprecher Zimmermann gilt dieses Verdikt grundsätzlich auch für Berlin: "Die Biomüllsammlung ist aus wirtschaftlichen Gesichtspunkten nicht besonders sinnvoll." Schon 1994 hatten die Berliner Prüfer bemängelt, daß die BSR für ihren damaligen Biomüllversuch keine Wirtschaftlichkeitsberechnung vorgelegt hatte - bis heute nicht."Wir werden uns wieder damit befassen", kündigte Zimmermann deshalb an. Geradezu empört ist die BSR über diese Kritik.Diverse Gesetze und der politische Wille forderten die getrennte Erfassung."Biomüll ist ein Wertstoff", sagt BSR-Sprecherin Sabine Thümler.Die Kritik des Rechnungshofes sei schlicht albern.Mit dem Absatz des Komposts - in Hamburg ebenfalls in der Zielrichtung der Rechnungsprüfer - werde es keine Probleme geben, hofft BSR-Abfallchef Helmut Paschlau.Sicher ist das noch nicht: "Der Absatz muß erst noch erarbeitet werden", sagt Paschlau.Die jährlich 50 000 Tonnen Kompost (mit RAL-Gütezeichen) sollen an Landwirte verkauft werden. Um die Kosten der Biomüll-Sammlung möglichst gering zu halten, wird die BSR nur Gebiete mit Mehrfamilienhäusern anschließen, berlinweit etwa 75 Prozent aller Grundstücke.Insgesamt werden bis Ende 1998 40 000 braune Tonnen in Hinterhöfen aufgestellt.Wenn die Berliner fleißig trennen, schrumpft der Müllberg um jährlich 120 000 Tonnen.Derzeit stehen schon 12 500 Behälter (für 300 000 Haushalte) in Ostbezirken.Noch in diesem Quartal werden die ersten West-Bezirke angeschlossen.Hauseigentümer sind zur Duldung der Tonne verpflichtet. Die BSR läßt sich, wie berichtet, die Aufklärung der Bevölkerung über das richtige Verfüllen der braunen Tonne einiges kosten.Jeder Haushalt wird persönlich vom "Biogutberater" besucht.Geld sparen wird der Berliner nur selten - auch wenn die Bio-Abfuhr nur 80 Prozent von Hausmüll kostet.Denn die grauen Behälter lassen sich nur in bestimmten Stufen reduzieren.Automatisch verringert die BSR ohnehin nicht die Tonnengröße."Da muß sich der Vermieter drum kümmern", sagt Karas.Die BSR rechnet ihren Kunden eine indirekte Einsparung vor: Verbrennen kostet 260 Mark pro Tonne, Kompostieren 150 Mark weniger.Multipliziert mit 120 000 Tonnen sind das 18 Millionen Mark Ersparnis für die BSR - um diese Summe müssen die Tarife nicht angehoben werden.

JÖRN HASSELMANN

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