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Blau soll helfen. Wie hier in Rheinland-Pfalz könnten auch Brandenburgs Straßen mit blauen Reflektoren ausgestattet werden. Diese helfen, die Zahl von Verkehrsunfällen mit Wildtieren entscheidend zu verringern. 

© dpa

Reflektoren gegen Wildunfälle: Bei Blau sehen Rehe rot

In Brandenburg gibt es besonders viele Unfälle mit Wildtieren. Blaue Reflektoren an Leitpfosten sollen das jetzt ändern.

Wer nachts mit dem Auto durch Brandenburg fährt, könnte demnächst Blau sehen. Dieses Phänomen dürfte vor allem auf Straßen zu sehen sein, die durch Wälder führen. Denn dort sollen Leitpfosten und auch Bäume mit blauen Reflektoren ausgestattet werden, die im Licht der Scheinwerfer dementsprechend aufblitzen. Allerdings sollen sie nicht den Autofahrern die Orientierung auf den unbeleuchteten Fahrbahnen erleichtern, sondern einzig und allein das Wild fernhalten. Denn Rehe, Hirsche, Wildschweine und andere Tiere schrecken beim Anblick der blauen Punkte zurück und rennen nicht auf die Straße, wenn ein Auto kommt.

Abschreckungseffekt von blauen Reflektoren

Das Landeskompetenzzentrum Forst hat jetzt in einer Studie die Wirksamkeit der blauen Reflektoren erneut bestätigt, nachdem zuvor schon in anderen Bundesländern der Abschreckungseffekt nachgewiesen wurde. Auch der ADAC war zum selben Schluss gekommen. Demnach verringern sich die Unfallzahlen auf einer entsprechend ausgestatteten Waldstraße um bis zu zwei Drittel, teilweise noch viel mehr. „Blau wirkt bei Wildschweinen und anderen Tieren tatsächlich wie eine Barriere“, sagt Jan Engel vom Landeskompetenzzentrum Forst. „Da gehen sie nicht weiter und warten bis das Auto vorüber ist.“ Bei keiner anderen Farbe funktioniere das so gut. Das herkömmliche Rot beispielsweise löse bei den Tieren überhaupt keine Reaktion aus – denn anders als der Mensch besitzen viele Säugetierarten keine Rezeptoren für rotes Licht. Das hängt mit dem Aufbau ihrer Augen zusammen, die aufs Sehen in der Dämmerung und im Dunkeln spezialisiert sind.

Für den Brandenburger Landesjagdverband ist das Ergebnis der Studie keine Überraschung. „Unsere Jäger bringen schon seit längerer Zeit auf eigene Kosten blaue Reflektoren an Straßenbäumen an, um Autofahrer und das Wild vor einen Zusammenstoß zu schützen“, sagt Geschäftsführer Georg Baumann. „Diese Idee hilft uns mehr als Wildschutzzäune an den Straßen, die den notwendigen Austausch der Tiere blockieren und wildbiologisch nicht zu akzeptieren sind.“ Eine Lösung seien die von den Autobahnen bekannten Grünbrücken für das Wild, aber man könne in Brandenburg ja nicht alle 500 Meter solch einen Übergang bauen.

Steigende Tendenz bei Wildunfällen

Auch das Infrastrukturministerium wertet jetzt das Ergebnis aus. „Als Land mit den bundesweit meisten Wildunfällen begrüßen wir jeden Vorschlag zur Vermeidung von Zusammenstößen“, sagte Sprecher Jens-Uwe Schade. „Die Hauptverantwortung liegt aber nach wie vor bei den Autofahrern selbst.“ Das Verkehrsschild, das vor Wildwechsel warnt, werde leider kaum beachtet, sagte Schade weiter.

Die aktuelle Statistik des Deutschen Jagdverbands zeigt in Brandenburg – nach einem Rückgang in den vergangenen Jahren – wieder eine steigende Tendenz bei Wildunfällen. Bundesweit gibt es nach ADAC-Angaben durchschnittlich 700 Wildunfälle am Tag. Pro Jahr verlieren dabei zwischen sechs und zehn Menschen ihr Leben, Zehntausende werden verletzt. In der Saison 2012/13, für die es die neuesten Zahlen gibt, wurden laut Jagdverband auf Brandenburgs Straßen 1388 Rehe, 571 Wildschweine, 297 Dam- und 209 Rothirsche getötet.

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