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Reise zur Ostsee fiel aus: Lehrerin nimmt 5000 Euro aus Klassenkasse

Sie bestahl ihre Schüler und räumte ein Konto leer, auf dem Geld für eine Klassenfahrt gesammelt worden war. Sie gab das Geld zwar hinterher zurück, die Reise fiel trotzdem aus. Doch es bleiben einige Fragen offen.

Die 30 Schüler standen mit gepackten Taschen zur Abfahrt bereit, doch ihre Lehrerin ließ sich an jenem Sonntag nicht blicken. Die 45-Jährige war alles andere als ein Vorbild für die Klasse 9a einer Schule in Prenzlauer Berg: Sie hatte das Konto leer geräumt, auf das 4695 Euro für eine viertägige Klassenfahrt an die Ostsee eingezahlt worden waren. Eineinhalb Jahre später kam der Fall am Mittwoch vor ein Gericht. Es gab ein pauschales Geständnis und keine Befragung von Zeugen. Der Prozess endete mit einer milden Strafe: 3600 Euro soll die Lehrerin zahlen.

Ruhig blätterte die Frau mit den kurzen, kastanienbraunen Haaren in einer Akte. Die Richterin ließ sie zu einem „Vorgespräch“ in den Saal rufen. Dann ging es so schnell wie selten in einem Verfahren um Untreue. Sie habe das Geld zwei Tage später zurückgezahlt, erklärte die Lehrerin noch und schlich sich Minuten später mit einem Lächeln aus dem Saal. 90 Tagessätze zu je 40 Euro verhängte die Richterin und ließ die Lehrerin damit an der Schwelle zum Eintrag ins polizeiliche Führungszeugnis vorbeischrammen: Ab 91 Tagessätzen gilt man als vorbestraft.

Warum die Lehrerin, die recht beliebt gewesen sein soll, in die Kasse gegriffen hat, wurde nicht bekannt. Ihr Motiv war auch kurz nach dem Vorfall schleierhaft geblieben. Die Lehrerin hatte sich am Morgen des 25. September 2011, als eine komplette neunte Klasse auf Reisen gehen wollte, zunächst per SMS gemeldet. Sie sei erkrankt und gerade ins Krankenhaus gebracht worden, soll sie mitgeteilt haben. Schüler, Eltern und Lehrer waren besorgt. Sie telefonierten, es kam ihnen alles seltsam vor. Schließlich ergab ein Anruf beim Veranstalter der Reise, dass das Geld für Kost und Logis nicht überwiesen worden war. Die Fahrt zum Weissenhäuser Strand fiel aus.

Die Enttäuschung war groß – bei ihren Schülern, bei ihren Kollegen, die sie bis dahin sehr geschätzt hatten. Die untreue Pädagogin wurde Angaben zufolge bei gekürzten Bezügen suspendiert, die Gemeinschaftsschule in Prenzlauer Berg sprach zudem ein Hausverbot aus. Was die Angeklagte derzeit macht und ob noch ein Disziplinarverfahren anhängig ist, das mit Verlust des Beamtenstatus enden könnte, wurde zunächst nicht bekannt. Die Amtsrichterin, so schien es, hatte es außerordentlich eilig.

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