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Rechtsextremismus: Heye: "No-Go-Areas" in Ostdeutschland

Der ehemalige Sprecher der rot-grünen Bundesregierung, Uwe-Karsten Heye, hat mehr Engagement gegen den Rechtsextremismus gefordert. Es gebe absolut unsichere Orte für Ausländer in Deutschland, sagte Heye.

Potsdam - «Ich sehe No-Go-Areas vornehmlich im Osten Deutschlands. Das hat aber mit der Geschichte der alten DDR zu tun», sagte Heye am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Heye hatte am selben Tag in einem Interview gesagt: «Es gibt kleine und mittlere Städte in Brandenburg und anderswo, wo ich keinem, der eine andere Hautfarbe hat, raten würde, hinzugehen. Er würde sie möglicherweise lebend nicht mehr verlassen.» Das war in Brandenburg auf Empörung gestoßen.

«Mir ging es überhaupt nicht darum, Brandenburgs Bemühungen gegen Rechts nicht zur Kenntnis zu nehmen», sagte Heye der dpa. «Ich wollte Brandenburg überhaupt nicht stigmatisieren. Wir dürfen aber nicht dem Afrika-Rat überlassen, die Auseinandersetzung mit rassistischen und antisemitischen Tendenzen in Deutschland zu führen.» Der Afrika-Rat hatte kürzlich zur Fußball-Weltmeisterschaft einen Warnkatalog für Berlin angekündigt. Dunkelhäutige Besucher sollten demnach ganze Stadtteile meiden, um sich vor Übergriffen zu schützen.

Sich gegen solche Zustände zu wehren, sei Aufgabe der Mehrheitsgesellschaft, sagte Heye. «Diese Mehrheitsgesellschaft besteht aber unter anderem aus Politikern, die nichts lieber tun, als jeden Vorfall zu bagatellisieren, klein zu reden und zurückzuweisen, dass es sich überhaupt um einen Vorgang mit rassistischem Hintergrund handelt.»

«Diese Bagatellisierungen machen mich zornig, denn ich arbeite mit dem Verein «Gesicht zeigen!» in einem Bereich, wo wir sehr real erfahren, was es heißt, in ganzen Regionen rechtsextremistische Homogenität wahrzunehmen», sagte Heye, der Vorstandsvorsitzender des Vereins ist. «Man darf aber nicht den Kopf in den Sand stecken.»

Die Rechtsextremisten seien Minderheiten, allerdings solche, «die vor dem Hintergrund des Einladungs-Mottos der Fußball- Weltmeisterschaft («Die Welt zu Gast bei Freunden») unser Land in Misskredit bringen können. Dagegen müssen wir uns zur Wehr setzen.»

Auch außerhalb Brandenburgs gebe es «No-Go-Areas», sagte Heye. «Wenn man sich mal in Sachsen umschaut, in der Sächsischen Schweiz, in Teilen Dresdens oder Leipzigs, oder in einigen Bereichen Thüringens, wenn man sich ansieht, was in einigen Stadien Deutschlands los ist mit den antisemitischen und rassistischen Äußerungen von Hooligans, dann gibt es ein weites Feld, wo man hin schauen muss.»

«Die DDR hat sich, ohne dass sie sich in der Sache auch nur irgendwie mit dem Nationalsozialismus und der braunen Zeit auseinander gesetzt hätte, von vornherein als antifaschistischen Staat begriffen», sagte Heye. «Jeder, der sich zu diesem Staat bekannt hat, war auch schon Antifaschist.» Faschistische Tendenzen in der DDR-Jugend seien nie bearbeitet worden. Und das muss jetzt geschehen.» (tso/dpa)

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