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Berlin: Rechte marschieren, Linke blockieren

2000 NPD-Anhänger zogen zum Olympiastadio, die Polizei hielt Gegendemonstranten in Schach

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Stolz hielt ein Rentner aus Bayern seine schwarz-weiß-rote Fahne in den Wind. Auch beschwörende Worte von NPD-Bundesgeschäftsführer Frank Schwerdt änderten nichts daran. Seit Jahren gehört das Verbot der Reichsfahne zum Standard der polizeilichen Aufmarsch-Auflagen. Einsichtiger zeigten sich viele andere, die nur ein paar NPD- Flaggen dabei hatten. Zum vierten Mal in Folge suchte die NPD mit ihrer Maidemo Berlin heim, und wie immer riefen Linke zum Protest. Mit knapp 2000 Anhängern brachte die Partei so viele Rechtsextremisten auf die Straße wie noch nie am 1. Mai in Berlin.

Der NPD-Aufzug vom Raußendorffplatz zum Olympiastadion wurde jedoch nicht der angekündigte Triumphzug nach dem gescheiterten Verbotsverfahren, sondern nur eine Spazier-Demo. Die Linken forderten trotzdem: „Blockiert den NPD-Aufmarsch!“ Bereits vor Beginn des NPD-Aufzugs hatten 50 Demonstranten an den S-Bahnhöfen Eichkamp und Halensee die Türen mehrerer Waggons blockiert. Der Zugverkehr war für 45 Minuten unterbrochen. Um weitere Zwischenfälle zu verhindern, führte die Polizei die Protestler die Reichsstraße lang. An der Kreuzung Preußenallee/Bayernallee gelang es etwa 30 Antifaschisten dennoch, die NPD kurz zu stoppen. Auch am Steubenplatz haben die Linken kein leichtes Spiel. Die Polizei sperrt die Straßen rundherum. An der Kreuzung Westendallee/Schaumburgallee drängen Demonstranten zur Polizeikette, die den Zugang zur NPD-Route blockiert. Von Weitem sehen sie die Rechtsextremen und rufen „Nazis raus“.

Gegen 13.30 Uhr sammeln sich am Raußendorffplatz 250 Empörte zur „Besen-Demonstration“. Die Bürgermeisterin von Charlottenburg-Wilmersdorf, Monika Thiemen, hat dazu aufgerufen, um die Strecke „vom braunen Dreck zu befreien“. Justus Schwer und Sabine Wilton von der evangelischen Kirchengemeinde Neu-Westend schwangen kraftvoll ihre Besen. Auch wenn’s nur symbolisch sei, wolle man was gegen das braune Gedankengut tun. PDS-Chef Stefan Liebich schiebt den „alten Parteibesen aus der Geschäftsstelle“ vor sich her. Am Steubenplatz bedankt sich Thiemen bei den Teilnehmern und kündigt eine Girlieband an, „Die bösen Mädchen“. Sie singen: „Keine Angst vor Deutschland.“

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