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Berlin: Reger Austausch

Heute ist letzter Schultag. Viele Berliner verreisen, dafür kommen Touristen

Kurz vor zehn stehen schon Dutzende Leute etwas nervös vorm Elektronikmarkt am Potsdamer Platz, warten auf die Öffnung. Die Zeit für letzte Weihnachtsgeschenke läuft ab. Etliche schauen beim Warten auf die Angebote eines benachbarten Reisebüros und kommen ins Grübeln: Sollen wir nicht kurzfristig eine Reise buchen? Ferienveranstalter sind zufrieden, Last-Minute-Angebote finden großes Interesse. Doch egal, ob Alicante, Lanzarote, Sizilien, Madeira, Mallorca, die Türkei, die Vereinigten Arabischen Emirate – oder Österreich: Alles lässt sich noch über Weihnachten und Neujahr buchen, wenn Kunden notfalls bereit sind, von Leipzig oder Hamburg zu fliegen. Die Winter-, nein, die Weihnachtsferien sind diesmal so lang wie seit Jahren nicht mehr. Heute ist der letzte Schultag, der erste dann am 14. Januar.

Die Schüler der 12. und 13. Klassen müssen vor Ferienantritt noch spannende Momente überstehen. Es gibt Zeugnisse, was so manche Weihnachtsstimmung trüben könnte. Aber der außergewöhnlich frühe Ostertermin im März hat die übliche Schulplanung durcheinandergebracht, so dass diesmal auf die sonst üblichen Winterferien in der ersten Februarhälfte verzichtet wird und Halbjahreszeugnisse früher verteilt werden. Und das Wort „Weihnachtsferien“ nach langer Zeit wieder zur Geltung kommt.

Nun also steht ein Großteil der Stadt vor drei Wochen freier Zeit. Viele Berliner sind schon abgereist. Natascha Kompatzki von der Berlin-Tourismus-Marketing-Gesellschaft (BTM) merkt das daran, dass sie in ihrer Wohnstraße einen Parkplatz findet. Ansonsten sei die Stadt auch dank der verkaufsoffenen Sonntage „sehr, sehr gut besucht“, versichert sie, aber nicht ausgebucht. „Richtig voll wird es erst zu Silvester“, sagt die Tourismussprecherin, die Party vorm Brandenburger Tor – weltweit als die größte vermarktet – gilt als Highlight der Wintersaison.

Hunderttausende Berliner fahren spätestens nach den Weihnachtsfeiertagen in die Ferien – während andererseits Hunderttausende von Touristen in die Stadt kommen. Auf dem Hauptbahnhof ging es gestern verhältnismäßig ruhig zu. Bahnsprecher Burkhard Ahlert erwartet den großen Ansturm auf die Züge erst heute. Bis zum 6. Januar sind 15 Sonderzüge eingeplant, von denen acht in Berlin starten. Den Schwerpunkt bildet der Verkehr von und nach Südwesten, nach Karlsruhe und Stuttgart. Die Tendenz für Berlin, sagt Ahlert, sei „leicht kommend“.

Noch wirkt die Stadt aber ausgedünnt. Es fahren weniger Autos, Busse und Bahnen bieten viel freien Platz. Vorm Reichstag zeigt sich am Donnerstag nur eine magere Warteschlange, das Regierungsviertel scheint ausgestorben, Touristen wundern sich, dass sie hinter den Scheiben des Kanzleramtes zwei Weihnachtsbäume, aber keine Menschen sehen. „In weihnachtlich ruhiges Fahrwasser“ hat sich auch der Senat begeben, wie Sprecher Günter Kolodziej bestätigt. Der Regierende Bürgermeister verlässt das träge Treiben, geht heute in Urlaub, und das fast in Schulferienlänge. Erst am 11. Januar meldet er sich zurück.C. v. L.

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