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Altbischof Wolfang Huber.

© dpa

Rekonstruktion einer eskalierten Autofahrt: Der Taxifahrer und der Ex-Bischof

Altbischof Wolfgang Huber wollte nach Potsdam, der Fahrer wollte zuerst fälschlich nach Bayern aufbrechen - und warf Huber am Ende aus dem Taxi, so die Sicht des Altbischofs auf einen Streit mit einem Berliner Taxifahrer. Der wiederum erzählt die Geschichte etwas anders.

Von Sandra Dassler

„Berliner Taxifahrer wirft Altbischof Wolfgang Huber aus dem Wagen“ – so lautete die Meldung, die am Wochenende über die Ticker ratterte. Der frühere Bischof der Evangelischen Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz selbst hatte die Geschichte in die Welt gesetzt – am Donnerstag im Haus der Preußischen Geschichte in Potsdam. Dort sprach er unter anderem auf Einladung des Vereins „Perspektive Berlin-Brandenburg“, die für eine Fusion von Berlin und Brandenburg eintritt. Die Episode mit dem Taxifahrer diente dem wortgewandten Bischof als Gleichnis dafür, wie fremd sich Brandenburg und Berlin weiter seien.

Huber wollte nach Potsdam - und sollte in die Oberpfalz fahren?

Nach Hubers Schilderung hatte der Taxifahrer keine Ortskenntnis von Potsdam und statt „Neuer Markt“ das Wort „Neumarkt“ ins Navigationsgerät eingegeben, worauf ihm die 400 Kilometer lange Strecke zum gleichnamigen Ort in der Oberpfalz angezeigt worden sei. Als der Bischof ihn nach eigenen Angaben zur Eile mahnte, habe ihn der Fahrer kurzerhand aus dem Auto gewiesen. Er habe ihn dann auf Anraten eines anderen Taxifahrers bei der zuständigen Behörde in Berlin angezeigt, erzählte der Bischof dem Publikum. Und hatte keine Hemmungen, die Konzessionsnummer des Taxis mehrfach zu nennen.

Gestern erreichte der Tagesspiegel den Fahrer – der sich sehr überrascht zeigte. „Was, das war ein Bischof?“, fragte er. "Da müsste er doch eigentlich wissen, wie man mit Menschen umgeht." Der Version des Taxifahrers zufolge war Huber am vergangenen Montagabend am Mexikoplatz eingestiegen und wollte nach Potsdam. Er habe ihn darauf aufmerksam gemacht, dass er das Navigationsgerät benutzen würde, da Potsdam außerhalb des Pflichtfahrgebiets liege. Das habe er nicht akzeptiert, sagt der Taxifahrer, sondern sofort geschimpft – etwa nach dem Motto: Wie kann man Taxifahrer sein und sich nicht in Potsdam auskennen?

Taxifahrer bat Ex-Bischof, auszusteigen

„Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht der liebe Gott bin“, sagte der Fahrer weiter. „Normalerweise kennt sich ja der Fahrgast dann aus oder hilft, die Adresse richtig ins Navi einzugeben.“ Der Bischof sei aber immer ungeduldiger geworden, worauf er ihm angeboten habe, ihn umsonst die wenigen hundert Meter zum Taxistand – und einem anderen Fahrer – zurückzubringen, doch der Bischof sei unwirsch geblieben. „Wir sind nur arme Taxifahrer“, sagt der Mann jetzt. „Aber wir sind nicht so klein, dass jeder auf uns herumtrampeln und uns erniedrigen kann.“ Deshalb habe er Huber schließlich gebeten, auszusteigen.

„Ich fahre öfter nach Potsdam“, sagt der Fahrer, „so etwas ist mir noch nicht passiert.“ Der Mann stammt aus dem Iran, hat an der Technischen Universität Berlin studiert und fährt seit 15 Jahren Taxi. Er gibt zu, dass er sich in Potsdam nicht gut auskenne. Aber das würden die Fahrgäste meist verstehen.

Keine Ortskunde-Pflicht in Potsdam

Tatsächlich besteht für Berliner Taxifahrer weder Beförderungs- noch Ortskundepflicht für Potsdam, heißt es beim Taxiverband Berlin-Brandenburg. Unter bestimmten Bedingungen hätten Taxifahrer auch das Recht, die Beförderung von Personen zu verweigern. Bei der zuständigen Aufsichtsbehörde, dem Landesamt für Bürger- und Ordnungsangelegenheiten, ist noch keine Anzeige des Altbischofs eingegangen, sagte der zuständige Abteilungsleiter Christoph Krause. Wolfgang Huber wollte sich zu dem Vorgang nicht mehr äußern.

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