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Reinickendorf: Kunst zur Miete

Die Graphothek Berlin feiert ihr 40. Jubiläum mit einer Ausstellung im Rathaus Reinickendorf. Kunstfreunde können hier Skulpturen, Gemälde und Plastiken für mehrere Monate leihen und in der eigenen Wohnung aufhängen.

Einmal ein Original von Andy Warhol oder von Dalí im eigenen Wohnzimmer an die Wand hängen – für manch einen Kunstfreund ist das der Traum schlechthin. Und wer ihn sich erfüllen will, muss nicht gleich ein sündhaft teures Stück kaufen. Ein Besuch in der Graphothek im Fontane-Haus im Märkischen Viertel reicht unter Umständen aus. Hier, eine Etage über der Stadtteilbibliothek, gibt es etwa 5000 Originale von Künstlern – zum Ausleihen.

Die Graphothek feiert in diesem Jahr ihren 40. Geburtstag. Sie ist der älteste Kunstverleih dieser Art in Deutschland und zeigt anlässlich des Jubiläums ab heute in der Reinickendorfer Rathausgalerie eine Auswahl ihres bunten Repertoires. Bis zum 17. Dezember sind die Werke zu sehen. Adelheid Kittel, Leiterin des Kunstverleihs, freut sich, dass „wir die Einrichtung seit 40 Jahren aufrechterhalten und unser Angebot ausbauen konnten“.

Doch was ist so interessant an einem Kunstwerk auf Zeit? „Graphotheken dienen der Kulturvermittlung“, sagt Johannes Stahl, der Vorsitzende des Artothekenverbands Deutschland. „Kunst für jedermann heißt die Idee, die dahinter steht.“ Das Wichtigste sei jedoch, dass die Kunden sich in Ruhe zu Hause mit Kunst auseinandersetzen könnten. Deshalb sei der Verleih in der Regel auch sehr günstig: In der Reinickendorfer Graphothek beispielsweise gibt es eine Jahreskarte für 25 Euro, einige Artotheken wollen nur eine Versicherungsgebühr.

Bundesweit gibt es 140 Artotheken

Dafür können sich Kunstliebhaber in den Katalogen oder aus den vor Ort ausgestellten Werken ihr Lieblingsstück aussuchen. Mit einem Rahmen versehen und transportfertig verpackt kann man es dann sofort mit nach Hause nehmen. Bis zu drei Werke befristet auf einige Monate. Privatleute, aber auch Firmenchefs oderArztpraxen zählten zu den Kunden, sagt Adelheid Kittel.

Ein Einzelgänger blieb die Graphothek nicht lange: Bundesweit gibt es heute etwa 140 Artotheken in Bibliotheken, Kulturämtern, Museen oder Kunstvereinen. Fünf von ihnen nennen sich Graphotheken. Sie haben überwiegend Grafiken im Angebot. In Berlin gibt es neben dem Reinickendorfer Kunstverleih noch neun weitere Artotheken: In Wilmersdorf, Charlottenburg, Kreuzberg, Mitte, Friedrichshain, Hohenschönhausen, Marzahn, Treptow und Treptow-Köpenick.

Gemälde, Plastiken und zeitgenössische Kunst

Moderne und zeitgenössische Kunstwerke von Gemälden bis hin zu Plastiken haben Artotheken im Angebot. Finanziert werden die Ankäufe mit öffentlichen Geldern. „Nach einer Zeit des Darbens haben wir endlich einen Ankaufsetat aus dem Berliner Haushalt erreichen können“, sagt Katrin Schultze-Berndt, die für die Reinickendorfer Graphothek zuständige Bezirksstadträtin. In diesem Jahr kann die Einrichtung Bilder für 2700 Euro, im nächsten Jahr für 4000 Euro kaufen. „Von A bis Zille ist für jeden Geschmack etwas dabei“, sagt Schultze-Berndt.

Neben der Ausstellung in der Rathausgalerie veranstalten die Graphothek und die Stadtteilbibliothek am heutigen Freitag überdies zwischen 16 und 20 Uhr einen Tag der offenen Tür im Fontane-Haus im Märkischen Viertel. Auch zu dieser Veranstaltung ist der Eintritt kostenlos.

Weiteres über Artotheken:

www.artothek.org.; Rathaus Reinickendorf, Eichborndamm 215-239, 13437 Berlin. Mo. bis Fr. 9-13 Uhr. Graphothek Berlin in der Stadtteilbibliothek Märkisches Viertel im Fontane-Haus, Königshorster Straße 6, 13439 Berlin. Mo. 15–19 Uhr, Di. 13–17 Uhr, Mi. geschlossen, Do. 15–19 Uhr, Fr. 11–17 Uhr; www.graphothek-berlin.de

Anja Brandt

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