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Sturm auf die Bastille: Dass die bürgerlichen Revolutionen dem neuen "Längsschnittmodell" zum Opfer fallen könnten, war für viele Anlass zu heftiger Kritik.

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Reform des Rahmenlehrplans: Lehrplan soll vor Sommerferien vorliegen

Nach Protesten gegen den Lehrplan wird nun doch in Geschichte weiter chronologisch unterrichtet. Die endgültige Fassung des neuen Lehrplans soll noch vor den Sommerferien vorliegen.

Der Protest zeigte Wirkung: Nach der massiven Kritik an den Lehrplanentwürfen für das Fach Geschichte hat die Rahmenlehrplankommission jetzt ein neues Konzept für die Klassenstufen 7 bis 10 erarbeitet, in dem die zentralen Einwände berücksichtigt werden. Insbesondere ist in jeder Jahrgangsstufe vorgesehen, die Epochen chronologisch zu behandeln. Die endgültige Fassung des neuen Lehrplans soll noch vor den Sommerferien vorliegen. Ab dem Schuljahr 2017/18 sollen die neuen Rahmenlehrpläne dann in den Schulen umgesetzt werden.

Wie berichtet, hatte der erste Entwurf für Geschichte vorgesehen, dass in den Jahrgängen 7 und 8 nur noch mit sogenannten Längsschnitten gearbeitet werden sollte. Das bedeutet, ein Thema, zum Beispiel Armut, sollte demnach in verschiedenen geschichtlichen Kontexten untersucht werden, ausgehend von der Lebenswelt der Schüler in der Gegenwart. Chronologisches Vorgehen, bei dem die Epochen nacheinander behandelt werden, war für diese Klassen gar nicht vorgesehen.

Der sogenannte „Plan B“, den die Lehrplankommission jetzt ausgearbeitet hat und der dem Tagesspiegel vorliegt, sieht für die siebte Klasse einen Epochenüberblick vom Mittelalter bis zur Industriellen Revolution vor. In der achten Klasse soll das Thema „Zeitalter der Revolutionen von 1750–1900“ vertieft werden. In Klasse 9 geht es um Ersten Weltkrieg, Weimarer Republik und den Nationalsozialismus, in Klasse zehn um den Kalten Krieg und Deutschland nach 1945.

Es gibt Pflicht- und Wahlthemen

Außer dieser Chronologie gibt es weitere Pflicht- und Wahlthemen, die mithilfe anderer Untersuchungsverfahren behandelt werden sollen. Vorgeschrieben in Klasse 7 und 8 sind die Themen Armut und Migration, die auch weiterhin als Längsschnitt und fächerübergreifend untersucht werden sollen. In Klasse 9 und 10 sind die Themen „Internationale Konflikte und Zusammenarbeit“ und „Europa in der Welt“ verbindlich.

Das Thema „Internationale Konflikte“ soll als Fallanalyse durchgeführt werden, etwa am Nahostkonflikt. Bei „Europa und die Welt“ soll es um einen Vergleich gehen zwischen Europa und einer außereuropäischen Kultur, etwa China oder dem Osmanischen Reich. Daneben gibt es Wahlthemen, unter anderem: Juden, Christen und Muslime; Weg zur modernen Demokratie; Europäische Expansion; Weltbilder, Deutsche und Polen, Oktoberrevolution.

Lehrplankommission kam Kritikern entgegen

Zur Lehrplankommission gehören Vertreter der Senatsbildungsverwaltung, des Landesinstituts für Schule und Medien Berlin-Brandenburg (Lisum) sowie Fachlehrer aus Berlin und Brandenburg. Zur Überarbeitung der Entwürfe wurden die Kritiker der Pläne bei zwei Treffen einbezogen, unter anderem die Vorsitzenden der Geschichtslehrerverbände in Berlin und Brandenburg und der Berliner Geschichtslehrer Robert Rauh, der eine Online-Petition gegen das ursprüngliche Vorhaben initiiert hatte.

„Mit dem neuem Plan ist die Lehrplankommission den Kritikern weit entgegengekommen“, sagt Rauh: „Ein Großteil unserer Forderungen wurde umgesetzt.“ Die neuen Pläne würden für mehr Verbindlichkeit sorgen und Kohärenz zwischen den Jahrgangsstufen 7/8 und 9/10 herstellen. Es gebe nur noch „minimale Kritikpunkte“. Er halte etwa die siebte Klasse für thematisch überfrachtet.

Es würde genügen, in dieser Jahrgangsstufe vom Mittelalter bis zur Aufklärung zu gehen und die Zeit ab der Französischen Revolution in Klasse acht zu behandeln. Überarbeitet werden auch andere Teile der neuen Lehrpläne, unter anderem die Entwürfe für Geografie in denKlassen 8 und 9, Sexualerziehung und das neue Fach Gesellschaftswissenschaften in Klasse 5 und 6.

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