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Weihnachten 2014. Es schneit, es schneit, auch hier in Berlin-Spandau.

© Tsp

Update

Rekordwärmejahr 2014: Na bitte: Es schneit in Berlin und Brandenburg

Dicke Schneeflocken am Stadtrand, weiße Pracht in den Bäumen. Und trotzdem war 2014 ein ungewöhnlich trockenes Jahr. Obwohl es in den nächsten Tagen kälter werden soll, wird dieses Jahr das wärmste je registriert.

2014 war in Berlin das wärmste Jahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen und ein sehr trockenes noch dazu. Offenbar hat der Herr auch zu wenig Hirn regnen lassen: Sonst wären in der Nacht zum Dienstag nicht Kartoffelsalat und Berliner Bouletten auf „den Schwaben Bertolt Brecht“ geprasselt, wie es in einer Bekennermail hieß, die unter anderem beim Tagesspiegel einging. Die Aktion ist so schwachsinnig, dass sie wohl noch nicht einmal das Prädikat „Schwabenhass“ verdient. Aber Petrus war immerhin so gnädig, das Denkmal des Dramatikers vor dem Berliner Ensemble sogleich mit stundenlangem Hochdruckniesel zu reinigen.

Während laut Polizei das Landeskriminalamt zu der Attacke auf Brecht ermittelt, hat der Wetterdienst Meteogroup auf Bitten des Tagesspiegels schon mal eine Jahresbilanz gewagt – bestehend aus dem registrierten Wetter der ersten 357 Tage und der Prognose für die acht, die noch fehlen. Ergebnis: Glatte elf Grad waren es im Schnitt aller Tage und Nächte seit Jahresbeginn an der Referenzstation in Dahlem. Damit ist der bisherige Wärmerekord aus dem Jahr 2007 gleich um 0,4 Grad übertroffen worden. „Bis auf den minimal zu kalten Mai waren alle Monate wärmer als im langjährigen Mittel“, sagt der Meteorologe Jörg Riemann. Nach jener Woche, die am 20. Januar mit extremem Glatteisregen begann und dann eine dünne Schneedecke brachte, sei der Winter praktisch zu Ende gewesen: Februar, März und April waren jeweils etwa vier Grad wärmer als üblich.

So wurde der Temperaturrekord gewissermaßen auf der Langstrecke geknackt, die ja selbst jetzt noch andauert. Die Temperaturspitze von 34,3 Grad am 20. Juli ist jedenfalls weit vom Allzeitrekord entfernt. Der liegt bei 37,8 Grad, gemessen im Juli 1959. Das Jahr 2014 dagegen schaffte den Rekord teilweise im Schlaf: Nachdem sich das Wetter zum Siebenschläfer auf Waschküchenschwüle eingependelt hatte, war es vor allem nachts ungewöhnlich mild. Riemann zählt zehn Nächte, in denen es selbst im luftigen Dahlem nicht kälter als 18 Grad wurde, und sagt: „Das passiert ganz selten.“

Der trockenste Monat war der November, und der aktuelle Regen konnte das Defizit nicht ausgleichen: Statt 589 werden bis Jahresende nur etwa 468 Liter Niederschlag gefallen sein – Kartoffelsalat nicht mitgezählt. Weniger Regen ergab erwartungsgemäß mehr Sonnenschein, nämlich rund 1850 statt der langjährig gemittelten 1625 Stunden.

Nach einem noch mal zehn Grad warmen Heiligabend kühlte es über die Feiertage so weit ab, dass am Freitag sogar dicke Schneeflocken fielen. Aber weiß wird Berlin davon nicht lange: In den Folgetagen wird laut Riemann die Sonne gegen zähen Hochnebel kämpfen, so dass bei leichtem Nachtfrost und Tagestemperaturen knapp über null Grad kaum Nachschub kommen dürfte. Damit liegt das Wetter endlich im Normalbereich.

Die Meteorologen definieren „weiße Weihnacht“ übrigens als eine mindestens einen Zentimeter dicke Schneedecke morgens um sieben an wenigstens zwei von drei Weihnachtstagen. Das hat seit 1892 nur 26 Mal geklappt – und zuletzt 2010, als Berlin noch nicht Haiti war.

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