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Berlin: Reinliche Bankerinnen

Filialen, die von einer Frau geleitet werden, sind sauberer als von Männern geführte Zweigstellen – sagt eine Berliner Studie

Bankgeschäfte müssen sauber sein, sonst kommt es zum Skandal. Neben den weißen Westen und einem reinen Gewissen sind in diesem Zusammenhang natürlich auch penibel gereinigte Geschäftsräume sehr wichtig. Nur in sauberen Bankfilialen wird auch sauber gerechnet, denkt sich der Kunde und schöpft nur dann Vertrauen. Das nennt sich dann im Marketingdeutsch der „Hygienefaktor“.

Eine Studentengruppe der Fachhochschule für Wirtschaft und Technik (FHTW) ist diesem Hygienefaktor mal auf den Grund gegangen, sprich: hat sich nacheinander in 59 Filialen einer nicht näher bezeichneten Berliner Bank begeben, um den Grad der Reinheit zu testen. Man blinzelte durchs Fenster, schüttelte Gardinen, ließ den Finger über versteckte Kanten gleiten, befragte Kunden und kam zu einem interessanten Befund: Filialen, in denen Frauen das Zepter schwingen, sind sauberer als Zweigstellen unter männlicher Führung. Die statistische Auswertung von 45 Bewertungsmerkmalen ergab bei den Frauen einen Reinlichkeitsvorsprung von immerhin 25 Prozent.

Jetzt werden Sie sagen: Klar, die Emanzipation des putzenden Mannes ist irgendwann in den 70ern stecken geblieben. Warum soll es also in Bankfilialen anders sein als bei mir zu Hause? So einfach ist das aber nicht. „Es gibt keine Vorschrift, dass Frauen in ihren Filialen putzen müssen“, sagt Andreas Bartels von der Deutschen Bank.

Er meint es scherzhaft. Aber es stimmt ja. So gut wie alle Banken beauftragen Reinigungsfirmen mit der hygienischen Geschäftsbesorgung ihrer Zweigstellen. „Wir sehen keinen Zusammenhang zwischen dem Geschlecht der Führungskräfte und der Sauberkeit unserer Filialen.“ So glasklar und porentief rein formuliert Tobias Scharch das Analyseergebnis seines Hauses, der Dresdner Bank. (Übrigens: 36 Pozent aller ostdeutschen Filialen der Dresdner Bank werden inzwischen von Frauen gemanagt).

Volker Grunert von der Berliner Commerzbank (von 45 Berliner Filialen stehen 18 unter weiblicher Kuratel) sagt ganz spontan: „Ich kenne die Studie nicht, kann mir aber durchaus vorstellen, dass sie zutrifft.“ Nach internen Recherchen mildert er seine Einschätzung ab: „Alle Commerzbank-Filialen werden nach dem gleichen Leistungskatalog gereinigt und zwar täglich.“ Grunert will aber nicht gänzlich ausschließen, dass eine Filialleiterin mal persönlichen Kontakt zur Geschlechtsgenossin Putzfrau aufnimmt und dadurch das Putzergebnis signifikant steigert.

In gleicher Richtung äußert sich Deutschbanker Bartels, möchte damit aber nicht zitiert werden. „Sauberkeit ist ein weites Feld“, sinniert Tobias Scharch von der Dresdner Bank. Da müsse man erstmal gucken, „woran in der Studie Sauberkeit genau festgemacht wird“. Männer putzen eben lieber im Geiste.

Was alle wissen möchten: Welche Bank wurde überhaupt untersucht? In der Fachhochschule sind die zuständigen Professoren nicht zu erreichen. Und von den angesprochenen Banken will es keiner gewesen sein. Keine Rückmeldung gab es gestern von der Berliner Bankgesellschaft. Muss nichts bedeuten, aber bei den vielen unsauberen Geschäften in der Vergangenheit könnte man vermuten, dass es auch in Sachen Filial-Hygiene ein wenig hapert. Im Bankenskandal haben bekanntlich überwiegend Männer das geschäftliche Reinheitsgebot missachtet.

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