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Berlin: Reiselust in Zeiten des Terrors: Nur wenige buchen um

Djerba, Bali, Mombasa: Für viele Berliner kein Grund, das Urlaubsziel zu ändern

Kögel

„Kenia? Da hat heute nicht einer angerufen und storniert.“ Walter Peter, Inhaber des Reiseveranstalters „Safaris Voyages & Tours/ Golf Safaris“ in Charlottenburg macht sich keine Sorgen um sein Geschäft. Ähnlich ist die Stimmung bei Gerd Oelschlägel vom „Safari-Reisebüro“ in der Schönhauser Allee. Auch hier: keine Nachfrage, keine Umbuchung. Ob der aktuelle Selbstmordanschlag auf die israelischen Touristen in Kenia, der Anschlag auf Urlauber im tunesischen Djerba oder die Katastrophe auf Bali, Indonesien – die Berliner lassen sich in ihrer Reiselust trotz Terrorattacken offenbar nicht bremsen.

Ohnehin gilt Kenia – anders als noch vor zehn Jahren – inzwischen als Reiseland für eher unkomplizierte Individualtouristen, der Pauschaltourismus ist rückläufig. Im „Safari-Reisebüro“ haben gerade einmal 30 Leute ein Ticket für Kenia gebucht – aber jeweils 200 für Tansania und Südafrika. Ob Kenia oder anderswo: „Die Terrorattacken haben in dieser schnelllebigen Zeit kaum Auswirkungen“, sagt Detlev Koch, Tourismusexperte von TUI Leisure Travels. Einige Kunden erkundigen sich zwar im Reisebüro nach Alternativ-Zielen, die wenigsten aber buchen um.

So auch bei „Passat Reisen“ in der Kreuzberger Gneisenaustraße. „Nach Bali waren die Leute geschockt“, erinnert sich Mitarbeiterin Margit Krampe. Aber das Angebot, auf andere indonesische Ziele auszuweichen, hätten nur die wenigsten angenommen. Frau Krampe: „Die Leute sagen, letztlich kann einem überall was passieren – ob im KaDeWe oder in Kenia.“ Als das Unglück in der Moschee in Djerba geschah, hatte die Reisebüro-Mitarbeiterin gerade Kundschaft, für die keine Alternative in Tunesien zu finden war. „Die Leute sind dann trotzdem hingefahren.“

Ebenso schnell wie die Berichte über die Unglücksorte in den Medien verschwindet auch das letzte Unwohlsein vieler Urlaubslustigen. „Als das auf Bali passierte, hatten wir schon in der Woche danach Neubuchungen“, sagt Markus Rüdiger vom zweitgrößten deutschen Reiseveranstalter, Thomas Cook. Wenn Urlauber ihren Trip nach einem Attentat stornieren, kann das zudem andere, private Gründe haben, so Rüdiger.

In dieser Stadt schicken derzeit rund 1000 Reisebüros Berliner mit Rucksack und Rollkoffer in alle Welt, weiß Christian Boergen, Leiter der Kommunikation beim Deutschen Reisebüro und Reiseveranstalter Verband. Branchenerkenntnissen zufolge lässt sich die Kundschaft von Terrorwarnungen kaum bremsen. Boergen: „Dass die Leute weniger verreisen und fliegen, liegt vielmehr an der schlechten wirtschaftlichen Lage.“ In diesem Sommer verreisten Berliner zunehmend nach Bulgarien, Kroatien, Rumänien und in die Türkei – alles preisgünstige Destinationen. „Für Sicherheit wollen nur die wenigsten mehr bezahlen“, sagt Christian Boergen. Grundsätzlich verzeichne die Reisebranche auch in Berlin seit dem 11.September 2001 bei den Buchungen ein Minus von rund 10 Prozent.

„Die Gefahr ist seit den Bin-Laden-Terroranschlägen eben allgegenwärtig, auch hier“, gibt TUI-Reisefachmann Detlev Koch die Einstellung vieler Kunden wieder. „Es wird schnell wieder vergessen. Nach New York fliegen ja auch alle längst wieder.“

Annette

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