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Wie im Süden. Da reizt es doch, sich aufs Kochen zu besinnen: Frisches Gemüse, frische Früchte, junge Kräuter – die mediterrane Küche ist noch immer das Beste bei hohem Blutdruck.

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Reine Formsache Folge 6: Anders leben mit Bluthochdruck

Wer unter Bluthochdruck leidet muss seine Ernährung umstellen. Hypertoniker sollten viel Gemüse essen, wenig salzen – und sich bewegen. Doch Kaffee und Tee stehen nicht mehr in Verdacht, den Blutdruck zu steigern.

Von Susanne Leimstoll

Die schlechte Nachricht zuerst: Wer unter Bluthochdruck leidet, muss seinen bisherigen Lebensstil ändern – und zwar möglichst sofort. Die primären Therapiemaßnahmen lauten: Stress abbauen. Täglich 30 Minuten Ausdauersport ausüben. Übergewicht reduzieren. Das Rauchen lassen. Weniger Salz verwenden. Viel (Wasser) trinken. Die gute Nachricht: Wer das alles schafft, senkt das Risiko für eine Herz-Kreislauferkrankung erheblich.

„Eine solide Diagnostik ist unabdingbar, dann eine angemessene schulmedizinische Therapie. Wenn die Gefahr einer Herzerkrankung gebannt ist, kommt begleitend die Änderung der Lebensumstände hinzu“, sagt Internistin Anne Fleck „Aber man kann da nur Empfehlungen geben.“ Die beziehen sich unter anderem auf die Ernährung. Beim Kochen sehr sparsam mit Salz umzugehen, weil Salz blutdrucksteigernd wirkt, nicht mehr als sechs Gramm pro Tag zu verzehren (und zum Beispiel Gepökeltes zu meiden), gilt als goldene Regel. Dennoch hilft allein salzarmes Essen nicht jedem Hypertoniker.

Abnehmen durch mehrfach ungesättigte Fettsäuren

Wer übergewichtig ist, sollte unbedingt abnehmen. Das gelingt unter anderem mit einer Umstellung auf eiweißbetonte Nahrung. Und es sollte auf die Verwendung von hochwertigem Öl geachtet werden. Eine aktuelle Studie bestätigt, dass Patienten, die auf mehrfach ungesättigte Fettsäuren setzten, wie sie etwa in Avocado, Fisch oder hochwertigem Leinöl vorkommen, schneller abnahmen als jene mit einer streng fettarmen Diät. „Etwa 20 Gramm Nüsse und Samen pro Tag haben einen positiven Effekt“, sagt die Ernährungsmedizinerin Anne Fleck. Das ist eine kleine Handvoll zum Beispiel von Mandeln, Wal-, Hasel-, Macadamianüssen, Cashew-, Pinien-, Kürbis- oder Sonnenblumenkernen. „Olivenöl ist ebenfalls gesund für Hypertoniker, aber es sollte nicht hoch erhitzt werden. Je gesättigter die Fettsäuren, desto besser verhält sich das Fett beim Erhitzen.“ Kurz gesagt: Wenn die Pfanne qualmt, hat man falsch eingekauft. Kokosfett hält übrigens 400 Grad Hitze aus und ist deshalb prima zum Anbraten von Fleisch. „Auch gesättigte Fettsäuren werden nach dem neuesten Stand der Forschung nicht mehr als herzschädigend angesehen“, bestätigt Anne Fleck. Und wer rotes Fleisch in Maßen isst, macht ebenfalls nichts falsch.

Kaffee und Tee sind nicht die Ursache

Auch Kaffee und Tee stehen nicht mehr im Verdacht, generell blutdrucksteigernd zu wirken. „50 bis 130 Milligramm Koffein haben nur einen wenig blutsrucksteigernden Effekt bewiesen“, sagt Anne Fleck. „Es gibt also keinen Grund, den armen Hypertonikern den Kaffee oder den Tee wegzunehmen.“

Zu den heimlichen Blutdrucksteigerern gehört dafür – wegen des Süßholzextraktes – Lakritze. Ebenso Knäckebrot, weil es, wie Anne Fleck sagt, „absurd hohe Mengen an Kochsalz enthält“. Statt mit Salz zu würzen, kann, wer es rezent liebt, auf die Aromen von Zwiebeln, Knoblauch, Pfeffer, Paprika, Kräutern setzen. Schließlich gibt es in Berlin gute Wochenmärkte und herrliche Gewürzläden.

Dr. Anne Fleck, 42, Ernährungsmedizinerin und Fachärztin für Inneres und Rheumatologie in Berlin und Hamburg, ist einer der „Ernährungsdocs“ aus der gleichnamigen NDR-Serie.
Dr. Anne Fleck, 42, Ernährungsmedizinerin und Fachärztin für Inneres und Rheumatologie in Berlin und Hamburg, ist einer der „Ernährungsdocs“ aus der gleichnamigen NDR-Serie.

© i-stock / Nikola Bilic

Die mediterrane Küche – viel Gemüse, Obst plus Fleisch, Fisch oder Quark – gilt noch immer als der Königsweg für Menschen mit hohem Blutdruck. Auch Milch- und Vollkornprodukte wirken günstig. „Man muss einfach die Kultur des Essens wiederentdecken und mehr selber kochen“, sagt Fleck. Und außerdem täglich mindestens zwei Liter Wasser trinken und den Alkoholgenuss einschränken. Das wiederum ist hart.

Ihr wichtigster Rat für Hypertoniker aber lautet: „Bewege dich und versuche, langsam und gesund das Gewicht zu reduzieren.“ Gefährlich ist vor allem das in der Bauchhöhle eingelagerte Fett, das die inneren Organe, vor allem des Verdauungssystem umhüllt. „Viszerale Adipositas“ ist der Fachbegriff. Wer zu viele Pfunde mit sich herumschleppt und einen hohen Blutdruck hat, sollte vielleicht erst mal einen Herzbelastungstest machen und erst dann die Freizeitsport-Karriere starten. Etwa mit Übungen von unseren Serienpostern. Denn die gehen immer.

www.docfleck.com

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