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Berlin: Recht und Ordnung im Marschgepäck

Zum Tod des FDP-Politikers und ehemaligen Justizsenators Hermann Oxford

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Hermann Oxfort ist tot. Er starb am Freitag im Alter von 74 Jahren an einem Herzleiden. Als führendes Mitglied der Berliner FDP, als Berliner Bürgermeister und Justizsenator, schrieb er in den siebziger und achtziger Jahren ein Stück Stadtgeschichte. Nach der Wiedervereinigung 1990 zog sich der streitbare, konservative Liberale 1990 fast von heute auf morgen aus der Landespolitik zurück. Im Spandauer FDP-Bezirksverband engagierte er sich noch einige Jahre; eher sporadisch im Sinne der politischen Nachwuchsförderung. Bis zum vergangenen Jahr war Oxfort als Rechtsanwalt aktiv.

In Erfurt wurde er geboren. Dort schloss er sich 1948, in den turbulenten Nachkriegsjahren, der Liberaldemokratischen Partei Deutschlands an. Vier Jahre später, als der Kalte Krieg tobte, wurde Oxfort Mitglied der West-Berliner FDP. Ein einiges Deutschland war sein oberstes Ziel, Recht und Ordnung waren sein politisches Marschgepäck. Später gründete er, gemeinsam mit dem Parteifreund Alexander von Stahl die Liberale Gesellschaft, ein Verein „zur Förderung des patriotischen Liberalismus“. Mit der freisinnigen, sozialliberalen Bewegung in der eigenen Partei, die sich Ende der sechziger Jahre rasch entwickelte, konnte Oxfort nichts anfangen. Er musste damit leben, dass der nationale Liberalismus entscheidend an Einfluss verlor, als er in wichtige Partei- und Regierungsfunktionen kam. Das bedeutete für ihn: ständig im innerparteilichen Kampf zu stehen, den er mit dem Florett ausfocht, aber wenn notwendig, auch mit dem Degen.

1969 wurde er zum ersten Mal Landesvorsitzender der Berliner FDP. Schon zwei Jahre später kandidierte er nicht wieder, denn die linken Liberalen waren in der Mehrheit. 1989/90, nach dem Verlust der Regierungsmacht, wählte ihn die Partei noch einmal zum Landeschef. Oxfort hätte die FDP sicher gern länger geführt, aber die Zahl der Widersacher war groß. Wolfgang Lüder, Walter Rasch, Hans-Günther Hoppe, später Carola von Braun und andere hatten Respekt vor dem hervorragenden und hoch gebildeten Redner. Die Sozial- und Wirtschaftsliberalen sahen ihn aber ungern in voller Machtfülle. Denn Oxfort war ein Machtmensch mit rechts- und sicherheitspolitischen Vorstellungen, die deutlich rechts vom CDU-Parteiprogramm lagen.

Nach der Abgeordnetenhauswahl 1975 war die SPD gezwungen, die Liberalen mit in die Regierung zu nehmen. Oxfort wurde Bürgermeister und Justizsenator. Als ein Jahr später vier Terroristinnen aus dem Berliner Frauengefängnis ausbrachen, übernahm er sofort die Verantwortung und trat zurück. Das entsprach seinem Bild von der Verantwortung in der Politik, das manche Politiker heute als altmodisch empfinden. 1983 wurde Oxfort noch einmal für zwei Jahre Justizsenator. Diesmal in einer Regierung mit der CDU. Den Hausbesetzern in Berlin war er ein erbitterter Gegner.

Im Juni wurde Oxfort am Herzen operiert. Davon hat er sich nicht mehr erholt.

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